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Zuckerfest zum Ende des RamadansNur im kleinen Kreis

Zum Ende des Ramadans begehen Muslim*innen das Fest zum Fastenbrechen in großer Runde. Doch wegen Corona wird es keine großen Familienfeste geben.

Zuckerfest: Baklava gehören zum Fest des Fastenbrechens zum Ende des Ramadans Foto: dpa/Bildfunk

Berlin taz | Das große Straßenfest zum Ende des Ramadans in Neukölln ist längst abgesagt. Und auch in den Familien und unter Freud*innen stellen Muslim*innen sich auf ein Zuckerfest im sehr kleinen Kreis ein. „Wir haben schon in der Familie besprochen, dass wir nicht alle zusammen sein können“, sagt eine Muslimin aus Kreuzberg, ihren Namen möchte sie nicht öffentlich nennen. „Wir denken dabei auch an die Gesundheit der Älteren: Meine Mutter hält weiterhin Abstand, wir werden in kleinen Gruppen von wenigen Personen feiern oder nur auf ein kurzes Treffen an der Haustür vorbeigehen“, sagt sie.

Auf langes Zusammensitzen in geschlossenen Räumen wie sonst und auf Umarmungen wollen sie ganz verzichten. „Das ist natürlich sehr schwierig, auch das Gebet zum Ende des Ramadan wird nicht so stattfinden wie sonst, viele beten zu Hause“, sagt sie. „Das gegenseitige Beglückwünschen nach dem Beten fehlt damit auch.“

Am Samstag und Sonntag geht der Ramadan zu Ende, normalerweise mit Feierlichkeiten und Gebeten an mehreren Tagen. Gottesdienste dürfen zwar seit Anfang Mai wieder stattfinden, aber nur in kleinem Rahmen (siehe Infokasten).

Auch beim DAZ, dem Deutsch-Arabischen Zentrum für Bildung und Integration, das das Straßenfest zum Ende des Ramadans in Neukölln mit ausrichtet, hat man in den letzten Wochen dazu geraten, zum Zuckerfest innerhalb der Familie zu bleiben und selbst dort nur kleine Gruppen zusammenzubringen, sagt der Leiter Nader Khalil.

„Gesellschaftliche Pflicht“

„Wir hatten in letzter Zeit auch viele Anfragen zum Umgang mit Trauerfeiern, auch die können ja zurzeit nur in sehr engem Kreis stattfinden“, sagt er. „Wir sagen dann: Beileid bekunden und vieles andere geht ja auch am Telefon oder über die sozialen Netzwerke – auch zum Zuckerfest. So gehen wir kein Risiko ein.“

Nur in kleinem Rahmen

Gottesdienste dürfen zwar seit Anfang Mai wieder stattfinden, aber nur in kleinem Rahmen: Zu Gottesdiensten und religiösen Versammlungen dürfen seit Anfang Mai wieder maximal 50 Personen zusammenkommen, allerdings nur in Moscheen oder Räumen, die für weit mehr Personen ausgerichtet sind. In kleineren Räumen reduziert sich die Teilnehmer*innenzahl entsprechend. Die Abstands- und Hygieneregeln müssen eingehalten werden und die Veranstalter müssen eine Anwesenheitsliste führen. Trauerfeiern, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen im privaten Rahmen dürfen mit maximal 20 Teilnehmer*innen stattfinden. (usch)

Hier überwiege ganz klar die gesellschaftliche Pflicht, die Pandemie einzudämmen, gegenüber der religiösen Pflicht. Dies sei auch in der Stadt sichtbar. Auf der Sonnenallee sei weniger los gewesen als sonst. „Die Menschen haben Angst vor Ansteckung, sie ziehen sich zurück“, sagt Khalil.

„In diesem Jahr wird einfach keine Atmosphäre des Ramadan aufkommen, nirgendwo. Das ist in den arabischen Ländern ja nicht anders“, sagt er. „Das Zuckerfest ist ein Fest für Kinder, und um die Generationen zusammenzubringen. Man kann Kinder nicht festhalten, und dann ist es auch keine Feier mehr.“

Khalil hofft, dass das Fest nur aufgeschoben ist. „Unser nächster wichtiger Feiertag ist das Opferfest Ende Juli“, sagt er. „Vielleicht sieht es dann schon anders aus, so dass wir da wieder in größerem Kreis feiern können.“

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