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das portraitSymbol eines absurden Strafrechts: Evelyn Hernández

In El Salvador lauern viele Gefahren auf eine junge Frau: auf der Straße und vor Gericht. Evelyn Hernández mit ihren gerade 21 Jahren hat auf beiden Schauplätzen das Schlimmste erlebt. Ihre Heimatstadt Cojutepeque, rund 35 Kilometer östlich der Hauptstadt San Salvador, wird seit Jahren von Straßengangs, den sogenannten Maras, heimgesucht. Sie erpressen Schutzgelder, terrorisieren Anwohner und nehmen sich, was sie haben wollen, darunter auch Frauen.

Die Schülerin Evelyn wurde im Alter von 17 Jahren regelmäßig von einem Bandenmitglied vergewaltigt. Sie schwieg aus Scham und weil sie bedroht wurde. Dass sie im achten Monat schwanger war, hat sie laut Gerichtsakten gar nicht gemerkt. Auch dass am 6. April 2017 der Fötus abging, als sie auf der Latrine saß, erfuhr sie erst im Krankenhaus, wo sie wegen starker Unterleibsblutungen versorgt wurde. Wenig später fand sie sich wegen schweren Mordes vor Gericht, das eine Strafe von 30 Jahren Haft verhängte. Die Staatsanwaltschaft hatte die Höchststrafe von 40 Jahren gefordert. El Salvador hat seit 1998 eines der schärfsten Abtreibungsverbote der Welt.

Evelyn Hernández wurde schnell zu einer Symbolfigur, an der das Absurde der Gesetzgebung anschaulich wurde. Frauen mit Totgeburten landen ebenso vor Gericht, wie solche mit Geburtskomplikationen. Feministinnen und Menschenrechtsaktivisten in aller Welt setzten sich für die Wiederaufnahme ihres Falles ein. Eine Obduktion bestätigte schließlich, dass der Fötus nicht durch Zutun der Mutter, sondern an einer Lungenentzündung gestorben sei. Der Oberste Gerichtshof verwies den Fall im vergangenen Dezember wegen schwerer Fehler bei der Beweiswürdigung an die erste Instanz zurück. Nach 33 Monaten Haft wurde Evelyn im März freigelassen. Das Gericht in Cojutepeque sprach dann am Montag das erlösende Urteil: Freispruch aus Mangel an Beweisen. Für die Anwältin Bertha María Deleón ist der Freispruch ein wichtiger Präzedenzfall für 16 weitere Frauen, die nach demselben Paragrafen verurteilt wurden. Ralf Leonhard

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