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die drei fragezeichenOffener Brief: Seehofer muss zurücktreten

Foto: privat

Karim El-Helaifi ist 1990 in Berlin geboren Sprecher der „neuen deutsche organisationen“, einem Netzwerk von Initiativen gegen Rassismus. Dort wird am Samstag der offene Brief veröffentlicht: neuedeutsche.org

1 taz am wochenende: Herr El-Helaifi, Sie haben an einem offenen Brief mitgeschrieben, in dem viele Menschen aus Einwandererfamilien CSU-Innen-Heimat-Minister Horst Seehofer zum Rücktritt auffordern. Warum?

Karim El-Helaifi: Seehofer hatte angekündigt, dass er ein „Heimatminister für alle“ sein will. Doch davon merken wir nichts – im Gegenteil. In einer Zeit, in der Neonazis auf die Straße gehen, den Hitlergruß zeigen und „Ausländer raus“ rufen, erklärt der Bundesinnenminister, Migration sei die Mutter aller politischen Probleme. Damit lässt er bewusst die Interpretation zu, unsere bloße Anwesenheit sei das Problem.

2 Was wünschen Sie sich stattdessen von einem Innen­minister?

Ein klares Bekenntnis zur pluralen Gesellschaft. Wir würden gern mal eine Rede von ihm hören, in der er erklärt, dass rassistische Gewalt und Diskriminierung inakzeptabel sind. In der er uns Menschen aus Einwandererfamilien sagt, dass er sich um unsere Sicherheit kümmert. Dass er und seine Leute Rechtsextremismus bekämpfen.

3 Sind Sie von der „schweigenden Mehrheit“ ohne Migrationshintergrund enttäuscht?

Schweigen heißt auch immer zustimmen. Wir wissen in Deutschland, welche Gefahr von schweigenden Mehrheiten ausgeht. Dieses Land hat schon einmal dabei versagt, den Anfängen zu wehren. Deswegen muss man auch mal klar sagen: Genug ist genug! Uns jedenfalls reicht es. Wenn ein Bundesminister Migration zur „Mutterproblematik“ erklärt, hat das konkrete Auswirkungen auf den Alltag von People of Color und Schwarzen Menschen in Deutschland. Und das darf ein Heimat-Innen-Minister nicht zulassen.

Fragen: Simone Schmollack

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