autobombe in israel: Déjà-vu
Das gestrige Attentat in Jerusalem muss der vereinbarten Waffenruhe in den Palästinensergebieten keinen Abbruch tun. Die Unruhen in den Palästinensergebieten können von Arafat kontrolliert werden – aber für das Attentat kann er nicht verantwortlich gemacht werden. So ähnelt die Situation der nach dem Gipfeltreffen in Scharm al-Scheich: Beide Seiten verpflichten sich dazu, die Gewalt einzudämmen. Beide werden sich gegenseitig peinlichst bei der Umsetzung dieses Versprechens beobachten.
Kommentarvon SUSANNE KNAUL
Der Unterschied besteht darin, dass Peres und Arafat sich diesmal auf eigene Intiative hin trafen – nicht auf Druck der Amerikaner. Das deutet zumindest ein ehrliches Bemühen an und sorgt so dafür, dass die Erfolgsaussichten der Vereinbarungen ein wenig besser sind als die von Scharm al-Scheich.
Nur dann, wenn das Abkommen eingehalten wird, könnten die Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Dennoch werden es andere Verhandlungen sein als bisher. Schimon Peres irrt, wenn er glaubt, dass der in Oslo begonnene Friedensprozess so fortgesetzt werden könnte. Die Zeit ist noch nicht reif für eine Endstatus-Lösung, wie sie in Oslo vorgesehen wurde. Solange die Palästinenser von der Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimatstädte Akko und Haifa, Jaffa und Aschkelon träumen, solange sich die Israelis nicht mit einer Teilung Jerusalems abfinden wollen, ist ein endgültiger Friedensvertrag nicht machbar.
Barak und Arafat können nur einen Vertrag unterschreiben, der von ihren Völkern akzeptiert wird. Jetzt sollte man über eine dauerhafte Interimsphase nachgedenken und eine Situation schaffen, die für beide Seiten aushaltbar ist. In dieser Zeit könnten die beiden Völker schrittweise getrennt werden, und es könnten auch Alternativen geschaffen werden für die palästinensischen Arbeitnehmer, die bislang in Israel tätig waren. Die Zukunft Jerusalems und das Schicksal der Flüchtlinge aber müssen zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt werden.
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