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corona in bremen„Was anders ist: Es betrifft alle gleichzeitig“

Foto: privat

Uli Bauman, 49, ist Komikerin, Sängerin und Mitbegründerin der „Schaulust“.

Interview Dominika Vetter

taz: Frau Baumann, ist die Corona-­bedingte Schließung der „Schaulust“ existenz­gefährdend?

Uli Baumann: Ja, das kann sie sein. Buchungen werden storniert, unsere Einnahmen fallen­ weg. Momentan haben wir noch Vertrauen in die Politik, dass wir nicht allein gelassen werden. Dadurch, dass wir eine Grundförderung bekommen, die dieses Jahr auch erhöht werden soll, könnte unsere Existenz erst mal gesichert­ sein.

Man kann die Schaulust schon länger mit einem kleinen Betrag monatlich unterstützen. Wie gut funktioniert dieses Modell?

Das funktioniert sehr gut. Viele Leute unter­stützen uns schon sehr lange. Es ist nicht der größte Teil der Finanzierung, aber er trägt dazu bei, dass wir weiter existieren.

Zeigen sich jetzt Menschen solidarisch mit Ihnen?

Ob das Publikum solidarisch ist, wird sich bei den Veranstaltungen zeigen, die abgesagt­ werden müssen. Wie beispielsweise „Salon Puschel“:­ Wir haben dazu ermuntert, dass man seine Karte nicht zurück tauscht, sondern spendet.­

Und wie ist die Stimmung im Team?

Das Team gibt mir viel Hoffnung: Wir haben uns getroffen, um zu besprechen, wie es der Schaulust geht; aber wir haben auch geguckt, wie es jeder Einzelnen geht, ob jemand Hilfe braucht. Und das, obwohl jeder von uns persönlich betroffen ist. Unter Künstlern gab es schon immer eine sehr große Solidarität. Ich habe schon erlebt, dass Artisten, die sich verletzt hatten und ein Jahr lang nicht arbeiten konnten, von Kollegen unterstützt wurden, bis die Krise überstanden war. Was an dieser Situation­ anders ist: Es betrifft alle gleichzeitig.

Wie ist Ihre Arbeitssituation zur Zeit?

Mein Einkommen ist auf Null. Die Auftragsbücher waren voll, das ist jetzt anders, und wir müssen sehen, wie es in den nächsten Wochen weitergeht. Da mein Mann in der selben Branche­ arbeitet, geht es ans Eingemachte. Wir leben jetzt erst mal von Erspartem, gucken, wo wir Kosten reduzieren können.

Wie können Freischaffende untereinander solidarisch sein?

Indem man kommuniziert und aufeinander achtgibt. Es gibt Petitionen, die man unterzeichnen kann, für ein zeitlich begrenztes Grundeinkommen oder für die Schaffung von Kulturfonds. Damit auch die aufgefangen werden, die ganz unten sind. Wir Künstler waren mit die ersten, die betroffen waren. Jetzt geht es in alle Branchen, und da gibt es die Sorge, dass wir vergessen werden. Wir sind dabei, uns auf Landes- und auf Bundesebene zu vernetzen. Ich sehe große Chancen für die Gesellschaft: Wir befinden uns in einem Stillstand, den es so auf der Welt noch nie gab. Vielleicht gibt es Dinge, die wir in Zukunft anders machen wollen.

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