corona in hamburg: „Der Stopp in Kneipen fällt weg“
Henning Bunte, 47, ist Geschäftsführer von St. Pauli Office und bietet Touren auf St. Pauli an.
Interview Michelle Bauermeister
taz: Herr Bunte, verändert die Coronapandemie St. Pauli nachhaltig?
Henning Bunte: Ich glaube, das kann noch keiner so richtig vorhersagen. Aber natürlich stehen ganz viele Clubs und Kneipen gerade vor dem Aus, da es noch sehr lange dauern wird, bis Lockerungen kommen. Und das ist für viele hier bedrohlich – insgesamt für das Vergnügungsviertel und St. Pauli.
Sie können wieder Stadtrundgänge anbieten. Erwarten Sie jetzt wieder mehr Tourist*innen?
Ich glaube, die Menschen werden eher an die Nord- und Ostsee reisen – also in Gebiete, in denen man mehr Abstand voneinander halten kann als in so einer großen Stadt wie Hamburg. Aber ich glaube auch, dass Hamburg profitieren wird in Form von Tagesausflüglern und einigen, die länger bleiben. Aber Städtereisen gab es vorher schon. Viele davon sind speziell für Musicals und dergleichen nach Hamburg gekommen. Die fallen jetzt natürlich alle weg, weil das kulturelle Angebot eingeschränkt ist.
Bieten Sie wieder alle Touren an?
Wir bieten seit 14 Jahren Rundgänge nur auf St. Pauli an. Und unser Credo war immer, dass nur Anwohner*innen den Stadtteil zeigen können. Das ist bei uns die Grundvoraussetzung für alle Tourguides. Wir machen auf St. Pauli täglich eine Tour, die über den Kiez geht, mit den bekannten Landmarken wie Große Freiheit und Hans-Albers-Platz, die Reeperbahn und der Spielbudenplatz. Wir haben eine kulinarische Tour und eine, die sich mit Bier befasst. Da müssen wir genau schauen, wie wir das durchführen können mit den Hygienevorgaben.
Und worauf müssen Sie achten?
Ganz klar, die Abstandsregel von 1,50 Meter – das ist das Wichtigste. Die Kontaktdaten, die aufgenommen werden, müssen wir 4 Wochen bunkern, um sie danach zu entsorgen. Die vorgegebene Personenanzahl von 25 halte ich für so nicht durchführbar. Wir werden das auf maximal 10 Personen begrenzen. Und dann gibt es Hygienemaßnahmen für uns als Anbieter für Kiezrundgänge. Der Stopp in Kneipen fällt auf jeden Fall weg.
Gilt das auch für andere Stopps der Tour?
Die Tour findet hauptsächlich draußen statt. St. Pauli ist im Grunde wie ein großes Freilichtmuseum. Das heißt, du kannst draußen ganz viel zeigen und erklären – sowohl Historisches als auch Aktuelles. Und das ist davon nicht eingeschränkt.
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