das portrait: Antje Niewisch-Lennartzspricht mit Missbrauchsopfern
![](https://taz.de/private/picture/5631550/516/973214.jpg)
Gut zuhören und vermitteln musste Antje Niewisch-Lennartz schon in ihren früheren Ämtern. Die heute 56-Jährige war Richterin und Ministerin, bevor das katholische Bistum Hildesheim sie im Frühjahr 2019 zur Leiterin einer externen Untersuchungskommission berief. Diese soll die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen den 1988 verstorbenen früheren Hildesheimer Bischof Heinrich Janssen und andere kirchliche Würdenträger aufklären.
Geklärt werden soll, welche Rolle die Führungsebene des Bistums im Umgang mit Priestern spielte, die in der Amtszeit Janssens tätig waren und des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurden. Ebenso soll die Kommission untersuchen, ob es ein Beziehungsgeflecht der mutmaßlichen Täter untereinander gab, das durch ein bestimmtes Personalmanagement gefördert wurde.
Mit vertraulichen Gesprächsangeboten suchen Niewisch-Lennartz und ihr Team derzeit nach weiteren Zeitzeugen. Das können Betroffene sexualisierter Gewalt sein, aber auch aktive oder ehemalige kirchliche Mitarbeitende, Gemeindemitglieder oder weitere Personengruppen wie frühere Ministranten, die Angaben zum Thema machen können. Der jetzige Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat klargestellt, dass in der Vergangenheit ausgesprochene Schweigegebote keine Wirkung mehr haben. Den nächsten Termin bietet Niewisch-Lennartz am 23. Oktober an – im Grenzdurchgangslager Friedland bei Göttingen.
Antje Niewisch-Lennartz arbeitete nach ihrem Jura-Studium in der Geschäftsführung des Studierendenwerks der Gesamthochschule Kassel. Von 1986 bis 2013 war sie als Richterin bei Verwaltungsgerichten und beim niedersächsischen Landesbesauftragten für den Datenschutz tätig, zudem engagierte sie sich bei den Grünen und in der Kommunalpolitik. In den folgenden vier Jahren amtierte sie als Justizministerin des Bundeslandes.
In anderer Funktion kam Niewisch-Lennartz nicht zum Zuge: Sie hatte angeboten, im Streit um ein Buntglasfenster zu moderieren, das Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) der Marktkirche in Hannover schenken will. Dieter Oesterleben, Erbe jenes Architekten, der nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau der Kirche leitete, hält das Fenster für nicht vereinbar mit dem Baukonzept und lehnte eine Mediation ab. Reimar Paul
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen