Berliner Schloss bekommt Kreuz: Die Mitte von Berlin markiert
In der originalgetreuen Nachäffung der Vergangenheit kommt man am Kreuz nicht vorbei beim Humboldt Forum.
D as war durchaus eine entscheidende Woche für die Optik des Schlosses und damit doch auch für das Aussehen der ganzen Stadt, in der seit Freitag einem weiteren Dach ein Kreuz aufgesteckt ist. Es ist das Kreuz auf der Kuppel des Schlosses und damit natürlich heftig umstritten – was im Zuge der Kreuzaufsetzung alles noch einmal hochkam an Debatten, was schon breitest diskutiert wurde vor Jahren, als die Planungen dazu öffentlich wurden.
Aufs Fahrlässigste vereinfacht lässt sich sagen: Die Kreuzgegner meinen, dass so ein christliches Symbol einfach gar nicht gehe, nicht an diesem Ort, nicht in dieser Zeit. Und die Befürworter folgen einer treuherzigen „Wenn schon, denn schon“-Argumentation: dass man bei einer originalgetreuen Rekonstruktion auf das Kreuz an diesem Ort einfach gar nicht verzichten könne, weil das doch geschichtsfälschend wäre. Dabei muss man nur mal um das „originalgetreu rekonstruierte“ Schloss herumgehen und hin zur Ostfassade, wo einem betonbrutalistisch klar gemacht wird, dass der Rest neben dieser modern gehaltenen Wand nur ein Nachäffung von Vergangenheit ist.
Aber man ist der Sache und Debatten auch ein wenig müde. Leise will man meinen, dass das alles zwar im Herzen von Berlin stattfindet, aber doch nur für Touristen, die wieder kommen werden, und einen so nicht wirklich was angeht. Halt ein weiteres Kreuz. Derart mürbe gemacht, möchte man sogar noch den Allerweltssatz hinterherschieben, dass man Widersprüche eben aushalten muss. Weil der Widerspruch auch fest eingebaut ist hier, mit dem Schloss als Hülle und dem Humboldt Forum als Inhalt.
Aber da ist an diesem Ort ja noch mehr passiert diese Woche. Am Donnerstag gab es den symbolisch ersten Spatenstich zum Freiheits- und Einheitsdenkmal auf dem Schlossplatz, vulgo die Wippe. Wie eine riesenhafte Servierschale wird die mal vor dem Schloss stehen, dass es einem um das fast schon wieder leidtun könnte. Soll so hübsch herausgeputzt werden, und dann stellen sie ihm so ein Ding vor die Tür.
Auch um das Einheitsdenkmal ist lang und ausgiebig gestritten worden. Eine jahrelange Schaukelpartie um diese begeh- und bewegbare Erinnerung an die friedliche Revolution und die Wiedervereinigung. Mal wurde die Planung gestoppt, dann fehlte das Geld, dann hieß es wieder hü. Jetzt kommt die Wippe, selbst wenn sie eigentlich kaum jemandem wirklich gefällt. Aber es ist nun eben so, spätere Generationen können sie dann ja auch wieder wegsprengen, wie man es mal mit dem Schloss an dem Platz gemacht hat, wo das Schloss nun wieder steht.
Die Wippe, meinte der Architekturkritiker Niklas Maak, führe in Verbindung mit dem Schloss zu einer „veritablen Symbolgrütze“. Die muss nun halt ausgelöffelt werden. Also von den Touristen. Und die werden schon ihren Spaß dran haben.
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