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Zur Lage der AfDNahe an den fünf Prozent

In Sachsen-Anhalt tauschen AfDler NPD-Parolen im Whatsapp-Chat aus. Gegen Parteichefin Petry besteht ein Meineidverdacht.

Ihr droht eine Klage, dem Rest der AfD die Bedeutungslosigkeit Foto: ap

Berlin taz | Für die AfD läuft es derzeit nicht gut. Ihre Umfragewerte sind im Sinkflug. 7 Prozent der Bevölkerung wollen laut der neusten Umfrage von Forsa bei der Bundestagswahl im September für die Rechtspopulisten stimmen, laut Allensbach sind es sogar nur 6,5. Das ist der schlechteste Wert seit 2015 – und von der Fünfprozenthürde nicht mehr weit entfernt. Selbst in Hochburgen wie Sachsen-Anhalt und Thüringen verliert sie deutlich an Zustimmung.

Im Saarland muss die AfD ihre Liste zur Bundestagswahl neu aufstellen, in Niedersachsen könnte es auch so kommen. Dort ging die Partei davon aus, dass die Landeswahlleiterin keine wesentlichen Bedenken gegen die Landesliste hat, doch die Briefe von ihr stellten sich als Fälschungen heraus. Da es auch interne Anfechtungen der Liste gibt, könnte es jetzt zeitlich eng werden. Wenn es für die AfD ganz schlecht läuft, kann sie in Niedersachsen an der Bundestagswahl nicht teilnehmen.

Zwei Schwierigkeiten sind für die Partei in dieser Woche dazugekommen: Zum einen droht Parteichefin Frauke Petry kurz vor der Bundestagswahl eine Anklage wegen Meineids, einer Straftat, die mit mehrjähriger Haft geahndet werden kann. Die Dresdener Staatsanwaltschaft hat beim Sächsischen Landtag beantragt, ihre Immunität aufzuheben.

Wie der Spiegel berichtet, gibt es in der Parteispitze erste Stimmen, die fordern, dass Petry nicht zur Bundestagswahl antritt. Die Parteichefin wurde auf dem Parteitag in Köln im April zwar kaltgestellt, ist aber noch immer deutlich bekannter als die Spitzenkandidaten Alexander Gauland und Alice Weidel. Sie kandidiert bislang auf Platz eins der sächsischen Landesliste.

Abschied mit NPD-Slogan

Zum Zweiten lässt der Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) prüfen, ob die AfD in Sachsen-Anhalt vom Verfassungsschutz beobachtet werden soll. Das dürfte auch an der Nähe eines Teils der Partei zur Identitären Bewegung liegen, die schon beobachtet wird. Aktueller Hintergrund aber ist ein geleakter Chat einer WhatsApp-Gruppe von 70 AfDlern mit NPD-Parolen und Gewaltfantasien gegen einzelne Journalisten und die Pressefreiheit.

„Mit der Machtübernahme muss ein Gremium alle Journalisten und Redakteure überprüfen und sieben. Chefs sofort entlassen, volksfeindliche Medien verbieten“, schreibt ein Teilnehmer. Ein anderer meint, man solle dem Korrespondenten des Deutschlandfunks „den Schlips mal etwas enger ziehen“. Und Partei- und Fraktionschef André Poggenburg verabschiedet sich mit dem NPD-Slogan „Deutschland den Deutschen“.

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7 Kommentare

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  • Hey, da ist euch ein kleiner Fehler unterlaufen:

    "Redakteure überprüfen und sieben. Chefs sofort entlassen".

     

    Einmal zu hastig auf die Tastatur eingehämmert? ;)

    Viele Grüße

  • Kann man den Einzug der AfD in den Bundestag auch diesmal verhindern? Was kann dazu beitragen, dass die AfD bei unter 5 % der Wählerstimmen bleibt?

     

    Die Bundeszentrale für politische Bildung hat eine Analyse der Daten zu den Landtagswahlen 2017 vorgestellt. Untersucht wurden die Landtagswahlen von Saarland, Schleswig-Holstein und NRW. Dabei kam man zu folgenden Erkenntnissen:

     

    - Die beiden größten Wählergruppen der AfD sind die Arbeiter und die Arbeitslosen Menschen,

     

    - Meist bildeten die mittel gebildeten Menschen die größte Wählergruppe der Partei,

     

    - Diese Partei ist bei Frauen weiterhin unbeliebt ...

    http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtspopulismus/248916/wer-waehlt-warum-die-afd

     

    Das sind wichtige Erkenntnisse für CDU, SPD, die Linke und die Grünen. Denn alle diese Parteien haben viele eigenen Wähler an die AfD verloren.

     

    Wie kann man Wähler zurückgewinnen und den Einzug der AfD in den Bundestag verhindern?

     

    Die beiden größten Wählergruppen der AfD sind die Arbeiter und die Arbeitslosen! Bei diesen Wählergruppen dominieren Themen wie:

     

    - Mieten,

     

    - Lohne und Arbeitsbedingungen,

     

    - Hartz IV.

     

    Soziale Themen bzw. eine noch sozialere Politik kann den Einzug der AfD in den Bundestag verhindern!

    • @Stefan Mustermann:

      "Die beiden größten Wählergruppen der AfD sind die Arbeiter und die Arbeitslosen! Bei diesen Wählergruppen dominieren Themen wie:

      - Mieten,

      - Lohne und Arbeitsbedingungen,

      - Hartz IV."

       

      "Innere Sicherheit" haben Sie vergessen.

       

      Ich arbeite in einem sehr großen Altenheim in Köln: Sie können sich nicht vorstellen, was für Geschichten ich da von den Kollegen erzählt bekomme, die in den weniger hippen Gegenden der Stadt leben. Da ist "mal eine aufs Maul" wenn man keine Kippen dabei hat noch das harmloseste...

  • "Nahe an den 5%"

     

    Die AfD ist - natürlich nur, falls die Vorhersagen taugen - im Sinkflug, wobei 6,5% (Forsa) noch etwas anderes sind als 5%. Immerhin: An die Landtagswahlergebnisse reichen die Umfrageergebnisse nicht im Entferntesten heran.

     

    Um nicht die Perspektive zu verlieren, hier die aktuellsten Ergebnisse der kleineren Parteien bei der Sonntagsfrage ( http://www.wahlrecht.de/umfragen/ ):

     

    AfD: 6,5-9%

    Grüne: 6.5-7%

    F.D.P.: 7-10.5%

    LINKE: 8-11%

     

    Man sieht: Es gibt durchaus noch andere Parteien, die am unteren Rand herumdümpeln und in der Bandbreite der AfD liegen.

  • Entscheidend ist, dass die AfD mit ihren Themen weit in die Mitte der Gesellschaft vorgederungen ist. Das gelang einst auch der NPD wie den Republikanern und das ist wichtiger als die Frage, ob sie in den Bundestag einziehen oder nicht - Hetze gegen Flüchtlinge ist salonfähig geworden.

  • Der momentane Sinkflug der AfD hat auch seinen Grund im taktischen Verhalten der Wähler. Da die Umfragen eine Schwarz Gelbe Koalition möglich erscheinen lassen, ist deshalb jede Stimme für die AfD letztendlich eine Stimme für die große Koalition.

    Auch deshalb ist die AfD für einige keine Option mehr.

  • Wunderbar! Das 'Pack' zerlegt sich selbst. Da wirds mit der 'Machtübernahme' dann doch noch etwas dauern...