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das portraitJekaterinburgs Ex-Bürgermeister Jewgeni Roisman festgenommen

Foto: Vladimir Podoksyonov/ap

„Freiheit für Jewgeni Roisman!“, steht auf einem Pappschild, das eine Frau in Jekaterinburg in den Händen hält. Roisman habe ihr geholfen, vor allem mit der Beerdigung ihres Mannes, sagt Natalja Turkeewa, die im Rollstuhl sitzt. Kurz darauf trifft die Polizei ein. Sie solle verschwinden, andernfalls werde sie festgenommen. Genau dieses Schicksal ereilt Jewgeni Roisman, ehemaliger Bürgermeister von Jekaterinburg (bis 1991 Swerdlowsk), am Mittwochmorgen. Seiner Festnahme geht eine Hausdurchsuchung voraus. Der Politiker und Unternehmer wird beschuldigt, die „russische Armee diskreditiert“ zu haben. Ihm drohen bis zu fünf Jahren Haft.

Russische Gefängnisse kennt Roisman aus eigener Anschauung. Anfang der 1980er-Jahre wird der heute 59-Jährige wegen Betrugs, Diebstahls und illegalen Besitzes von Stichwaffen zu zwei Jahren und 14 Tagen Haft verurteilt. 1985 nimmt er in Jekaterinburg ein Geschichtsstudium auf, das er nach zahlreichen Unterbrechungen erst im Jahr 2000 abschließt.

Zu diesem Zeitpunkt erfreut sich Roisman in seiner Heimatstadt bereits großer Bekannt- und Beliebtheit, weil er sich mit der von ihm gegründeten Stiftung „Stadt ohne Drogen“ dem Kampf gegen Suchtmittel verschrieben hat. Jekaterinburg ist in den 1990er-Jahren ein echtes Eldorado für Dealer und Heroin auf der Straßen frei erhältlich. Die Strafverfolgungsbehörden unterhalten einträgliche Verbindungen zu den Verkäufern. 2003 wird Roisman als Abgeordneter in die Duma gewählt, wo er im Ausschuss für Sicherheit mitarbeitet. Drei Jahre später tritt er im Gebiet Swerdlowsk bei den Kommunalwahlen an. Seine Gegner versuchen, ihn zu diskreditieren – mit angeblichen Verbindungen zur Unterwelt und der ­eigenen „Knastvergangenheit“ – ohne Erfolg. Der Sprung in die Bezirksduma gelingt.

2013 wird Roisman zum Bürgermeister von Jekaterinburg gewählt – ein Ergebnis zahlreicher persönlicher Treffen mit den Wäh­le­r*in­nen in den Höfen ihrer Häuser, wie Be­ob­ach­te­r*in­nen meinen. Im Mai 2018 tritt Roisman von dem Posten des Bürgermeisters zurück. Als Begründung für diesen Schritt führt der Vater von fünf Kindern die Abschaffung der Direktwahl des Bürgermeisters an. Dies sei ein Verrat an den Ein­woh­ne­r*In­nen und den Interessen seiner Stadt, daran wolle er sich nicht mehr beteiligen, schreibt er auf Twitter.

Seit Mai 2017 betreibt Roisman einen ­Youtubekanal, auf dem er sich über aktuelle Fragen auslässt. Ende März 2022 werden gegen ihn erstmals Geldstrafen von umgerechnet 1.600 Euro wegen Diskreditierung der russischen Armee verhängt. Im Mai gibt es nochmal 1.400 Euro drauf. Grund: Eine Veröffentlichung Roismans in den sozialen Netzwerken, in der er sich despektierlich über Russlands Außenminister Sergej Lawrow geäußert haben soll.

Rückendeckung bekommt er von dem ­Swerdlowsker Gouverneur Jewgeni Kujwaschew. Er habe so seine Probleme mit Roisman gehabt, zitiert ihn das Nachrichtenportal Mediazona. Dennoch verdiene er Gerechtigkeit und Respekt. Barbara Oertel

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