das ding, das kommt: Peinliches im CD-Regal
Ob er sie am Montag mitbringt, seine „KuRo“, wie treue Fans diese „meistens zu 95% super“ (Amazon-Kundenrezension) zusammengestellte Schmusesongcompilation nennen? Belegbar ist: Auch in der eigenen Aussagen zufolge mehrere Tausend CDs umfassenden Musiksammlung des Hamburger Kultursenators findet sich eine „Kuschelrock“ – seine wohl „peinlichste“ CD, verriet Carsten Brosda (SPD) unlängst der Bild: „Die existiert aber nur noch, weil ich so schlecht Sachen wegwerfen kann.“
Mut zum gemeinhin als „peinlich“, zumindest aber erklärungsbedürftig geltenden Musikgeschmack – zumal unter als „seriös und kulturinteressiert“ Geltenden – kann man Brosda jedenfalls attestieren, so wie seinem DJ-Kollegen am kommenden Montagabend: Rainer Moritz, Chef des örtlichen Literaturhauses. Dessen Herz nämlich schlägt schon lange für Schlager (über den er im Jahr 2000 auch das Reclam-Büchlein „Schlager. 100 Seiten“ verfasste); das Brosdas wiederum seit einem einjährigen Texas-Aufenthalt für, ja: Songwriter-Country.
Wie es dazu kommt, dass Menschen nun gerade von Dolly Partons „Coat Of Many Colors“ oder Udo Jürgens’ „Ich schrieb nie ein Lied für Karin“ ergriffen werden (während alle „KuRo“ verlässlich bieder und schmalzig finden); wer oder was also Schuld hat an einer musikalischen Sozialisation: Solche ja tatsächlich „schwierige Fragen“, so steht’s im Ankündigungstext, wollen beide dort mit Musikbeispielen angehen und sich so erklären.
Und da schließt sich die Scheibe: Was sich auf der „KuRo“ konkret an Stücken findet (und ob es gefällt), das war ja immer herzlich egal: Erinnerungsscheiben sind diese Sampler, an den ersten Kuss oder Beischlaf – oder genau daran vielleicht lieber doch nicht?
Peinlich eben. (matt)
Mo, 5. 2., 19.30 Uhr, Hamburg, Literaturhaus
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