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ZukunftsforschungVom Labor auf den Markt

Die Zeitenwende erfordert neue Debatten. Es muss auch darum gehen, wie der Wissenstransfer von der Forschung in die Ökonomie effektiver funktioniert.

Gravierend wird für die deutsche Wissenschaftslandschaft die angedachte Remilitarisierung Foto: Sylvio Dittrich/imago

In der Forschung ist Deutschland weiter Spitze, aber beim wirtschaftlichen Wachstum herrscht überwiegend Stillstand. Was ist da los? Auch der Zukunftsrat suchte am Mittwoch auf Einladung von Bundeskanzler Scholz nach einer Antwort – und fand sie: Die „Innovationsfähigkeit in der Zeitenwende“, so das Thema des Treffens der 17 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft, müsse gesteigert werden.

Die Vielzahl multipler Krisen mache es unausweichlich, dass „ein neuer innovationspolitischer Konsens zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gefunden“ werde, heißt es im Basispapier des Meetings. Au­to­r:in­nen des Papiers sind die Mannheimer Ökonomin Irene Bertschek vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zusammen mit Dirk Hoke, der als Geschäftsführer der Volocopter GmbH gerade frischen Wind in die Luftfahrttechnik bringt.

Der Zukunftsrat kommt zweimal im Jahr mit der Spitze der Bundesregierung zusammen, neben dem Kanzler auch mit den Ministern für Forschung und Wirtschaft. Es geht um die langen Linien der Technologieentwicklung, die zu beschreiten sind, damit das Land international wettbewerbsfähig bleibt. Beim letzten Mal war die künstliche Intelligenz in der Robotik ein Thema, was dazu führte, das vor Kurzem von Forschungseinrichtungen das „Robotics Institute Germany“ (RIG) gegründet wurde. Neue Mitglieder im Rat sind Tanja Brühl, Präsidentin der Technische Universität Darmstadt, und Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.

Ein Vorschlag zur Steigerung der Innovationskraft, also der Übertragung von Forschungs-Ergebnissen in neue marktfähige Produkte der Unternehmen, sieht vor, stärker auf den Output der Maßnahmen zu achten. Bisher ging es in erster Linie darum, den Input zu steigern, indem immer mehr Geld ins Forschungs- und Innovationssystem gepumpt wurde: 3,5 Prozent am wirtschaftlichen Gesamtumsatz des Landes, dem BIP, ist bisher die Zielsetzung; Das entspricht rund 125 Milliarden Euro, die von Staat und Wirtschaft erbracht werden. Mit diesem Geld soll künftig, auch durch bessere Wirkungsmessung, effizienter umgegangen werden. „Der Transferoutput muss auf ein Niveau gehoben werden, das dem hohen Input entspricht“, schreibt der Zukunftsrat.

Gravierender wird für die deutsche Wissenschaftslandschaft die angedachte Remilitarisierung in Teilbereichen sein. „Die Zeitenwende erfordert eine neue Debatte über die Verteidigungsforschung und Dual Use an allen Forschungseinrichtungen“, formuliert der Zukunftsrat. So könnte etwa „ein DeepTech-Wachstumsfonds mit Dual-Use-Fokus“ eingerichtet werden und Bewusstseinsbildung für mehr Waffentechnik. Für einige Universitäten wäre dies mit der Aufgabe ihrer „Zivilklauseln“ verbunden.

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1 Kommentar

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  • Wie wird aus einer Idee ein Produkt?



    Die Antwort ist durch Geld, wenn man aber Geld haben muss, um Geld/einen Kredit/Zuschüsse/Subventionen zu bekommen, dann nützt die beste Idee nichts.

    Geld bedeutet Zugang zu Räumen, Produktionsmitteln, Zeit zur Erprobung, Zeit um Anträge zu erstellen, einen Markt zu finden, Mitarbeiter.

    Wer bekommt die Mittel, die, die etabliert sind, die Mitarbeiter, Zeit und Geld haben, die großen in der Branche.

    Wir sind das Land, in dem nicht sein kann, was nicht sein darf, nicht den Regeln und Vorschriften entspricht.