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das ding, das kommtDer Parkplatz der leeren Versprechungen

Bis vor ein paar Jahren war ja nicht mal klar, ob es sich bei der Hammaburg, der symbolträchtigen „historischen Keimzelle“ Hamburgs, nicht doch bloß um einen Mythos handelt – nichts als projizierte Sehnsucht nach authentischem Grund. Dreimal buddelten Archäolog*innen am Domplatz in der Innenstadt: in den Nachkriegsjahren, in den 1980er-Jahren und noch mal von 2005 bis 2006. Direkte Beweise für eine Burg oder Siedlung fanden sie zunächst nicht. Aber Anfang 2014 meldeten sie doch noch Erfolg. Das Team des Archäologischen Museums Hamburg schaute sich entnommene Erdkrümelchen noch mal genauer an und fand tatsächlich Spuren von Befestigungsanlagen, Gräben und Wallresten.

Es gab also eine Siedlung, davon gehen alle nun aus. Und dass sie schon eher stand, als man bis dahin angenommen hatte, nämlich im 8. Jahrhundert. Auch der Grundriss ist klar: Rund 50 Meter breit war die von Palisadenzaun und Graben geschützte Anlage. Eine Kirche wiederum, die man angenommen hatte, gab es nicht. Was es lange Jahre in Hamburg auch nicht gab: Eine gute Idee, was mit dem geschichtsträchtigen Ort anzufangen wäre – hier stand, bis die Hamburger*innen ihn zu Beginn des 19. Jahrhunderts abrissen, der Dom, Zentrum des städtischen Lebens.

Ein schön langes Wort hat der Landschaftsplaner und Architekt Hinnerk Wehberg für die „Erinnerungslücke“ in der offiziellen Dom­platz-Broschüre der Stadt gefunden: „Trümmerrestzwischennutzungsgrundstück“. Denn bis 2008, als dort im Anschluss an die letzten Grabungen ein Park nebst beleuchteten Quadern entstand, seien alle Pläne „immer wieder um die Leere, die Tabula rasa“ „gravitiert“, schreibt in derselben Broschüre der Kunsthistoriker und Archäologe Hermann Hipp: „Um den leer geräumten, leer gebliebenen, leer gebombten, leer geräumten Domplatz“. Lange ließ man dort nämlich typisch hanseatisch einfach einen Raum stehen, der wie kein zweiter städtischer Raum immerzu um das Problem von Leere und Fülle gravitiert: einen Parkplatz.

Weil der nun dort anstelle des Parkplatzes Platz habende Park zwar schöner zum Verweilen ist, ihm aber wenig identitätsstiftende und tourismusvermarktbare Geschichte anzusehen ist, bietet das Archäologische Museum nun zumindest einen virtuellen Blick in jene Zeit, in der man doch so gern ein historisches Fundament hätte. Wer ins wie ein Fernglas anmutende Archäoskop blickt, schaut virtuell aus der Hammaburg hinaus – und sieht Gebäude und herumtollende Schweine. Und wer ganz genau hinsieht, erkennt als Silhouette im Hintergrund, genau: die Elphi! Robert Matthies

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