corona in hamburg: „Theater mit Abstand funktioniert“
Premiere „Paradiso“: Do, 20 Uhr, Schmidts Tivoli
Interview Moritz Klindworth
taz: Herr Littmann, wie funktioniert Theater mit Abstand?
Corny Littmann: Theater mit Abstand funktioniert. Das ist die wichtigste Meldung. Unter besonderen Bedingungen natürlich. Die Abstandsregelung heißt im Moment 1,5 Meter von einer Besuchergruppe zur anderen. Zu einer Besuchergruppe deshalb, weil Menschen aus zwei Haushalten zusammen sein können. Wir haben im Tivoli deshalb nur 250 statt 620 Plätze. Die Regeln werden aber voraussichtlich ab morgen mit aller Vorsicht gelockert werden.
Wie wollen Sie für die Zuschauer eine vertraute Atmosphäre schaffen?
Wir schaffen eine ganz besondere Atmosphäre, indem wir den ganzen Saal in einen großen paradiesischen Garten verwandeln. Die Menschen sitzen also nicht in einem Theatersaal, sondern in einem großen Garten, verteilt auf die Gartenfläche. Wir haben mehrere Hundert Pflanzen, die wir im Saal verteilen, eine spezielle Beleuchtung sowie ein ganz besonderes Bühnenbild. Die Zuschauer werden sich, wenn sie das Theater kennen, in einer ungewohnten, aber sehr fantasievollen Umgebung wiederfinden.
Sie öffnen, obwohl Sie Verlust machen. Erwarten Sie eine finanzielle Kompensation durch die Stadt?
Ob wir Verlust machen oder nicht, hängt in erster Linie von der Resonanz des Publikums ab. Im Zweifel sind auch die Kosten entscheidend, die die Vorstellung verursacht. Das ist nicht definitiv absehbar. Absehbar ist, dass wir beim Ein- und Auslass einen erhöhten Personalbedarf haben – höher als in einer normalen Vorstellung im Tivoli. Wir werden sehen, inwieweit wir finanzielle Hilfe durch die Stadt benötigen, um die Vorstellung durchzuführen.
Sind Sie ein Pilotprojekt für das Reeperbahn-Festival im September?
Corny Littmann67, ist Regisseur, Schauspieler, Aktivist und Mitbesitzer von Schmidt-Theater und Schmidts Tivoli.
Erst mal sind wir ein Pilotprojekt für die deutsche Theaterszene. Ich kenne kein anderes Theater in Deutschland, das den Spielbetrieb wieder aufgenommen hat. Deswegen werden viele Theatermacher am Donnerstag auf das Tivoli schauen. In der Folge gilt das für alle Veranstaltungen, auch für das Reeperbahn-Festival.
Spüren Sie eine Verantwortung für Ihre Branche?
Verantwortlich sind wir für unsere Zuschauer und für unsere Künstler. Wir haben viele Maßnahmen getroffen, die gewährleisten, dass unser Publikum sicher das Tivoli betreten und die Vorstellung genießen kann. Wir haben alles dafür getan, dass unser Publikum und unsere Künstler geschützt sind. Es können zum Beispiel nur Künstler auftreten, die vorher negativ auf Corona getestet wurden.
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