Zuckerfest zum Ende des Ramadans: Nur im kleinen Kreis
Zum Ende des Ramadans begehen Muslim*innen das Fest zum Fastenbrechen in großer Runde. Doch wegen Corona wird es keine großen Familienfeste geben.
Auf langes Zusammensitzen in geschlossenen Räumen wie sonst und auf Umarmungen wollen sie ganz verzichten. „Das ist natürlich sehr schwierig, auch das Gebet zum Ende des Ramadan wird nicht so stattfinden wie sonst, viele beten zu Hause“, sagt sie. „Das gegenseitige Beglückwünschen nach dem Beten fehlt damit auch.“
Am Samstag und Sonntag geht der Ramadan zu Ende, normalerweise mit Feierlichkeiten und Gebeten an mehreren Tagen. Gottesdienste dürfen zwar seit Anfang Mai wieder stattfinden, aber nur in kleinem Rahmen (siehe Infokasten).
Auch beim DAZ, dem Deutsch-Arabischen Zentrum für Bildung und Integration, das das Straßenfest zum Ende des Ramadans in Neukölln mit ausrichtet, hat man in den letzten Wochen dazu geraten, zum Zuckerfest innerhalb der Familie zu bleiben und selbst dort nur kleine Gruppen zusammenzubringen, sagt der Leiter Nader Khalil.
„Gesellschaftliche Pflicht“
„Wir hatten in letzter Zeit auch viele Anfragen zum Umgang mit Trauerfeiern, auch die können ja zurzeit nur in sehr engem Kreis stattfinden“, sagt er. „Wir sagen dann: Beileid bekunden und vieles andere geht ja auch am Telefon oder über die sozialen Netzwerke – auch zum Zuckerfest. So gehen wir kein Risiko ein.“
Gottesdienste dürfen zwar seit Anfang Mai wieder stattfinden, aber nur in kleinem Rahmen: Zu Gottesdiensten und religiösen Versammlungen dürfen seit Anfang Mai wieder maximal 50 Personen zusammenkommen, allerdings nur in Moscheen oder Räumen, die für weit mehr Personen ausgerichtet sind. In kleineren Räumen reduziert sich die Teilnehmer*innenzahl entsprechend. Die Abstands- und Hygieneregeln müssen eingehalten werden und die Veranstalter müssen eine Anwesenheitsliste führen. Trauerfeiern, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen im privaten Rahmen dürfen mit maximal 20 Teilnehmer*innen stattfinden. (usch)
Hier überwiege ganz klar die gesellschaftliche Pflicht, die Pandemie einzudämmen, gegenüber der religiösen Pflicht. Dies sei auch in der Stadt sichtbar. Auf der Sonnenallee sei weniger los gewesen als sonst. „Die Menschen haben Angst vor Ansteckung, sie ziehen sich zurück“, sagt Khalil.
„In diesem Jahr wird einfach keine Atmosphäre des Ramadan aufkommen, nirgendwo. Das ist in den arabischen Ländern ja nicht anders“, sagt er. „Das Zuckerfest ist ein Fest für Kinder, und um die Generationen zusammenzubringen. Man kann Kinder nicht festhalten, und dann ist es auch keine Feier mehr.“
Khalil hofft, dass das Fest nur aufgeschoben ist. „Unser nächster wichtiger Feiertag ist das Opferfest Ende Juli“, sagt er. „Vielleicht sieht es dann schon anders aus, so dass wir da wieder in größerem Kreis feiern können.“
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise der Linkspartei
Ein Tropfen reicht, um das Fass zum Überlaufen zu bringen
Ende des Brics-Gipfels
Guterres diskreditiert die Vereinten Nationen
Getötete Journalisten im Libanon
Israels Militär griff Unterkunft von TV-Team an
Wissings Verkehrsprognose 2040
Auto bleibt wichtigstes Verkehrsmittel
Freihandel mit Indien
Indien kann China als Handelspartner nicht ersetzen
+++ Nachrichten im Nahost-Konflikt +++
Libanon-Konferenz sagt eine Milliarde Dollar zu