Zweifelhafte Finanzen: Der wählbare Albtraum
Die Gegner der Olympia-Bewerbung weisen kurz vor dem Referendum nochmals auf die Gefahren für die Stadt hin.
Denn das von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) vorgelegte Finanzkonzept brösele, so Rothschuh. Die Olympia-Gegner glauben nicht, dass der Bund den erhofften Anteil in Höhe von 6,2 Milliarden Euro tatsächlich bezahlen wird. Außerdem bezweifeln sie, dass die Umsiedlung der Hafenbetriebe auf einen eigens zuzuschüttenden Travehafen umweltrechtlich überhaupt bis 2024 durchsetzbar ist. Und auch die Pläne, das Olympiastadion und das olympische Dorf anschließend zum Wohnquartier umzuwandeln, werde in den Augen der Kritiker nicht funktionieren: „Dann werden da Ruinen stehen, wie die Erfahrungen der Expo in Hannover zeigen“, sagt Rothschuh.
„Das Nachhaltigkeitskonzept für Olympia ist ein Sammelsurium unverbindlicher Absichtserklärungen“, kritisiert auch Johannes Müller von der Grünen Jugend. „Sportstätten werden gebaut und danach wieder abgerissen,“ sagt er. Florian Kasiske von NOympia warnt vor einem Offenbarungseid vor dem Olympischen Komitee (IOC): „Hamburg muss bereits vor 2017 gegenüber dem IOC Dinge garantieren, die im Widerspruch zu geltenden Grundrechten wie dem Versammlungsrecht stehen.“ So müsste Hamburg laut Host-City-Vertrag finanziell für Investitionen aufkommen, wenn private Investoren ihre Zusagen beim Bau des olympischen Dorfes nicht einhalten.
Gegen die Olympischen Spiele soll am Samstag um 16 Uhr am Hauptbahnhof auf der Straße protestiert werden. Unter dem Motto: „Nein zu Olympia – die Spiele der Reichen verhindern“ ruft die „Revolutionäre Linke“ zur Demo auf. Für die Organisatoren sei das Großevent ein „Klassenprojekt, das nur den Interessen von Politikern, Wirtschaftsbossen und Sport-Funktionären dient, nicht aber dem Gros der Bevölkerung“, sagt Sprecherin Christin Bernhold. „Alle negativen Auswirkungen kapitalistischer Stadtentwicklungspolitik werden durch Olympia beschleunigt.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden