das wird: „Es istein Katz- und-Maus-Spiel“
Im Literaturhaus Hannover wird über die Proteste im Iran informiert – und darüber, was hier zu tun ist
Christopher Resch
39, seit 2021 Pressereferent bei „Reporter ohne Grenzen“ und freier Journalist.
Interview Sebastian Ridder
taz: Welche Rolle spielt die Provinz Kurdistan aktuell im Iran, Herr Resch?
Christopher Resch: Jina Mahsa Amini, die Mitte September in den Händen der Polizei ums Leben kam, ist in Kurdistan geboren. In ihrer Heimatstadt Saqqez wurde als erstes zu Protesten aufgerufen. Die Kurd*innen sind seit der Islamischen Revolution von 1979 Opfer repressiver Politik iranischer Regierungen. Ihre politischen, sozialen und kulturellen Rechte werden quasi negiert. Deswegen gab es schon seit 1979 immer wieder Protestbewegungen seitens der Kurd*innen.
Welche Einflüsse der Kurd*Innen werden vom Iran gefürchtet?
Autoritäre Regime fürchten mit Blick auf Minderheiten oft separatistische Bestrebungen. Das Regime in Teheran hat öfter versucht, solche Befürchtungen bewusst zu schüren, auch um die Kurd*innen und die kurdische Sache im Land zu isolieren. Aktuell solidarisieren sich aber viele nicht-kurdische Iraner*innen mit den Kurden.
Wie schwierig ist es, Informationen aus dem Iran zu bekommen?
Das Regime hat schnell versucht, den Nachrichtenfluss durch Festnahmen, illegale Hausbesuche und dem Aufspüren von Familienangehörigen der Journalist*innen zu unterbinden. Dazu sperren oder blockieren die Behörden Internet- und mobile Handyverbindungen. Nachrichten finden durch diese Repressionen nur sehr eingeschränkt ihren Weg ins Land oder nach außen. Bilder und Videos von den Protesten zu verbreiten oder gar Menschen mit kritischer Meinung zu interviewen, ist brandgefährlich. Die iranischen Behörden sind zudem sehr erfahren mit auch technisch sehr ausgefeilter digitaler Überwachung und Online-Spionage.
Wie kann das umgangen werden?
„Jin, Jiyan, Azadî – woman, life, freedom“: Info- und Solidaritätsveranstaltung zu Iran und Kurdistan, 9. 12., 18 Uhr, Literaturhaus/Künstlerhaus Hannover, Sophienstr. 2
Viele unabhängige Journalist*innen im Iran nutzen VPN, Programme, mit denen sie die Zensur teilweise umgehen können. Diese VPN werden häufig gesperrt, es ist ein Katz-und-Maus-Spiel – hier versuchen wir als Reporter ohne Grenzen, sie technisch unterstützen.
Wie kann darüberhinaus unterstützt werden?
Jede*r kann solidarisch sein. Wir bekommen immer wieder die Rückmeldung, auch etwa von ehemaligen Inhaftierten, denen wir helfen konnte, dass sie die Solidarität durch schwierige Zeiten getragen hat. Das wirkt auf vielen Ebenen.
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