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das ding, das gehtHamburg sagt Tschüss zu Johan Christian Dahl

Biografien halten mitunter der Überprüfung nicht stand. Da werden Daten verschoben und Fakten geschönt. Nicht anders ist es bei der Geschichte der Dinge. Hier sind es die Kontexte und Umstände, die mit den Objekten Befasste auf ihre Weise ausnutzen. Die Provenienzforschung der Hamburger Kunsthalle prüft deshalb nicht nur in der NS-Zeit Erworbenes. Manchmal ist auch ein viel jüngerer Sammlungszugang zweifelhaft, wie die 1988 erworbene Ölstudie „Elbe und Neustädter Ufer in Dresden im Abendlicht“ des romantischen Malers Johan Christian Dahl von 1837.

Schon beim Kauf gab es Hinweise auf eine zweifelhafte Herkunft aus der „Städtischen Sammlung Cottbus“. Der inzwischen in der BRD lebende Anbieter versicherte, seine Familie habe das Bild nach 1945 aus dem Handel in Cottbus erworben. Und überhaupt: Er sei dort aufgewachsen und es gäbe dort gar kein Städtisches Museum. Das ist nachweislich falsch, auch wenn die Sammlungen des 1887 gegründeten Stadtmuseums öfter aufgeteilt wurden und immer wieder in andere Gebäude umziehen mussten, bis sie kriegsbedingt ausgelagert wurden. Dass es dann zu Plünderungen kam, steht heute auf der Website der Cottbusser Museen – aber so etwas war 1988 noch nicht verfügbar. Damals wurde von Kunsthalle und Kulturbehörde kurzerhand beschlossen, man werde erst über den Verbleib des Bildes wieder nachdenken, wenn die DDR das offiziell verlangen sollte. Die Grenze schien in diesen Fall sehr praktisch. Und nach dem Ende dieses Staates waren solche Details nicht vorrangig. Nach fast 20-jährigen Untersuchungen und Verhandlungen wurde das Bild jetzt aber entschädigungslos an Cottbus zurückgegeben. Zum Abschied wird es in einer kleinen Studioausstellung noch einmal präsentiert.

Das besondere Interesse an Johan Christian Clausen Dahl (1788–1857) liegt darin, dass er einer der Vorreiter der vor Ort erstellten Ölstudie war. Vor ihm wurde draußen meist nur gezeichnet und die Landschaft in Öl erst im Atelier angelegt – so wie bei Caspar David Friedrich, mit dem der gebürtige Norweger und seinerzeit hoch ausgezeichnete Kunstprofessor von 1818 bis 1840 in Dresden jahrelang in Hausgemeinschaft lebte. Den Blick aus dem Fenster dieses Hauses zeigt das Bild, um das hier geht.

Schon 1913 wurde es beim Aufbau der Cottbusser Sammlung von Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts um den 1798 dort geborenen Carl Blechen erworben. Überraschenderweise ergibt sich mit diesem Lausitzer Landschaftsmaler ein weiterer Bezugspunkt zwischen Hamburg und Cottbus: Für die Abschiedsausstellung kam als Leihgabe von dort Blechens kleines, ganz unromantisches, fast schon kubistisch wirkendes Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“. Denn das war von 1911 bis 1924 Teil der Sammlung der Kunsthalle, bevor es von Direktor Gustav Pauli verkauft und später von der Stadt Cottbus erworben wurde.

Die beiden Bilder werden im Kabinett 24 des Rundgangs präsentiert, samt Dokumentation und einer Vitrine mit Archivalien. Zudem sind aus der Hamburger Sammlung zum Vergleich drei weitere Ölstudien von Dahl zu sehen, ein „Gewittersturm bei Dresden“, eine „Wolkenstudie“ und der ungewöhnliche, abendhimmelwärts gerichtete Ausschnitt von zwei Kopenhagener Kirchturmspitzen. Auch zwei größere Werke von Dahls zahlreichen Reisen wurden gehängt: ein „Blick auf Neapel“ und eine große, nordische Landschaft sowie drei Werke von Carl Blechen.

Nach diesem wohlbegründeten Abschied geht die „Elblandschaft“ nach dem 8. August an die – wie es heute korrekt heißt – „Carl-Blechen-Sammlung der Stadt Cottbus bei der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz“.

Hajo Schiff

„Goodbye and Hello“: bis 8. 8., Hamburger Kunsthalle, Kabinett 24

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