Zoo-Berlin: Müller und die Torte

Der Zoo Berlin wird 175 Jahre alt. Bei der Feier mit dabei: Drei Ex- und ein Noch- Berliner Bürgermeister. Letzterer darf den Kuchen anschneiden.

175 Zentimeter hohe Torte aus Zuckerguss

Die Geburtstagstorte und der Regierende Michael Müller Foto: dpa

Wie oft bei Jubiläumsfeiern – erst recht, wenn eine Institution wie der Berliner Zoo seinen 175. Geburtstag begeht – fühlt man sich ein wenig wie auf einem Veteranentreffen. „Grüß dich!“, sagt Walter Momper zu Eberhard Diepgen, „alles frisch?“ Beide, sichtlich in die Jahre gekommen, waren mal Regierende Bürgermeister von Berlin. Momper (SPD) hat sich eine rotweiße Krawatte umgebunden. Diepgen (CDU) trägt den oberen Hemdknopf offen. Schnellen Schrittes streben sie der Bühne zu, auf der die Geburtstagstorte steht: ein 175 Zentimeter hoher „Tortentraum“, wie der Zoo in seiner Einladung schreibt. Giraffen, Flamingos und Flusspferde aus Zuckerguss schmücken die einzelnen Schichten. Das Antilopenhaus mit den minarettartigen Türmchen, das älteste erhaltene Gebäude im Zoo, ist nachgebildet, auch das Elefantentor. Eine Woche lang habe eine Charlottenburger Konditorei an dem Kunstwerk gearbeitet, wird erzählt.

Der aktuelle Regierende Bürgermeister darf die Torte anschneiden. Michael Müller (SPD) muss dafür auf eine Leiter steigen. Als er das Messer ansetzt, rufen die Fotografen „Stopp!“. Der Termin ist für Müller eine willkommene Gelegenheit, seiner im Sinkflug befindlichen Beliebtheitskurve Auftrieb zu geben. Klaus Wowereit (SPD), vierter Bürgermeister im Bunde, reicht Müller die Teller, auf die der dann Tortenstücke drapiert. Wie Koch und Kellner wirkt das.

Wowereit – weißes Hemd, das den gebräunten Teint zur Geltung bringt, Sonnenbrille an die Brusttasche geklemmt – war bis 2014 Regierungschef und damit der Koch von Berlin. Eigentlich war es Gerhard Schröder, der den Ausspruch mit Blick auf die Grünen geprägt hat. Um im Bild zu bleiben: Koch Müller beweist an diesem Donnerstag keine Ausdauer. Ausgerechnet an den grünen Bezirksbürgermeister von Mitte, Stephan von Dassel, gibt der Regierende das Messer ab. Und von Dassel will dann gar nicht mehr vom Treppchen hinunter, so viel Freude hat er daran, Kuchenstücke abzusäbeln. Wenn das nichts zu sagen hat …

Was bei der Feier sonst passiert ist? Die übrigen Gäste auf der Bühne, überwiegend Männer, stehen untätig um die Torte herum. Jürgen Lange, Zoodirektor a. D., beweist Feinsinn, als er einem begehrlich guckenden Kind im Publikum einen Zuckerguss-Flamingo in die Hand drückt. In seiner Rede verweist der aktuelle Zoodirektor Andreas Knieriem – grüne Krawatte mit weißen Einsprengseln – darauf, dass der Zoo bei seiner Gründung 1844 außerhalb der Stadtgrenze lag. Die dunklen Kapitel der Zoogeschichte sind in einem Buch nachzulesen, das der Zoo zum Jubiläum herausgegeben hat. Auch den Tierpark, die Tochtergesellschaft der Zoo AG, erwähnt Knieriem. Wie das mit einer Tochter so sei, müsse der Tierpark erst einmal unterstützt werden. „Aber vielleicht ernährt sie uns Alte dann mal.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.