Zur Halbzeit des Klimagipfels: Wichtig is‘ auf‘m Platz

Die erste Woche der Klimakonferenz ist gelaufen. Vom Zwei-Grad-Ziel sind die Beteiligten jedoch noch weit entfernt. Eine Halbzeitanalyse.

Ein gezeichnetes Fußballfeld, der die bisherige Strategie des Spiels zeigen soll

Zwischenstand: 2°:3,7°. Illustration: taz

Ausgangssituation: Das Ziel ist für alle Beteiligten gleich: 2 Grad gilt es zu erreichen. Alle spielen auf ein Tor. Es könnte also eng auf dem Platz werden.

1. Minute – Anpfiff: Die Staatschefs von 151 Teams betreten den Platz. Der Ballbesitz für jeden ist auf drei Minuten begrenzt. Die Chefs spielen sich zwar die Bälle gekonnt zu. In der Vorwärtsbewegung tun sich aber alle Beteiligten noch schwer.

7. Minute – Auswechslung: Die Kapitäne werden vom Feld genommen. Jetzt müssen es die Wasserträger richten. Schnell wird klar, wie schwer es ist, nach vorne zu preschen, wenn das Spielfeld derart voll ist. Die Teams beginnen sich erst mal abzutasten.

13. Minute – Einwurf: Eine Gruppe von Milliardären, angeführt von Mittelstürmer Bill Gates, die eigentlich in einer anderen Liga spielen, versucht den Durchbruch. Auf der VIP-Tribüne wird die Gründung der „Breakthrough Coalition“ verkündet. Der Angriff der von vielen Fans gehassten Millionarios verpufft zunächst.

22. Minute – Brechstange: Die Staatschefs von fußballerisch weitgehend unbekannten Inselstaaten machen mächtig Wind. Es wirkt, als wollten sie das angestrebte Ergebnis sogar noch verbessern. Sie rennen, als ginge es um ihr Leben. Und doch mag es ihnen nicht so recht gelingen, sich aus der Verteidigung zu befreien.

28. Minute – Gelbe Karte: Deutschlands Bauernverteidiger Christian Schmidt, im Nebenberuf Landwirtschaftsminister, mit einer fiesen Grätsche. Dann beschwert er sich auch noch: Wer den Acker bearbeitet, solle nicht zum Sündenbock gemacht werden.

Der Erde droht der Hitzekollaps. Deshalb wollen die Staatschefs der Welt Anfang Dezember in Paris einen globalen Klimaschutz-Vertrag vereinbaren. Die taz berichtete vom 28. November bis zum 14. Dezember 2015 täglich auf vier Seiten in der Zeitung und hier auf taz.de.

34. Minute – Lichtblick: Während die Begegnung weiter vor sich hinplätschert, ist das Bemühen einzelner Staatschefs zu erkennen. Trainer Hollande nimmt Indiens Premier Modi zu sich. Sie blicken gen Himmel. Vielleicht hilft ja die Energie der Sonne, das Spiel zu gewinnen und das 2-Grad-Ziel zu erreichen?

37. Minute – Platzsturm:Mit langem Anlauf überwindet ein Haufen Ultras alle Absperrungen und rennt auf den Platz. Die Gruppierung, die sich „Republikaner“ nennt und der Pyrofraktion zuzurechnen ist, greift Libero Obama an. Im eigenen Stadion, dem Kongress in Washington, stimmen sie gegen seine Klimaschutzpläne.

40. Minute – Sololauf: Libero Obama ist nach dem Platzsturm verunsichert und trifft den Ball nicht mehr. Es scheint, als wolle Team USA trotzdem ihr eigenes Spiel durchziehen. Das wirkt zwar bisweilen ambitioniert. Und doch wirken die US-Spieler gehemmt. Die Angst vor den gefürchteten Republikaner-Ultras in der Heimat scheint tief zu sitzen.

43. Minute – neuer Spielmacher: Im Vergleich zum Spiel in Kopenhagen 2009 hat China die stärkste Entwicklung gemacht: Sie geben den Ton für die Schwellenländer an. Es wird erwartet, dass sie in der zweiten Halbzeit das Spiel an sich reißen könnten, möglicherweise im Doppelpass mit den USA.

45. Minute – Abpfiff erste Halbzeit: Der Catenaccio ist in Paris das spielbestimmende System. Es wird jede Menge Beton angerührt. Im Spiel nach vorne fehlt jede Fantasie. Ein Tor würde dem Spiel gewiss gut tun. Gut möglich, dass die Partie in die Verlängerung geht und erst Stunden nach dem geplanten Ende entschieden wird.

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