die dritte meinung: Es braucht eine aufgeklärte Debatte über Suizid und Depressionen, sagt Florian Schmiedler
Florian Schmiedler
ist Projektkoordinator beim Verein „Freunde fürs Leben“. einer gemeinnützigen Organisation zur Suizidprävention in Berlin.
Der heutige Welttag der Suizidprävention macht auf ein Problem aufmerksam, über dessen Größe nur wenige Bescheid wissen: 10.000 Menschen nehmen sich jedes Jahr in Deutschland das Leben. Das sind mehr Todesfälle als durch Verkehrsunfälle, Drogen und Aids zusammen. Hätten Sie das gewusst? Und noch wichtiger: Wüssten Sie, wie Sie reagieren sollten, wenn ein Angehöriger Suizidgedanken äußert?
Wenn nicht, befinden Sie sich leider in guter Gesellschaft. Denn obwohl die Zahlen belegen, dass jeder von uns früher oder später mit dem Thema in Berührung kommt, sind die wenigsten auf solch einen Fall vorbereitet. Dabei können gerade Familie und Freunde zu Lebensrettern werden, wenn sie die Betroffenen in Gesprächen unterstützen und bei der Suche nach professioneller Hilfe begleiten. Aus Unwissenheit und Angst, etwas Falsches zu tun, unternehmen sie aber oftmals nichts. Diese Unwissenheit kostet jeden Tag Menschenleben. Und an dieser Unwissenheit muss sich grundlegend etwas ändern.
Dafür setzt sich der Verein „Freunde fürs Leben“ seit 17 Jahren ein. Mit kreativen Kampagnen klärt er junge Menschen online sowie offline auf und informiert über www.frnd.de, wie man helfen kann und wo es Hilfe gibt. Darüber hinaus fordert Freunde fürs Leben e. V. die Politik zu mehr Verantwortung auf. Denn von staatlicher Seite und an Schulen wird das Thema immer noch stark vernachlässigt. Während es staatliche Aufklärungskampagnen zu Aids und Drogenmissbrauch gibt, lernt heutzutage kein Schüler, was es mit seiner seelischen Gesundheit auf sich hat und wie er sie pflegen und im Ernstfall professionell behandeln lassen kann.
Was wir also brauchen, ist eine aufgeklärte Gesellschaft, in der Menschen jeden Alters über Depression und Suizid Bescheid wissen und keine Angst davor haben müssen, offen über psychische Krisen zu reden. Auf dem Weg dorthin können Sie nach der Lektüre dieses Artikels einen wichtigen Schritt tun: Informieren Sie sich über Depression und Suizid. Achten Sie auf sich und Ihre Mitmenschen. Es kann Leben retten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen