das wird: „Wir zeigen unsere Leidenschaft für die Graffiti“
Das Festival „Hidden Treasure“ zeigt im Bremer Quartier Überseeinsel drei Tage lang Graffiti und Urban Art
Interview Jonas Frankenreiter
taz: Herr Stöcker, ein Graffiti-Festival im neu entstehenden Bremer Quartier Überseeinsel – wie ist es dazu gekommen?
Peter Stöcker: Die Idee zum Festival „Hidden Treasure“ ist aus Leidenschaft gegenüber unserer Kunst und der Community gewachsen. Ich habe eine Agentur für Urban Art, Lucky Walls, und bin darüber hinaus auch frei künstlerisch tätig. Ich habe dann mal auf der Überseeinsel gefragt, ob es eine Fassade gibt, die ich gestalten könnte. Die Fassade habe ich unkompliziert bekommen und davor ein wahnsinnig schönes, verwunschenes Gelände entdeckt und vorgeschlagen, dort ein Festival zu veranstalten.
Wie sind Sie zu Ihrem Beruf und zur Kunst gekommen?
Ich bin über meine größeren Brüder mit Hip-Hop in Berührung gekommen und dadurch auch mit Graffiti und habe mit zehn Jahren angefangen zu sprühen. Da ist man über die Jugend hinweg reingewachsen, bei mir ging es relativ schnell in Richtung Auftragsmalerei. Diese hab ich im Anschluss an mein Design-Studium zum Beruf gemacht. Seit 2011 hab ich meine Agentur und gestalte deutschlandweit Fassaden und Wände.
Ist das Festival auch Promotion für die Überseeinsel? Das Projekt wirbt ja ausdrücklich damit, Unternehmen, Wohnen und Kultur miteinander zu verbinden.
Peter Stöcker alias THECUT, geboren 1984, ist Künstler. Nach seinem Designstudium hat er die Agentur für Urban Art in Bremen gegründet.
Wir sind weit davon entfernt, für die Überseeinsel zu sprechen. Ich finde das Projekt aber spannend, weil das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt. Und hierbei wird eben auch kulturelle Nachhaltigkeit bei der Entwicklung dieses Quartiers frühzeitig mitgedacht. Das ist etwas, was ich in Neubauprojekten oft vermisse.
Wie stehen Sie zu Graffiti im öffentlichen Raum?
Um das weiter zu fassen: Kunst im öffentlichen Raum finde ich eine spannende und wichtige Sache, die Städte und Lebensräume aufwertet, die inspirieren kann und Diskussionen fördern kann. Meines Erachtens gibt es nicht die eine Szene, sondern viele verschiedene Akteure, die unterschiedliche Ansichten, Stile und Ansätze haben, und da finde ich manche spannender als andere.
Gibt es ein Spannungsverhältnis zwischen einerseits der Subversion von Graffiti und der Nutzbarmachung von Kunst im öffentlichen Raum?
Urban-Art-Festival „Hidden Treasure“: Fr, 18. 8., bis So, 20. 8., Bremen, Überseeinsel, Stephanikirchenweide 19; Infos: https://www.hidden-treasure-festival.de/
Ich finde es immer schön, wenn Dinge einen Nutzen haben. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass es Graffiti-Hardliner gibt, die das anders sehen. Zu denen gehören wir nicht. Das ist einfach ein anderes Spielfeld, auf dem wir uns bewegen. Um noch mal auf das Thema Szene zu kommen, es gibt weltweit sehr viele Künstlerinnen und Künstler, die viel auf Festivals unterwegs sind und einer legalen Form von Graffiti nachgehen, die Städte gestalten. Da sehe ich mich eher.
Das Motto des diesjährigen Festivals lautet: „We bring the Heat“. Was ist darunter zu verstehen?
Das bedeutet für mich: Wir bringen die Energie, zeigen unsere Leidenschaft, unsere Kunst, aber auch die Energie, die entsteht, wenn Musik auf bildende Kunst trifft. Jeder Künstler ist aber frei darin, den Titel selbst und frei zu interpretieren. Wir beschwören damit auch ein wenig das gute Wetter, nachdem das „Hidden Treasure“ im letzten Jahr eine ziemlich feuchte Angelegenheit war.
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