das portrait: Michael Bonitz sorgt sich um die Wissenschaft
Der Auslöser, sagt Michael Bonitz, das seien natürlich Trump und seine „alternativen Fakten“ gewesen. Aber das Problem reiche weiter zurück: „Dass wissenschaftliche Erkenntnisse geleugnet werden, der Klimawandel, zum Beispiel“, das habe ja Tradition, in den USA vielleicht mehr als hierzulande – „aber die Skepsis entwickelt sich auch hier“.
Als Bonitz vor etwas über einem Jahr auf den in Washington geplanten „March for Science“ stieß – eine Demonstration für die Wissenschaft also – und darauf, dass es andernorts „Satellitenveranstaltungen“ geben würde, dachte er sich: „Da müsste sich auch Kiel beteiligen.“
An der dortigen Christian-Albrechts-Universität (CAU) ist der 57-Jährige Professor für Theoretische Physik, er sitzt auch im Hochschulsenat. Wie erstmals im vergangenen Jahr wird die CAU auch in diesem Jahr mitmachen beim Marsch für die Wissenschaft – ohne den Marsch allerdings: In mehreren deutschen Städten, darunter Bremen, gehen Menschen am Samstag, dem eigentlichen Aktionstag auf die Straße (Näheres unter marchforscience.de). In Kiel setzt man dagegen schon am heutigen Abend auf den Austausch, auf Vorträge und Diskussion – und das „Project Lighthouse“: Schon im vergangenen Jahr hatten Kieler Informatik-Studierende das markante Uni-Hochhaus genutzt für ein leuchtendes Bekenntnis zur Wissenschaftlichkeit.
„Wir suchen den Kontakt mit der nicht-akademischen Bevölkerung“, sagt Bonitz, der in Leningrad zur Welt kam, weite Teile seiner Ausbildung noch jenseits von Mauer und Eisernem Vorhang absolvierte und nach Aufenthalten unter anderem in den USA seit 2003 in Kiel lehrt und forscht. Dabei gehe es aber nicht ums Ausstellen irgendwelcher verblüffenden Erfolge: „Wissenschaft ist ein komplizierter und anstrengender Weg, mit vielen Fehlentwicklungen“, sagt er. „Aber das Besondere ist, dass die Wissenschaft solche Entwicklungen immer selbst korrigiert.“ Alexander Diehl
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