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das portraitEmanuel Buchmann tourt ruhig auf den vierten Platz

Emanuel Buchmann hat sich bei dieser Tour de France in die Elite der Rundfahrer katapultiert. Der Schreinerssohn aus Ravensburg muss zwar mit der Holzmedaille vorlieb nehmen. Aber er zeigte keine Enttäuschung, im Gegenteil. „Platz 4 ist richtig geil. Wir hatten die Top 10 als Ziel, jetzt ist es der vierte. Das ist Wahnsinn“, sagte der 26-Jährige am Ziel der letzten und entscheidenden Bergetappe in Val Thorens.

So ganz mochte man ihm die Sache mit dem Wahnsinn nicht abnehmen. Zu gefasst, zu bodenständig wirkte der Kapitän des Bora-hansgrohe-Teams auch in der Stunde seines bislang größten sportlichen Erfolgs. Aber eben auch so wie er sich die ganzen drei Wochen Tour de France präsentiert hatte: Trocken und routiniert hielt er nicht nur durch, sondern fuhr mit den Besten mit. In den Pyrenäen war er der Schatten des späteren Toursiegers Egan Bernal. Sekundengleich kamen sie auf dem Tourmalet ins Ziel, sekundengleich auch in Foix. Nur in den Alpen war er deutlich schwächer als der Sieger, verlor eine Minute und 36 Sekunden. Er war dort aber immerhin fast gleichauf mit dem Gesamtzweiten Geraint Thomas und dem Gesamtdritten Steven Kruijswijk; der Waliser war in den Alpen sechs Sekunden schneller, der Niederländer zwei Sekunden langsamer. Nur drei deutsche Fahrer waren in Geschichte der Tour de France besser Platziert als Buchmann. Kurt Stöpel 1932 als Zweiter, Jan Ullrich, der Toursieger von 1997, und Andreas Klöden, der 2004 und 2006 auf dem Podium in Paris gestanden hatte.

„Ich habe mich im Kreis der Besten etabliert“, lautete daher zu recht Buchmanns Fazit. Während der drei Wochen in Frankreich bekam er auch Hunger auf mehr. „Ich habe mich Jahr für Jahr gesteigert, und ich bin noch nicht am Ende meiner Entwicklung“, sagte er. Gleichzeitig forderte er Entwicklungsprozesse beim Team ein. „Mal schauen, was möglich ist, wenn wir mit mehr Bergfahrern, mit mehr Männern für das Hochgebirge am Start stehen.“ Das zeugt von Selbstbewusstsein. Der schmächtige Bursche aus Oberschwaben wächst immer stärker in eine Führungsrolle hinein. Tom Mustroph

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