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Zuhause im MinisteriumMinister sparen sich die Miete

Nicht nur Familienministerin Schwesig spart sich eine Wohnung in Berlin, indem sie in ihrem Büro übernachtet. Solche Sparsamkeit trifft auf Kritik.

Dass Wohnraum in Berlin teuer ist, beschäftigt auch Politiker. Bild: dpa

HAMBURG afp | Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) übernachtet in ihrem Ministerium und spart sich so die Kosten für eine private Wohnung in Berlin. Die Übernachtungspraxis von Schwesig und anderen Ministern stößt mittlerweile auf Kritik der Opposition, wie der Spiegel vorab berichtete. Die Nutzung des sogenannten Rückzugsraumes im jeweiligen Ministerium ist demnach mietfrei, die Minister müssen lediglich bei ihrer Steuererklärung einen geldwerten Vorteil in Höhe von bis zu 221 Euro monatlich angeben.

„Mit ihrem üppigen Salär sollten Minister in der Lage sein, sich in der Hauptstadt eine Wohnung zu mieten“, sagt Gesine Lötzsch (Die Linke), Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag. Justizminister Heiko Maas, Arbeitsministerin Andrea Nahles, Familienministerin Manuela Schwesig (alle SPD) sowie Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) nutzen laut Bericht den Rückzugsraum ihres Ministertrakts als Übernachtungsmöglichkeit.

Schwesig steht im Familienministerium ein komplett eingerichteter Wohnbereich zur Verfügung – mit Bett, Kommode, Dusche und Zugang zur benachbarten Küche. Eingerichtet wurde die Unterkunft beim Neubau des Familienministeriums unter Amtsvorgängerin von der Leyen, die ebenfalls auf eine eigene Wohnung in Berlin verzichtet. Sie nächtigt nun im Verteidigungsministerium in „einem 7,4 Quadratmeter großen Durchgangsraum zum Sanitärbereich, der mit einem schmalen Bett ausgestattet ist“, wie ein Sprecher ihres Hauses dem Spiegel sagte.

Verwaltungsrechtler bezweifeln, dass diese Arrangements rechtmäßig sind. „Wenn ein Minister das ein oder andere Mal auf einer Ausziehcouch übernachtet, ist dagegen nichts einzuwenden“, sagt der Berliner Rechtsprofessor Ulrich Battis dem Magazin. „Wenn ein Minister dauerhaft in eine ganze Wohnung im Ministerium zieht, ist das hochproblematisch.“

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24 Kommentare

 / 
  • GD
    GroKo der Bourgeoisie

    Moderner Kapitalfaschismus heute.

     

    Sparen auf Staatskosten für das Familienhaus im Grünen.

     

    Oder: "Wasser predigen und Wein trinken" (saufen) - 'unsere' konsum- und ostdeutschen Gauckschen-Jahnschen "Brüder und Schwestern" - für "Freiheit", "Demokratie" und Selbstbedienung!

     

    Merke:

     

    'Unsere' spezialdemokratischen GroKo-Volksversteher nehmen sich zusätzlich mtl. 830 Euro. /

     

    Erwerbslose - vormals mehrwertschöpfende Werktätige - im HIV-Strafvollzug bekommen 9 Euro (+/-).

  • ND
    na dufte

    es geht nicht darum ob das kleinkariert oder ist oder nicht, vielmehr geht es wohl darum, dass die Herrschaften für

    sich Sachen in Anspruch nehmen die den kleinen Angestellten nicht gewährt werden. oder darf

    nne normale Schreibkraft im Büro wohnen?

  • V
    vorbild?

    Ich verstehe diese Aufregung nicht...

    Auch in der Bundeswehr wird dieses vorbildliche verhalten schon den jungen Soldaten vorgelebt:

    An der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck läßt sich der Schulkommandeur (Besoldungsgruppe B6) einen ganzen Flur für sich reservieren. So kann er sich in seinem Privat-Fitnessraum ohne störende Nachbarn von seiner anstrengenden Tätigkeit erholen.

    Die "Kleinen" nächtigen derweil im Mehrbettzimmer.

    Die haben leider auch nicht die Möglichkeit, sich ihren Privatparkplatz auf Staatskosten vor der Unterkunft plastern zu lassen.

  • dies ist sehr vorbildlich, somit nehmen unsere Politiker uns Berlinern nicht die Wohnungen weg..., es herrscht doch Wohnungsmangel...,

  • P
    PeterWolf

    "Die Nutzung des sogenannten Rückzugsraumes im jeweiligen Ministerium ist demnach mietfrei, die Minister müssen lediglich bei ihrer Steuererklärung einen geldwerten Vorteil in Höhe von bis zu 221 Euro monatlich angeben."

    Für einen 7,4 qm großen Durchgangsraum erscheint mir der Geldwerte Vorteil allerdings als Wucher, so ähnlich wie bei Roma-Schlafplätzen in Duisburger Quartieren.

    Ich hoffe, der Linkspartei kommen mal bessere Ideen, die Regierung zu kritisieren, als dieser Mumpitz.

    Das ist wirklich nur peinlich und kleinkariert

  • Nacht auf einem Bett neben dem Büro zu schlafen, gar noch Zugang zu einer Küche zu haben (welche wohl sonst die Sekretärin zum Kaffekochen benutzt)- welch ein unverzeihlicher Luxus. Da will man doch sofort tauschen...

    Es gibt an der GroKo wohl viel zu kritisieren, aber das ist nur der letzte Fliegenschiss an der hinzersten Wand.

  • M
    Marin1

    Und keiner kritisiert die Kanzlerette... Sie kann auch kostenlos in dem Schlafzimmer, das Kohl in seinem berliner Bundeskanzlermat hat installieren lassen, und das aber nur von Schröder benutzt wurde, übernachten.

     

    Warum wird das nicht thematisiert?

     

    Und hatten der Christian Wulff mit seiner Betttina nicht extra ein privates Spielzimmer im BuPrä-Schloss Bellevue einrichten lassen?

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Das Thema wirkt bemüht und an den Haaren herbeigezogen.

    Freiwillig in einem Ministerium übernachten?

    Niemals.

  • A
    Arne

    221 Euro sind ja wohl ein Witz. Und das dann auch noch als steuerwerter Vorteil anstatt als Abzug vom Gehalt.

     

    Ich kenne die Mieten in Berlin nicht, möchte aber mal wissen, ob das marktüblich ist.

     

    Ansonsten habe ich Verständnis, dass man nicht in Berlin wohnen will, aber die Minister haben ja die Möglichkeit, falls mal ein Neubau eines Ministeriums anliegt, dies in einer vernünftigen Stadt zu planen und nicht wieder am äußersten östlichen Rand der von Ihnen zu regierenden Republik.

  • womoeglich kann man in diesem kontext auf die wohnungs- und nahrungsmittelkosten gegenueberstellen und die bekannte hartz iv sichtweise da ansetzen, da die bundeswehr ja mehr oder minder arbeitslos ist. ich mag immer so kleine tabellen, bevor die minister inhaftiert oder abgewaehlt werden. es ist einfach korrekter und sauberer.

  • M
    MieteInBerlinSpottBillig

    Ich find Sparsamkeit garnicht schlecht und wenn schon ein Raum im Ministerium für die Übernachtung bereit steht, muss man sich auch keine Wohnung mieten.

     

    "Dass Wohnraum in Berlin teuer ist, beschäftigt auch Politiker." (Bildunterschrift)

    Ich weiß dass es nicht zum Thema gehört, aber Berlin ist die billigste Metropole in Deutschland und ich kann diese Heulerei über teuren Wohnraum in Berlin nicht mehr hören.

    Ich wohne in Potsdam und eine Wohnung in einem unsanierten Plattenbau kann hier mehr kosten als eine Wohnung im nanierten Altbau in Charlottenburg. Also liebe Alt- und Neuberliner, kommt mal wieder runter!

  • E
    emil

    bleibt nur noch zu sagen, dass politikerInnen gefälligst mit dem auto statt mit dem auto zur arbeit kommen sollen. oder können die sich das nicht leisten? am besten freilich mit dem helikopter!

  • Ich hab ja wirklich lange geschwankt welcher Nachricht ich das mit Gold überzogene Hartgummi- Hühnchen auf Sockel verleihen soll. Dem Bericht über die Google Verträge oder diesem Kleinod der Berichterstattung. Schwank jetzt nicht mehr und bastel noch ein Hühnchen, auch gülden... Danke!

  • "Wenn ein Minister dauerhaft in eine ganze Wohnung im Ministerium zieht, ist das hochproblematisch."

    ---

    Kommt in einem Folgeartikel das "Hochproblematische" ? Ich vermag es z.Zt. nicht zu erkennen !

  • Wenn man Nicht in Berlin wohnende Familie-Familienleben & Ministeriumsberuf unter einem Hut bringen will, dann muss man eine ~60 Stunden-Woche in eine ~4 Tage Woche quetschen. Sag mir mal wie das ohne im Ministerium zu schlafen?

  • L
    Lowandorder

    Ulrich Battis aus Bergzabern jetzt bei GleissLutz

    hustet, wenn Frau Schwerig im Ministerium…

    öh … und unsere neue Tuffi la Helmeth auch?

     

    nö in echt jetzt? schwerste Bedenken?

     

    also doch eher was für Peter Köhler by Wahrheit

    SchurkInnen - die die Welt nicht braucht; - odr?

     

    Recherche lohnt;

    als Preußen noch was hermachte, hatten zwar die gewöhnlichen Richter am Reichsgericht gar kein Dienstzimmer;

    aber bereits popelige

    Regierungspräsidenten eine eigene Dienstvilla;

    die aber merkwürdigerweise gar nicht recht Anklang

    fanden und peu a peu und hie und dann da,

    nunja verwaldeten, verwaltungsusurpiert wurden.

     

    kurz - die Herren(Damen erst postpreußisch zu verzeichnen) lebten aus ganz banal-menschlichen Gründen lieber nicht so breit auf dem

    Teller de Repräsentation;

     

    was bei einem der letzten - nun schon eher öhem demokratischen - Helden seiner Zunft dazu führte,

    daß er über den Bezug benachbarter Wohnungen mit Argusaugen wachte;

    wollte er doch beim Party-Zwischen-Gang

    " ich hol mal was Ordentliches zu trinken" nicht gerade von irgendeiner Dezernatssekretärin anbetroffen werden!

     

    aber sparsam-preußisch ala bonneur:

    seine freihändig befundene Miete war anerkannt

    eine der Niedrigsten.

     

    aber der knapp ältere Herr Emeritus bei

    GleissLutz inne Friedrichstraße

    Berlin-Mitte

     

    - da schau her;

    naja - man gönnt sich ja sonst nix.

  • M
    Mieter

    Man könnte es auch so sehen:

    Die steuerschmarotzenden Minister schüren die Wohnungsnot nicht weiter an und ersparen dem Berliner Steuerzahler höhere Mieten und "Gentrifizierng".

  • H
    Horsr

    Warum nicht? Warum sich über die paar hundert Euro Vorteil aufregen, wenn parallel die Diätenerhöhung geschieht?

    Und es macht sicher nicht viel aus, aber die Wohnraumsituation in Berlin wird nicht noch mehr belastet. Es wäre sowieso illusorisch zu behaupten, die Minister würden an ihrem Zweitwohnsitz Kontakt mit der Bevölkerung halten können.

     

    Richtig so.

     

    Opposition, tut lieber was sinnvolles, denn die Groko wird immer mehr erschreckend selbstgerecht.

  • E
    Elke

    Endlich mal ein Thema, über dass es sich reden lohnt!

  • „Mit ihrem üppigen Salär sollten Minister in der Lage sein, sich in der Hauptstadt eine Wohnung zu mieten“, sagt Gesine Lötzsch (Die Linke), Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag.

     

    Ja, es gibt in Berlin neuerdings einen riesigen Wohnungsüberschuss!?!

     

    Ich denke das Verhalten der kritisierten PolitikerInnen ist o.k., ökologisch sogar vorbildlich, spart man sich so doch das viele hin und her mit dem Dienstwagen.

  • M
    minister-wg

    Da machen ein paar Leute endlich etwas gegen steigende Mieten und Gentrifizierung und dann ist das auch wieder nicht recht...- wie denn nun???

  • Was spricht gegen eine bescheidene Dienstwohnung im Ministerium? Wenn eine Verteidigungsministerin in ihrem sowieso bewachten Ministerium übernachtet, ist das doch sicher günstiger als eine Mietwohnung rund um die Uhr zu bewachen. Möglicherweise müssen noch schusssichere Fenster eingebaut und andere teure Umbaumaßnahmen durchgeführt werden.

    • C
      Cisko
      @Zsolt:

      sehe ich genauso, interresant wäre gewesen was der Herr Battis da hochproblematisch sieht

    • U
      Unsereiner
      @Zsolt:

      Diese Vorsichtsmassnahmen müssen zusätzlich getroffen werden, da ein Minister wohl nicht jede Nacht im Ministerium bleibt und sich auch noch kurzfristig anders entscheiden kann.