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corona & arbeit (V)„Meine Fixkosten kann ich zahlen“

Die Pandemie hat für viele Menschen Arbeit und Einkommen verändert – oft negativ, manchmal auch positiv. An dieser Stelle lassen wir Menschen zu Wort kommen, die Corona direkt im Arbeitsalltag und auf dem Konto spüren.

Fünfte Folge: Kinobetreiber Achim Hofbauer aus Regensburg.

„Ein bisschen traurig bin ich natürlich schon, dass ich mein Kino, das „Garbo“ in Regensburg, wieder schließen musste. November ist Kinozeit und ich hatte gute Filme im Programm, allen voran den neuen Film von David Fincher, „Mank“, mit Gary Oldmann in der Hauptrolle. Doof ist, dass der Film ab 4. Dezember auch bei Netflix läuft. Im November hätte ich ihn im Kino noch exklusiv gehabt.

Aber sei’s drum. Ich kann mir eh nicht vorstellen, dass die Kinos im Dezember wieder öffnen dürfen. Vielleicht im Januar oder Februar.

Das Gute ist, dass ich das recht entspannt abwarten kann. Da habe ich echt ziemlich Glück. Meine Fixkosten für das Kino – knapp 8.000 Euro im Monat – kann ich Gott sei Dank erst mal aus der staatlichen Überbrückungshilfe weiterzahlen, aus der „Kino Anlaufhilfe“ von der bayerischen Landesregierung. Die wurde nach dem ersten Lockdown aufgesetzt und soll verhindern, dass wir Kinobetreiber im Herbst ins Minus rutschen. Für jeden Kinobesucher aus dem Jahr 2019 habe ich 75 Cent erhalten. Damit ist zumindest für die nächsten Monate die Pacht für das Kino und auch der Lohn für meine beiden Mitarbeiter sicher. Das ist schon viel Wert. Sonst müsste ich zur Bank rennen und einen Kredit aufnehmen.

Letzte Woche habe ich einen Brief von der Staatsministerin für Digitales erhalten, die weitere Hilfen für die Kinos verspricht. Wahrscheinlich sind damit die 75 Prozent vom Vorjahresumsatz gemeint, die jetzt für den November-Lockdown ausbezahlt werden sollen. Wenn das so reibungslos klappt wie bei den Zuschüssen im ersten Lockdown, mache ich mir keine Sorgen. Damals habe ich insgesamt 17.000 Euro erhalten.

Achim Hofbauer, 51, ist seit 2006 Betreiber des Garbo in Regensburg. Das Kino hat einen Saal mit Platz für 185 Be­su­cher:in­nen.

Meine Ersparnisse sind trotzdem so gut wie aufgebraucht. Der erste Lockdown hat mich einen mittleren fünfstelligen Betrag gekostet. Geld, dass ich eigentlich investieren wollte. In eine Klimaanlage und eventuell in ein neues Dolby-Atmos-Sound-System. So eines, wo man quasi räumlich hören kann. Das haben noch nicht so viele Kinos. In Regensburg wäre ich damit der Erste. Diese Pläne sind natürlich jetzt vom Tisch.

Ich bin aber recht optimistisch, dass 2021 wieder ein gutes Kinojahr wird. Mit einem Impfstoff sieht es gut aus. Außerdem laufen nach dem Lockdown sehr viele super Filme gleichzeitig an. Wie zum Beispiel James Bond.“ Protokoll: Ralf Pauli

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