Zur Zukunft der Berliner Kleingärten: Bekenntnis zu grünen Stadtoasen
„Einzigartige Kleingarten-Vielfalt“ soll erhalten bleiben: Entwurf des Kleingartenentwicklungsplans Berlin 2030 vorgelegt. Ein Wochenkommentar.
Man wird ja wohl noch loben dürfen: In Sachen Kleingärten hat die amtierende Senatsverwaltung eindeutig einen grünen Daumen. Der Entwurf des „Kleingartenentwicklungsplans Berlin 2030“, der in der kommenden Woche online gestellt wird und bis April mit den Verbänden der KleingärtnerInnen diskutiert werden soll, ist ein klares Bekenntnis zu den grünen Stadtoasen und gegen die Begehrlichkeiten von Baumogulen und Investoren.
„Wir werden Berlins einzigartige Kleingarten-Vielfalt erhalten“, sagt Umweltsenatorin Regine Günther. Und in dem mit vielen Statistiken und umfangreichem Kartenmaterial ausgestatteten Plan-Entwurf heißt es, die Gärten seien „ein Markenzeichen und ein Alleinstellungsmerkmal Berlins“, eine „historisch gewachsene kulturelle, ökologische und soziale Ressource“. Dem ist unbedingt zuzustimmen.
Auch für den Senat folgt daraus: Die Versorgung der Bevölkerung mit Kleingärten soll auf dem Niveau von heute bleiben. Eine wachsende Stadt braucht folgerichtig mehr, nicht weniger Gärten. Gleichzeitig wächst der Druck auf freie Flächen. Trotzdem sieht der Entwicklungsplan keine Wohnbebauung auf Kleingartenflächen vor.
Löwenanteil dauerhaft gesichert
Nur knapp 900 der mehr als 70.000 Parzellen im Land – weniger als 2 Prozent – sollen in den kommenden Jahren für soziale Infrastruktur (Kitas, Schulen, Sportanlagen) sowie einige Verkehrsprojekte geopfert werden. Rund 9 Prozent der GartennutzerInnen müssen sich auf Ähnliches einstellen, jedoch nicht vor 2030. Weitere 7 Prozent gehören privaten Eigentümern, vornehmlich der Bahn. Der Löwenanteil von 82 Prozent aber ist über konkrete Bebauungspläne und/oder den Berliner Flächennutzungsplan dauerhaft gesichert und bleibt es auch.
Klar: Einzelne GartenpächterInnen wird der Verlust der liebgewonnenen Parzelle schmerzen. Gut zu wissen, dass sie nicht nur monetär entschädigt werden sollen, sondern dass ihnen auch Ersatz in neu anzulegenden Gartenflächen angeboten wird.
Und klar ist auch: Es muss sich mal wieder alles ändern, damit es bleibt, wie es ist. Der kulturelle Abschied von der hermetisch eingehegten „Kolonie“, der ja längst begonnen hat, muss noch entschiedener beschritten werden. Von den Gärten müssen alle profitieren können, sei es durch öffentlich zugängliche Teilflächen, Kooperationen mit Kitas und Schulen oder ökologische Lehrpfade. Das alles fordert dieser Kleingartenentwicklungsplan und das ist auch mal richtig gut so.
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