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das wird„Taliban dürfen nicht anerkannt werden“

Eine Demo in Kiel erinnert an europäische Mitverantwortung für die Situation in Afghanistan

Interview Nina Christof

taz: Frau Mohammadi, haben Sie Familie in Afghanistan?

Lava Mohammadi:Ja, doch fast alle von ihnen schweben in Lebensgefahr. Mein Schwager ist vor über zwei Jahren von den Taliban festgenommen wurden, weil er Demonstrationen organisiert hat. Niemand weiß, ob er noch am Leben ist. Meine Schwester muss ohne ihn und ohne Gehalt fünf Kinder versorgen und durch die Verfolgung immer wieder den Ort wechseln.

Über 90 Prozent der Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Gerät all das momentan in Vergessenheit?

Durch die aktuelle Krise in Europa gibt es kaum Aufmerksamkeit für Afghanistan, obwohl JournalistInnen, Ortskräfte, PolizistInnen und queere Minderheiten täglich verfolgt, gefoltert und getötet werden. Es gibt zwar seit über einem Jahr ein Bundesaufnahmeprogramm, aber noch wurde keine einzige Person dadurch gerettet. Selbst Menschen mit einer Zusage haben immer noch kein Visum. Einige davon wurden mittlerweile getötet oder sind auf der Flucht.

Lava Mohammadi

25, ist eine afghanische FLINTA*-Aktivistin und 2017 für das Studium „Soziale Arbeit und Gesundheit“ an der Fachhochschule Kiel nach Deutschland gekommen.

Was fordert das Kieler Bündnis „Don’ t Forget Afghanistan“, in dem Sie sich engagieren?

Wir erinnern an Deutschlands Mitverantwortung für diese humanitäre Katastrophe und laden dafür PolitikerInnen wie zum Beispiel Luise Amtsberg, die Menschenrechtsbeauftragte im Bundestag, zum Gespräch ein. Die Taliban dürfen nicht anerkannt werden! Obwohl sie überall auf der schwarzen Liste stehen, sitzt man in Europa an einem Verhandlungstisch mit ihnen. Fördergelder für die humanitäre Hilfe sollen durch private westliche Sektoren verteilt und nicht an das Taliban-Regime überwiesen werden.

Es wird oft gefragt, warum so viele Menschen auswandern, anstatt ihr Land zu retten.

Demonstra­tion „Stop forgetting Afghanistan“ mit einer Schildermal­aktion und Redebeiträgen: heute, 16.30 Uhr, Vinetaplatz, Kiel-Gaarden

Wenn die Bevölkerung wieder ihre Menschen- – und Grundrechte – hätte und es Arbeitsmöglichkeiten gäbe, wäre es möglich, dass viele AfghanInnen wieder zurück könnten.

Was kann ich als Einzelperson tun?

Wir dürfen die Menschen in Afghanistan nicht vergessen. Durch Demonstrationen können wir diese Botschaft weitergeben. Diesmal werden wir Plakate und Stifte zur Verfügung stellen, damit die Menschen ihre Emotionen und Wünsche äußern können. Beim Startpunkt, in Gaarden, leben nicht nur viele AfghanInnen, sondern auch andere geflüchtete Menschen, denen wir die Möglichkeit geben wollen, ihre Stimme zu erheben.

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