al-aqsa-intifada: Arabische Solidarität
Israelische Flaggen brennen in Damaskus, Riad und Amman, tausende skandieren in den Metropolen der arabischen Welt: „Krieg den Zionisten.“ Wenn es gegen Israel geht, schlägt in der Brust vieler Araber ein palästinensisches Herz. Der exzessive Gewalteinsatz der israelischen Armee und die hohe Zahl der Opfer mit bisher 99 Toten und 2.000 Verletzten haben die antiisraelische Stimmung bei vielen Muslimen deutlich verstärkt. Nicht mehr nur ägyptische Studenten, Exilpalästinenser und Islamisten von Beirut bis Rabat solidarisieren sich mit den Jugendlichen in den Autonomiegebieten, auch Intellektuelle und die Regierungen rivalisierender Nahost-Staaten befürworten den Aufstand offen. Über alle ideologischen Grenzen hinweg blasen Erzfeinde wie Kuwait und Irak zum „gemeinsamen Kampf um Jerusalem“. Eine vergleichbare panarabische Einigkeit hat es das letzte Mal während des Jom-Kippur-Krieges 1973 gegeben.
kommentarvon FLORIAN HARMS
Die Forderung der libanesischen Hisbullah, im Austausch gegen die drei gefangenen israelischen Soldaten nicht nur die Freilassung der 13 in Israel inhaftierten eigenen Leute, sondern auch von palästinensischen Gefangenen zu erpressen, zeigt die grenzübergreifende, arabische Dimension des Aufstandes. Jassir Arafat konnte angesichts dieser geballten Macht gar nicht anders handeln, als die gewaltsamen Proteste nach Ariel Scharons unverantwortlichem „Besuch“ auf dem Tempelberg zuzulassen. Was sich in diesen Tagen in den Autonomiegebieten abspielt, ist eine zweite Intifada. Dabei macht es nur einen temporären Unterschied, ob der Aufstand Jahre oder Monate andauert. Israels Rückzug aus dem Südlibanon hat bei vielen Arabern die Erwartung geschürt, mit Gewalt etwas erreichen zu können.
Alle Hoffnungen ruhen jetzt wieder einmal auf Ägypten. Präsident Husni Mubarak hat gestern deutlich gesagt, dass er eine Zuspitzung des Konflikts mit Israel verhindern will und weiterhin auf Verhandlungen setzt. Er ist damit aus der Reihe der arabischen Anti-Israel-Front ausgeschert. Bill Clinton und Igor Iwanow tun gut daran, schleunigst nach Kairo zu fahren, um unter der viel gepriesenen Verhandlungstaktik Mubaraks Jassir Arafat und Ehud Barak wieder an einen Tisch zu bringen. Barak hat mit der Verlängerung des Ultimatums an Arafat einen ersten Schritt zur Entschärfung der Situation getan. Die Alternative zur Wiederaufnahme der oft frustrierenden Verhandlungen heißt Bürgerkrieg.
ausland SEITE 10
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