das portrait: Daniel Günther steht Angela Merkel bei
Im Frühjahr 2017 kannten viele Menschen in Schleswig-Holstein den damaligen Spitzenkandidaten der CDU gar nicht. Dann wurde Daniel Günther Ministerpräsident und bildete die erste Jamaika-Regierung Deutschlands. Wenn der 44-Jährige sich – wie in diesen Tagen – gegen einen „Überbietungswettbewerb“ in der Flüchtlingspolitik ausspricht und damit Angela Merkel gegen ihren Widersacher und Innenminister Horst Seehofer unterstützt, wird dieser Satz bundesweit gehört.
Und Günther? Nimmt sich das Recht auf einen politikfreien Tag pro Woche und schlägt „Entschleunigung“ auch für den Rest der Politik- und Medienbranche vor. Keine Frage: Der Landesparteichef und Vater einer Tochter weiß, dass sich die Welt weiterdreht, auch wenn er das nicht kommentiert – einer, der sich selbst nicht zu wichtig nimmt.
Was nichts mit Bescheidenheit zu tun hat: Günther kennt seine Fähigkeiten. Dass er nicht nur den netten Ton drauf hat, wissen die Mitglieder des Kieler Landtags, dem er seit 2009 angehört: Er nannte die von Torsten Albig geführte Regierung „Küstennebelkoalition“, und für die Forderung nach Schweinefleischtagen in der Kita bekam er auch Beifall von der falschen Seite. Es mache ihm nicht aus, „wenn es mal deftig wird“, sagte der bekennende Katholik: „In der Politik muss man überspitzen.“
Mit 17 Jahren trat Günther in die Junge Union ein, er radelte dafür eigens aus seinem Heimatort Eckernförde in die Kreisstadt Rendsburg. Er studierte Politik, Volkswirtschaft und Psychologie, wollte dann als Geschäftsführer oder Pressesprecher in die Wirtschaft: „Obwohl das bei meinem Werdegang anders aussieht, bin ich in die Berufspolitik eher so reingerutscht.“
Die CDU machte ihn zum Kreis- , dann zum Landesgeschäftsführer. Von 2005 bis 2012 managte er die Parteigeschäfte, bis sie im Sommer 2012 die Macht an die SPD verlor. Eine schwere Zeit für die Partei, die als „zu alt, zu männlich, zu ländlich“ wahrgenommen wurde. Mehrere Parteivorsitzende arbeiteten sich daran ab, das zu ändern – jetzt tritt Günther für die Modernisierung ein, auf Landes- und vielleicht irgendwann auf Bundesebene. Esther Geißlinger
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen