american pie: Basketballerinnen in L. A. hofieren lesbische Fans
Kopf aus dem Sand
The lovers cried and the poets dreamed.
Einen ungewöhnlichen Promotiontrip unternahmen die Los Angeles Sparks am vergangenen Freitag. Nach dem Training bestiegen die Spielerinnen des Teams aus der Frauen-Basketball-Liga WNBA einen Bus und fuhren zu einer Veranstaltung der Organisation „Girl Bar Los Angeles“ in West Hollywood. Girl Bar ist mit 12.000 Mitgliedern der größte lesbische Club der USA und hält jeden Freitag eine Party ab. Diesmal waren Basketbälle, T-Shirts und allerlei Merchandisingprodukte des letztjährigen Halbfinalisten mit von der Partie. Zudem promotet die Organisation auf ihrer Website einzelne Matches der Anfang Juni beginnenden Saison, am 14. Juni beispielweise unter dem Motto „Gay Pride Kick-off“.
„Jemand musste den Anfang machen“, sagt Sandy Sachs, Mitgründerin von Girl Bar, über die Aktion der Sparks, die radikal mit den bisherigen Marketingstrategien in der WNBA bricht. Diese waren strikt familienorientiert, im Mittelpunkt standen Kids in Lisa-Leslie-Shirts. Die populärste Spielerin der Sparks fehlte übrigens beim Girl-Bar-Besuch wegen anderer Verpflichtungen.
„Es war mir sofort klar, dass der lesbische Markt dies unterstützen würde“, sagt Sandy Sachs über die Frauen-Profiliga in einer Sportart, die sich in der schwul-lesbischen Sportbewegung großer Beliebtheit erfreut. Doch statt sich offensiv an die Lesbenszene zu wenden, wurde in den WNBA-Städten versucht, deren Präsenz im Publikum zu vertuschen. Jetzt, so Sachs, hätten die Sparks endlich gesagt: „Okay, wir stecken nicht mehr den Kopf in den Sand.“
Das Team selbst versucht gar nicht erst, den Vorstoß mit edlen Motiven wie dem Kampf gegen die Homophobie zu begründen. „Es geht nicht darum, sexuelle Lebensstile zu vermarkten“, sagt Exspielerin Penny Toler, die jetzt Generalmanagerin des Teams ist und die Zusammenarbeit mit Girl Bar einfädelte, „es geht um Marketing gegenüber einer Gruppe von Leuten, von denen wir denken, dass sie Tickets kaufen“. Obwohl die Sparks zu den erfolgreichsten Teams der Liga zählen, ist ihr Zuschauerschnitt gesunken und war zuletzt mit 7.625 nur der Zehnthöchste in der Liga von 16 Teams.
Auch Joe McCormack, Vizepräsident des NBA-Champions Los Angeles Lakers, dem auch die Sparks gehören, stellt klar: „Wir wollen dieses Basketball-Team Fans nahe bringen, wer immer sie auch sein mögen.“ Selbst Sparks-Präsident Johnny Buss, der in den vergangenen Jahren lieber „mehr Männer“ für Frauen-Basketball begeistern wollte, sagt nun, dass die Zielgruppe zwar Mädchen zwischen 12 und 14 seien, aber auch „diese Frauen“. Weniger geschäftsmäßig betrachtet Spielerin DeLisha Milton die Sache: „Wir sind in Los Angeles, einem der vielfältigsten Plätze der Welt. Wir wollen, dass alle zu unseren Spielen kommen – Schwarze, Weiße, Männer, Frauen, Leute mit alternativen Lebensstilen. Wir haben Platz für jeden, der uns sehen will.“
Der konservative Gegenschlag nach dem Tabubruch ließ nicht auf sich warten. Johnny Buss räumt „einige negative Telefonate“ ein, in den Radio-Talkshows lamentierten Anrufer, dass man seine Kinder unmöglich dorthin schicken könne, wo lesbische Frauen während der Auszeiten herumschäkern würden. „Das ist der homophobe Glaube, dass sich für Gays das Leben nur um Sex dreht“, schimpft Sandy Sachs.
Ob das Beispiel der Los Angeles Sparks in der WNBA Schule machen wird, ist fraglich. Die Zentrale der Liga hält sich jedenfalls erstmal bedeckt und spricht von einer „lokalen Werbekampagne“. MATTI LIESKE
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