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das portraitDie US-Kongress-abgeordnete Frederica Wilsonlässt nicht locker

Foto: ap

„Trump hat sich mit der falschen Frau angelegt“, titelte die US-Zeitung Politico am Samstag. Die „falsche Frau“ ist Frederica Wilson, eine afroamerikanische Kongressabgeordnete der Demokratischen Partei aus Florida. Die 74-Jährige liefert sich derzeit eine Fehde mit dem US-Präsidenten. Anlass: Donald Trumps Umgang mit den Familien gefallener Soldaten.

Die Politikerin war dabei, als Trump der Familie des ebenfalls afroamerikanischen Soldaten La David Johnson, der Anfang Oktober in Niger im Einsatz gefallen war, telefonisch sein Beileid aussprach. Inzwischen hat Frederica Wilson Teile des Gesprächs öffentlich gemacht. Trump habe der Witwe erklärt, der Soldat „wusste, worauf er sich [in einem Kampfeinsatz] einlässt, aber ich vermute, dass das trotzdem schmerzt“.

Johnsons Mutter bestätigte die Angaben. Wilson kommentierte: „Das sagt man doch nicht einer trauernden Witwe.“ In bewährter Manier wetterte Trump daraufhin auf Twitter gegen die Abgeordnete. Er bezeichnete sie als „verrückt“. Frederica Wilson ließ sich nicht einschüchtern. Im Politico-Interview bezeichnete sie Trump als „Lügner“ und „Trottel“, der keine Ahnung habe, wie man das Präsidentenamt führe.

Die Tochter eines Bürgerrechtsaktivisten stammt aus dem armen Miami Gardens. Dort sind mehr als Dreiviertel der Einwohner schwarz. Racial Profiling – dazu gehört etwa die besonders scharfe Behandlung oder Kontrolle durch Polizisten auf Grundlage der Hautfarbe – ist an der Tagesordnung.

Als Abgeordnete im Parlament von Florida setzte Wilson sich gegen die Benachteiligung schwarzer Jugendlicher ein. Als der afroamerikanische Jugendliche Trayvon Martin 2012 vom Weißen George Zimmermann in vermeintlicher Notwehr erschossen wurde, ergriff sie öffentlich Partei gegen den Todesschützen.

In ihrem Wahlkreis in Florida genießt Wilson hohe Zustimmungswerte. Im Jahr 2016 wurde sie mit 78 Prozent wiedergewählt.

Das Elend der schwarzen Bevölkerung in den Innenstädten der USA ist ihr großes Thema. Sie war früher Grundschuldirektorin in einem der schwierigsten Bezirke des Kreises Dade in Florida und kennt das harte Leben auf der Schattenseite der US-Gesellschaft gut.

In Runde zwei des Schaukampfs Trump vs. Wilson schickte der US-Präsident deshalb lieber seinen Stabschef John Kelly in den Ring, dessen Sohn ebenfalls als US-Soldat im Einsatz gefallen ist. Kelly warf der Abgeordneten vor, bei einer Rede 2015 mit ihrem guten Verhältnis zum damaligen US-Präsidenten Obama und ihrem Zugang zu öffentlichen Geldern angegeben zu haben. Der Vorwurf ist falsch, wie ein Video der Rede zeigt.

Mit ihrer neuen Prominenz geht Wilson ironisch um. „Ihr wollt mir doch nicht etwa sagen, dass ich jetzt so berühmt bin, dass das Weiße Haus sich für mich und meine Aussagen interessiert?“, sagte Wilson dem TV-Sender ABC. „Das ist phänomenal. Ich muss meinen Kindern sagen, dass ich jetzt ein Rockstar bin.“ Jörg Wimalasena, Berlin

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