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das wird„Wilhelm Buschs Humor ist in vielem aktuell“

Ihno Tjark Folkerts widmet sich mit Musik und Schauspiel Wilhelm Busch als Maler, Zeichner, Dichter, Musiker, Philosoph, Visionär – und Antisemit

Interview Harff-Peter Schönherr

taz: Herr Folkerts, Sie kündigen Ihren Abend als „heiter“ an. Aber bei Wilhelm Busch geht es ja mitunter recht gewaltvoll zu ...

Ihno Tjark Folkerts: Und antisemitisch!

Wie lässt sich das „heiter“ darstellen? Klammern Sie das aus?

Die Brutalität, die sich bei Busch zuweilen zeigt, ist nicht explizit mein Thema, auch nicht die antisemitische Haltung, die Busch zu eigen war, ganz im Ungeist seiner Zeit, und leider auch wieder der unsrigen. Aber beides wird gezeigt, blitzt mehrfach auf. Es wird auch ge­storben, gelitten, aber mit der Verschmitztheit, in der Busch immer alles wieder ins Heite­re führt.

Sie kündigen auch einen „doppelten Genuss“ an. Worin besteht der?

Der Abend besteht einerseits aus Sprache, aus freiem Schauspiel, andererseits aus Musik, auf Geige und Bratsche. Das ist ein Pari-Pari-Programm, die Musik fungiert also nicht nur als Überleitung, als Bei­ga­be. Busch hat übrigens selbst Bratsche gespielt, und gar nicht schlecht.

Aber Sie stehen nicht als Busch auf der Bühne?

Nein, ich schlüpfe in verschiedenste Rollen. Mal bin ich der Heilige Antonius von Padua, der seine Versuchung übersteht, mal Tobias Knopp auf der Suche nach der richtigen Frau fürs Leben, mal ‚Der Weise’…

Wie ist Ihre Nähe zu Busch entstanden?

Durch meine Großmutter. Ich habe als Bube auf ihren Knien gehockt, und sie hat mir vorgelesen – unter Auslassung der brutalen Passagen. Vor ein paar Jahren kam mir die Idee, aus Busch ein Programm zu machen. Leider droht er in Vergessenheit zu geraten – dabei ist sein Humor unverwüstlich und in vielem aktuell. Auch das Philosophische bei Busch ist nicht von Pappe.

Foto: Birgit Ramsauer

Ihno Tjark Folkerts

Jahrgang 1959, ist Musiker, Schauspieler und Rezitator. „Wilhelm Busch trifft Klassik“ ist sein drittes abendfüllendes Programm und das erste, in dem Folkerts auch als Schauspieler auftritt.

Aktueller Humor bei Busch? Wie muss man sich das vorstellen?

Etwa, wenn von Brutalität die Rede ist, von menschlicher Schwäche. Wenn jemand, ganz offenkundig gut gestellt, von Bescheidenheit redet, seine Ratschläge selbst sabotiert. Das ist zeitlos. Busch hat solche Schwächen sehr treffsicher benannt.

Was habe ich bei Busch philosophisch zu erwarten?

Natürlich ist Busch nicht in erster Linie Philosoph. Aber er war hoch interessiert – und ein großer Verehrer von Schopenhauser und Nietzsche. In einem Brief spricht er von Wiedergeburt und Seelenwanderung; er vertieft das nicht sehr, aber man merkt, dass ihm das Philosophische nicht fehlte. Das zeigt, dass er nicht nur der „Erfinder des Comic“ war, wie es ja oft heißt; dass er nicht nur Kinderbuchautor war wie Kästner.

Auf welches Publikum ist der Abend angelegt?

Auf ein möglichst großes! Aber Kinder und Jugendliche kommen eher selten. Was bedauerlich ist, denn Buschs Sprache ist zwar etwas gestrig, aber wer sich auf sie einlässt, sieht ihren Witz. Viele, die irgendwann zu alt für Busch geworden sind, begegnen ihm bei mir wieder.

Und entdecken neue Facetten?

Konzertlesung Ihno Tjark Folkerts: „Wilhelm Busch trifft Klassik“, Mi, 26. 6., 19.30 Uhr, Bad Rothenfelde, Haus des Gastes; Di, 3. 9., 19.30 Uhr, Westerland/ Sylt, Podium über dem Alten Kursaal

Meist passiert, was zu erwarten ist: Man lacht an den richtigen Stellen. Aber man erstarrt auch an den richtigen Stellen. Zum Beispiel bei: „Juden, Weiber, Christen, / die dich ganz schrecklich überlisten / Und die, anstatt dir was zu schenken, / nicht dran denken.“ Da ist es dann sehr still. Dabei sagt Busch hier ja im Grunde: In allen Gruppen gibt es negative Menschen. Was ja auch stimmt.

Welche Erwartungshaltung hat Ihr Publikum?

Es erwartet: Das kann ja heiter werden! Es will sich amüsieren. Das löse ich ein. Aber das durchbreche ich zugleich. Die Leute erleben bei mir einen differenzierten Busch.

Gibt es einen Satz bei Busch, der Sie besonders verblüfft hat?

Was mir zunehmend gut gefällt, ist: „Lang ist die Kunst, und kurz das Leben. Eben.“

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