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ausgebremstDie Bahn lässt Rollstuhlfahrendezurück

Genau betrachtet war Tagesordnungspunkt Nummer drei im Altonaer Verkehrsausschuss ein Witz. „S-Bahnhof Diebsteich – Barrierefreiheit und weitere Planungen im Kontext des neuen Bahnhofs Altona.“ Denn Barrierefreiheit gibt es dort nicht, wenn der Bahnhof Ende des Monats eröffnet wird. Es wird sie bis zur vollständigen Eröffnung 2027 nicht geben. Während der laufenden Bauarbeiten, so erklärten es die Bahnmitarbeiter*innen, könne der Fahrstuhl nicht eingebaut werden. Wenn es mit den Bauarbeiten länger dauern sollte – und alles andere wäre erstaunlich – dann kann man als Roll­stuhl­fah­ren­de*r den S-Bahnhof Diebsteich für ein paar Jahre von seiner geistigen Landkarte streichen. Dabei ist die Bahn zu Barrierefreiheit verpflichtet. Eigentlich.

Fragt man diejenigen, die sich für Barrierefreiheit einsetzen, sind sie vor allem eines: bestürzt. Wieso geht das? Einen Bahnhof zu bauen und all denen, die ihn nicht erreichen können, nicht mehr zu sagen als: Sorry, du musst leider draußen bleiben. „Es macht einen so wütend“, sagt Chrisdian Wittenberg von Ute, Verein für den engagierten Umgang mit Behinderung. Und: „Ich dachte, Barrierefreiheit sei jetzt verpflichtend.“ David Lebuser, der bei sit n’skate Rollstuhlsportangebote organisiert, ist desillusioniert: „Selbst da, wo es die Verpflichtung gibt, wird sie nicht eingehalten“, sagt er. Die Beschwerdewege seien ein Dschungel. „Als Otto-Normal-Behinderter ist es schwierig, sich jedes Mal einzuarbeiten.“

Die Liste der Empörten lässt sich fortsetzen: Von der Senatskoordinatorin für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung hin zu den Mitgliedern des Altonaer Mobilitätsausschusses. Nur: außer Empörung kommt – nichts. Die Bahn, und das macht es mühsam, tut nichts Verbotenes. Eineinhalb Jahre ohne Zugangsmöglichkeit für Rollstühle, Kinderwägen und Rollatoren sind erlaubt – schließlich winkt danach eine Lösung. „Es ist eine Frage von good will“, sagt Karl-Peter Naumann vom Interessenverband Pro Bahn. Er findet, dass die Bahn Rollstuhltaxis bereitstellen könnte, um Fahrgäste zur nächsten Haltestelle zu bringen.

Andere wollen mehr. Die Ak­ti­vis­t*in­nen von Prellbock Altona fordern, einen Fahrstuhl und Rolltreppen provisorisch einzubauen. „Wenn man das will“, sagt Prellbock-Sprecher Michael Jung, ließe sich das machen. Die Bahn erklärt, das ginge nicht. „Die Personenunterführung, in die der Aufzug eingebaut werden soll, ist mit den fortlaufenden Arbeiten für den neuen Bahnhof und den weiteren Gleiszugängen verbunden“, schreibt eine Sprecherin. Es steht also Wort gegen Wort. Kein Wunder, denkt man, dass die Ak­ti­vis­t*in­nen erschöpft sind im Rechtfertigungsdschungel.

Dabei ist die Bahn zu Barrierefreiheit verpflichtet. Eigentlich.

Und die Politik? Natürlich könnte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) der Bahn und dem Bund als Geldgeber aufs Dach steigen, sagt Michael Jung. Aber weil man in Hamburg auf Geld für U-Bahn-Projekte hoffe, sei das sehr, sehr unwahrscheinlich. Kreative Lösungen muss also nicht die Bahn finden – sondern die Fahrgäste, die mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator vom Fleck kommen wollen. Friederike Gräff

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