: blumen für die mädchen: flor garduño
Das Bild des blumengeschmückten, schönbusigen Mädchens ist Kitsch, ein Klischee der erotischen Fotografie. Das Bild belegt freilich auch ein enormes handwerkliches Können. Der Umgang mit Licht und Schatten ist perfekt, makellos die Inszenierung. Trotzdem, man hat das Bild schon tausendmal gesehen, in all den Varianten, die sein Urbild – das dunkelhäutige Mädchen mit der Blumenkette um den Hals – hergibt. Hier wurde es noch einmal überästhetisiert, die Kette ist eine Girlande, die Blumen sind zu Rosen geworden, und die sind nicht bunt, sondern rein und weiß. In anderen Fotografien wiegen die nackten Mädchen weiße Tauben vor der Brust, sie verstecken sich hinter riesigen weißen Callas, und sie liegen auf weiß gefleckten Pumas aus Holz, deutlich als mexikanische Volkskunst erkennbar. Flor Garduño, die Fotografin dieser technisch exquisiten, aber in ihrer Symbolik gewöhnlichen Bilder ist Mexikanerin. Sie war Assistentin des berühmten Fotografen Manuel Álvarez Bravo, dessen Stil sie sich in ihren Aufnahmen weiterhin verpflichtet zeigt. Bekannt wurde sie mit „Witness Of Time“, ihren Fotografien von den religiösen Ritualen und Prozessionen der ländlichen Bevölkerung Zentral- und Südamerikas. Angedockt an das Genre der Reise- und Reportagefotografie, hatte sich hier ihr Hell-Dunkel-Stil bewährt, der das Mythologische sucht, die schweren Zeichen. In „Flor Garduño, Flor“ (Edition Braus, Heidelberg 2002, 75 Euro), dem Band, dessen Fotos im Atelier entstanden, scheitert sie in Schönheit, Bedeutsamkeit und Exotismus. Wbg
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