piwik no script img

corona in hamburg„Mit Mundschutz in die Kirche“

Ulrike Murmann58, ist Hauptpastorin an St. Katharinen und Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost.

Interview Pascal Patrick Pfaff

taz: Frau Murmann, St. Katharinen soll ein Ort der Ruhe sein. Ist es in Coronazeiten ein bisschen zu ruhig?

Ulrike Murmann: Vor Corona hatten wir jeden Tag viele Besucher: Tourist*innen und Menschen, die von der Innenstadt in die Hafencity gehen. Sie kamen zu uns, hielten inne und zündeten eine Kerze an. Nun merken wir deutlich, dass sowohl im Alltag als auch zum sonntäglichen Gottesdienst weniger Menschen kommen als früher. Zum Gottesdienst kommen normalerweise zwischen 100 und 250, zuletzt waren es weniger als 100.

Wie begegnet die Kirche den damit verbundenen Herausforderungen?

Wir betreiben am Telefon vermehrt Seelsorge: zuhören, verstehen, Trost geben, Mut machen. Ebenso gibt es Videoandachten und Podcasts; wir streamen die Gottesdienste und verschriftlichen unsere Predigten, um sie Menschen zu senden, die uns nicht besuchen können. Und wir müssen natürlich die Abstandsregeln berücksichtigen. Außerdem haben wir ein Hygiene- und Schutzkonzept für die Kirche erarbeitet.

Was beinhaltet das?

Wir wollen einen sicheren und geschützten Raum für die Menschen bieten. Daher soll sich jeder die Hände desinfizieren und mit Mundschutz in die Kirche kommen. Wenn wir Gottesdienst oder Andacht feiern, nehmen wir die Kontaktdaten auf. Im Falle einer Ansteckung kann somit die Infektionskette überprüft werden. Nach einem Monat werden die Daten vernichtet. Ebenso haben wir innerhalb der Kirche die Stühle im Abstand von 1,50 Metern aufgestellt: So können wir 120 Besucher*innen empfangen. Unter normalen Umständen könnten es aber bis zu 900 sein.

Wie läuft das Abendmahl mit Maske ab?

Mancherorts steht der Pastor hinter einer Plexiglasscheibe. Von dort gibt er dann die Oblate mit einer Gebäckzange nach vorne. Auch wird aus hygienischen Gründen momentan kein Wein gereicht.

Wie sagen Sie jetzt eigentlich „Danke für diesen guten Morgen“?

Das sagen wir aus vollem Herzen. Weil: Wir leben noch und hoffen darauf, uns bald wieder die Hände zu reichen! Singen dürfen wir es aber noch nicht, nur summen. Die Spreading-Gefahr ist einfach zu hoch. Einzelne Mitglieder der Kantorei bilden aber eine Ausnahme: Sie stehen im Abstand zueinander auf der Chorempore und singen es für uns. Unser Chor besteht sonst aus über 100 Leuten. In dieser Größenordnung können wir uns aber nicht treffen; das geht momentan nur in kleinen Gruppen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen