Zwischennutzung am Schlossplatz: Schluss mit dem Theater
Die Pläne für ein Shakespeare-Theater auf dem Schlossplatz sind gescheitert. Der Senat will dort nur Zwischennutzungen im Geiste des Humboldt-Forums haben.
Ohne Humboldt kein Shakespeare: Mit dieser simplen Gleichung hat der Senat Überlegungen für ein Shakespeare-Theater auf dem Schlossplatz eine Absage erteilt. "Auf dem Platz, auf dem das Humboldt-Forum mit der Schlossfassade entstehen soll, wollen wir keine Zwischennutzung", betonte Matthias Gille, Sprecher der Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD).
Eine Ausnahme, meinte Gille, mache man nur noch für Projekte, die thematisch mit dem geplanten Humboldt-Forum zusammenhingen. Dazu zählten etwa die Humboldt-Box oder Installationen mit außereuropäischer Kunst. "Shakespeare gehört nicht dazu", so Gille. Auch auf der Schlossfreiheit am Wasser, wo derzeit noch die Temporäre Kunsthalle steht, sei für das Theater kein Platz. Nach dessen Abbau werde zum Jahresende mit bauvorbereitenden Maßnahmen für die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 begonnen.
Die Idee, ein nach historischem Vorbild gestaltetes "Globe-Theater" auf den Schlossplatz zu setzen, stammt von Bundesbauminister Ramsauer (CSU) und Christian Leonard, künstlerischer Leiter der "Shakespeare-Company". Seit zehn Jahren kämpft Leonard für sein Projekt eines Volkstheaters im Shakespeareschen Sinn, für das schon unzählige Standorte und Konzepte im Gespräch waren.
2004 erfolgte eine symbolische Grundsteinlegung am Ostbahnhof, scheiterte aber an den Finanzen. Jetzt kann Leonard immerhin ein bezugsfertiges Haus mit 750 Zuschauerplätzen vorweisen: Eine Nachbildung des historischen Originals, übriggeblieben vom Dreh eines Roland-Emmerich-Films. Die Kulisse will Leonard mithilfe einer mobilen Holzkonstruktion transportabel machen und aus Babelsberg nach Berlin bringen. Einen Sponsor für den Transport hat Leonard auch schon aufgetrieben. Fehlt nur noch ein Standort.
"Um genug Publikum erreichen zu können, brauchen wir einen möglichst zentralen Platz", sagt Leonard. Warum nicht der Schlossplatz? Mit diesem Vorschlag hatte sich im Juli Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) zu Wort gemeldet. Kurz zuvor hatte die Bundesregierung im Rahmen ihrer Sparmaßnahmen beschlossen, den Bau des Humboldt-Forums zu verschieben. Solange der Weiterbau auf Eis liege, könne in der Stadtmitte ja Theater gespielt werden, so Ramsauers pragmatischer Vorschlag. Bei der Hausherrin, Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, stieß der Vorstoß des Bundesministers aber auf Ablehnung. Junge-Reyer besteht auf der Beibehaltung des schlichten Rasens, der die Stadtmitte derzeit ziert. "Die Platzmitte bleibt frei - auch, um zu zeigen, dass der Bund seine Zusage für das Humboldt-Forum nicht eingehalten hat", so Sprecher Gille.
Theatermann Leonard zeigt für derlei Symbolpolitik wenig Verständnis. "Das Theater ist da, der Platz ist da, um eine private Finanzierung kümmern wir uns - warum ist es ein politisches Problem, am Schlossplatz drei Jahre lang Theater zu spielen?"
Der Shakespeare-Company-Leiter will sich von Rollrasen nicht aufhalten lassen und weiter um den Standort kämpfen: Ende Oktober soll es eine große Aufführung in der Babelsberger Globe-Kulisse geben. Eingeladen sind auch Ramsauer, Junge-Reyer und natürlich der Regierende Bürgermeister. Sei der einmal begeistert vom "Globe", so Leonards Hoffnung, könne er die SkeptikerInnen noch umstimmen. Es muss ein rauschendes Fest sein - und einen Bogen von William Shakespeare zu den Gebrüdern Humboldt schlagen. Dann hätte der Globe vielleicht doch noch eine Chance.
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