piwik no script img

das portraitHelmut Dammann-Tamkewill dem Wolf an den Kragen

Im Dauerstreit um den Umgang mit Wölfen hat sich Helmut Dammann-Tamke nun auch ganz offiziell auf die Seite der Befürworter einer „Obergrenze“ und von „wolfsfreien Zonen“ gestellt. „Um ein klares Zeichen zu setzen, dass die Politik endlich handeln muss“, hat der Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) den Beitritt seines Verbandes zum „Aktionsbündnis Aktives Wolfsmanagement“ verkündet. Zugleich stellt sich Dammann-Tamke hinter die im April verabschiedete „Auricher Erklärung“. Die Unterzeichner dieses Positionspapiers sehen – ebenso wie das Aktionsbündnis – durch die Ausbreitung der Wölfe unter anderem die Sicherheit der Deiche gefährdet. In den küstennahen Grünlandgebieten stehe die Anwesenheit von Wolfsrudeln dem Ziel der Weidehaltung entgegen.

„Aus dieser Verantwortung heraus und im engen Schulterschluss mit den Weidetierhaltern kann es ein ,Weiter so‘ nicht geben“, sagt Dammann-Tamke. Der Druck sei groß, weitere Schritte seien fällig. „Es finden so viele Risse statt, dass die Landbevölkerung fordert, dass sich endlich etwas ändern muss“, sagt der Jäger-Präsident. Äußerungen von Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne), dass die Risszahlen zurückgingen, heizten die Stimmung zusätzlich an. „Solche Fake News zu verbreiten, ist eines Ministers unwürdig“, sagt Dammann-Tamke.

Fake News? Kaum. Denn Meyer hat sich bei seinen Aussagen auf aktuelle Angaben der Landesjägerschaft selbst berufen. Demnach ist die Zahl der wild lebenden Wölfe in Niedersachsen im ersten Quartal 2023 zwar leicht gestiegen. Die Zahl der Übergriffe auf Nutztiere ging aber deutlich zurück. In Niedersachsen ist die Landesjägerschaft mit dem Wolfsmonitoring beauftragt, also dem Beobachten, Zählen und statistischen Erfassen der Tiere.

Sie soll diese Tätigkeit gemeinsam mit den rund 100 Wolfsberatern in den Landkreisen ausüben. Von allen erwartet die Landesregierung in Hannover strikte Neutralität. „Insbesondere eine neutrale Positionierung zum Thema Wolf gegenüber Nutztierhalterinnen und Nutztierhaltern und in der Presse ist Bestandteil dieser Grundsätze und Grundlage einer konfliktfreien Tätigkeit“, hatte bereits die rot-schwarze Vorgängerregierung im Februar 2021 erklärt.

Neutralität beim Thema Wolf hatte Dammann-Tamke indes schon damals vermissen lassen. „Es ist nicht so wie in den Grimm’schen Märchen, dass Wölfe nur durch finstere Wälder streifen“, warnte der Jäger-Präsident im Herbst 2021. Es werde Begegnungen zwischen Wölfen bald auch in urbanen Zentren geben. Die Bevölkerung in den Städten werde sich die Frage stellen müssen, „ob sie dem Raubtier weiterhin mit größtmöglicher Toleranz begegnen will und kann“. Er könne niemandem garantieren, dass Begegnungen mit Wölfen immer friedlich verliefen, wenn beispielsweise der Gassi gehende Hund als Konkurrent erkannt und angegriffen werde.

Dammann-Tamke ist nicht nur Jagdpräsident, sondern vor allem Politiker. Von März 2003 bis November 2022 saß er für die CDU im Landtag. Lange Zeit war er stellvertretender Fraktionschef und in dieser Funktion Mitinitiator eines Entschließungsantrags, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. Reimar Paul

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen