Zum Tod von Dick Fosbury: Der mit Rücken
Er hüpfte nicht einfach irgendwie. Mit Biomechanik und Ingenieurwissen revolutionierte der US-Amerikaner Dick Fosbury den Hochsprung.
Ein Gerücht gilt es zu widerlegen: Dick Fosbury, Olympiasieger im Hochsprung von 1968, hatte sehr wohl einen Körperschwerpunkt, mitten in seinem schlaksigen Körper.
Sein Flop, mit dem er rücklings über die Latte sprang, brachte aber seinen KSP, wie der Körperschwerpunkt bei Biomechanikern abgekürzt wird, näher an die Latte heran. Das ist eine von zwei genialen Überlegungen des Dick Fosbury, geboren 1947 in Oregon: nicht irgendwie über die Latte hüpfen, sondern sich quasi um sie herumwinden.
Die zweite Erkenntnis war: Wenn er sich wie die meisten Springer seiner Zeit im Straddle-Stil um die Latte wälzt, hat er mehr Möglichkeiten zu reißen, als wenn er es nur in der Körperbreite tut.
Für die Praktischwerdung seiner Überlegungen nahm Fosbury einen extra langen Anlauf, in weitem Bogen trabte er auf die Hochsprunganlage zu, nutzte noch zum Schwung holen das Drehmoment, um die Latte in seinen Rücken zu bekommen, und sprang ab. Was dann kommt, ist die Überstreckung von Hüfte und Wirbelsäule zu einem Bogen, für den das Wort Hohlkreuz viel zu harmlos ist. Dann, so eine biomechanische Erkenntnis, kann der KSP schon mal außerhalb des Körpers liegen, aber bei Fosbury tat er das nicht.
Auf die Olympiazuschauer in Mexiko wirkte Fosbury wie ein Hippie. Erst als er mit 2,24 Metern gewonnen hatte, fand er die bis dahin verweigerte Anerkennung. Mit Hochsprung hörte er auf, beendete sein Studium und eröffnete in Idaho ein Ingenieurbüro.
Vergangenen Sonntag starb Fosbury im Alter von 76 Jahren in Salt Lake City.
Fairplay fürs freie Netz
Auf taz.de finden Sie unabhängigen Journalismus – für Politik, Kultur, Gesellschaft und eben auch für den Sport. Frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Alle Inhalte auf unserer Webseite sind kostenlos verfügbar. Wer es sich leisten kann, darf gerne einen kleinen Beitrag leisten. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Frankreich zu Palästinenserstaat
Macron kündigt Anerkennung Palästinas im September an
Rechte Heilpraktiker*innen
In der braunen Ecke der Pseudomedizin
Gaza-Tagebuch
Was eine fünfköpfige Familie an einem Tag isst
Ob Männer- oder Frauenfußball
Deutscher Nationalstolz ist immer gefährlich
Kürzungen im Kulturbetrieb
Kunst ist für alle da, und alle brauchen Kunst
CSDs und die Mehrheitsgesellschaft
Queere Menschen machen es vor