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Zweite Amtszeit für Evo MoralesVielvölkerstaat oder zwei Klassen?

Evo Morales wird als erster Präsident des "Estado Plurinacional de Bolivia" vereidigt, der allen gleiche Rechte garantieren soll. Kritiker fürchten dennoch eine Zweiklassengesellschaft.

Neue Schärpe und neue Medaille: Morales (re.) mit Vize Linera und Ecuadors Präsident Correa (li.). Bild: ap

BUENOS AIRES taz | Bolivien ist jetzt offiziell keine Republik mehr, sondern ein "Vielvölkerstaat". So steht es in der neuen Verfassung, die sich das Land vor einem Jahr gegeben hat. Als erster Präsident des neuen Vielvölkerstaates Bolivien - dem "Estado Plurinacional de Bolivia" - wurde Evo Morales am Freitag feierlich vereidigt. Morales war im Dezember 2009 mit rund 64 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt worden.

Der Prozess des Wandels sei "unumkehrbar", denn die indigenen Völker hätten über 180 Jahre warten müssen, bis sie endlich den Staat umformen konnten. "Mit der Neugründung Boliviens haben alle ursprünglichen Völker die gleichen Rechte", sagte Morales am Tag vor der Vereidigung und fügte hinzu: "Der Vielvölkerstaat garantiert die Gleichheit von jeder und jedem."

Als Zeichen für den neuen Staat wurde ihm die alte Präsidentenschärpe und Medaille als Symbol der Macht abgenommen und eine neue Schärpe und Medaille übergeben. Die alte Schärpe und Medaille wurden anschließend von einer Eskorte feierlich zur Zentralbank getragen, wo sie für immer im Tresor ruhen sollen.

Die Feierlichkeiten hatten am Donnerstag in Tihuanaku begonnen. Nach der Anrufung der Erdgöttin Pachamama wurde Morales zeremoniell als Oberhaupt der Indígenas eingesetzt, die 60 Prozent der Bevölkerung Boliviens stellen. Morales gehört zum Volk der Aymara. Vor zehntausenden Anhängern erklärte er in der Ruinenstadt bei La Paz, die alte Republik sei nach 184 Jahren beendet. Es sei "der Tod eines Kolonialstaates und die Geburt eines plurinationalen Staates".

"Die tausendjährigen ursprünglichen Völker sind Millionen und Abermillionen, die zeitgenössischen sind wenige, aber sehr reich. Dagegen sind die tausendjährigen sehr arm." Mit diesen Worten unterschied Morales die Nachfahren der Ureinwohnern und der spanischen Kolonisatoren voneinander. Solche Äußerungen nimmt die Opposition zum Anlass, den neuen Staat als eine Zweiklassengesellschaft zu kritisieren, in der die Mehrheit der indigenen Völker zukünftig die weiße Minderheit diskriminieren werde.

Am Samstag stellte Morales dann auch sein neues Kabinett vor. Die 20-köpfige MinisterInnenriege wird erstmals in der Geschichte des Landes aus zehn Frauen und zehn Männern bestehen. Für Morales erfülle sich damit "ein großer Traum", die Frauen "nicht nur in die sozialen Kämpfe einzubinden, sondern auch in den politischen und administrativen Kampf", sagte er bei der Vereidigung der Minister.

Dem neuen Kabinett gehören lediglich sieben Minister der vorherigen Regierung an. So leitet David Choquehuanca weiterhin das Außenministerium, auch der bisherige Wirtschafts- und Finanzminister Luis Alberto Arce bleibt im Amt. Die zehn Ministerinnen stehen etwa dem Justiz- und dem Gesundheitsministerium vor. Drei von ihnen sind wie Morales vom Volk der Aymara, darunter die bekannte Volkssängerin Zulma Yugar, die das Kulturministerium übernimmt.

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1 Kommentar

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  • A
    Anna

    Wie fortschrittlich ist das denn? Endlich ein Präsident der macht was er sagt, sogar seine eigene Macht verringert, Gleichberechtigung für alle und eine Gesellschaftform, die verschiedene Kulturen unter einem Hut bringt. Das jetzt die Reichen, weißen Einwandererfamilien diskriminiert werden könnten, kann eigentlich nicht sonderlich schlimm werden. Ich glaube nicht, dass sie und ihre Kinder gezwungen werden in den Bergwerken für einen Hungerlohn zu schufften. Wahrscheinlich empfinden die Reichen, Mächtigen die Gleichberechtigung schon als diskriminierend. Wer hat eigentlich wen jahrhundertelang nicht nur diskriminiert sondern ausgeraubt, misshandelt, getötet und eine ganze Hochkultur beinahe vollständig zerstört?