Zerwürfnisse in Hamburgs AfD: „Wir haben Leichen im Keller“
In der Hamburger AfD fliegen die Fetzen. Unter anderem geht es um Geld, das Alexander Wolf als Ausgleich für einen verwehrten Posten haben möchte.
![Der Abgeordnete Alexander Wolf, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der AfD, liest im Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft während der Sitzung die Zeitung "Junge Freiheit". Der Abgeordnete Alexander Wolf, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der AfD, liest im Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft während der Sitzung die Zeitung "Junge Freiheit".](https://taz.de/picture/6055773/14/388497074-1.jpeg)
A m 18. Januar nutzte der Hamburger AfD-Fraktionsvorsitzende Dirk Nockemann in der aktuellen Stunde der Bürgerschaft die Krawalle an Silvester um pauschal gegen „Westasiaten“ und eine „Eventkultur“ zu wettern, die offenbare: „Die Integrationspolitik einer ganz bestimmten Klientel ist gescheitert. Der Staat wird von ihnen verachtet, seine Vertreter sind Freiwild.“
Dabei sind zuletzt Zweifel daran aufgekommen, ob die AfD an der Elbe selbst diesen Staat und seine Gesetze respektiert. Interna aus und um die Fraktion, die der taz vorliegen, offenbaren ein Klima aus Missachtung und Missgunst, Verachtung und Vertrauensverlusten – und nicht zuletzt einen Untreueverdacht.
In aufgezeichneten Gesprächen heißt es über Fraktionsvize Alexander Wolf, er müsse wegen der internen Konflikte endlich seine Aufgabe wahrnehmen. Die Bitte darum würde jedoch seit Jahren erfolglos verhallen. Wolf selbst habe nichtsdestotrotz um finanziellen Ausgleich gebeten. Der Grund: Absprachen, nach denen Wolf alleiniger Fraktionsvorsitzender werden sollte, wenn der damalige Vorsitzende Jörn Kruse „in die zweite Reihe“ treten würde, wurden nicht eingehalten.
Mit Einführung der Doppelspitze mit Nockemann sei allerdings aus „seinen ursprünglichen Ambitionen“ nichts geworden. Dadurch habe er einen ökonomischen „Schaden“ erlitten – „inklusive Rentenansprüchen“, die nun nicht geltend gemacht werden könnten. Der gewünschte Ausgleich sei Wolf jedoch von „Thorsten“ verweigert worden, heißt es in den Mitschnitten. Mit dem Vornamen dürfte der Fraktionsgeschäftsführer Thorsten Prenzler gemeint sein.
Immer Ärger mit Thorsten
Prenzler, der schon einmal wegen Betrugs verurteilt wurde, steht seit Jahren parteiintern in der Kritik. „Wir haben so viele Leichen im Keller“, heißt es in den Tondateien, da hätte Prenzler schon längst gehen müssen.
Zu einer dieser „Leichen“ musste Nockemann bereits beim Landeskriminalamt aussagen. „Die genannte Zeugenvernehmung hat zwischenzeitlich stattgefunden“, bestätigt eine Pressesprecherin des Staatsanwaltschaft der taz. Weitere Zeugenvernehmungen seien beabsichtigt.
Die AfD möchte zu der Vernehmung nichts sagen. Der stellvertretende Pressesprecher Daniel Menkens räumt aber ein: „Es ist zutreffend, dass eine anonyme Anzeige erstattet wurde, nach unserer Kenntnis wegen Untreue.“ Er betont jedoch, dass diese Ermittlungen sich „wieder einmal im Rahmen einer Schmutzkampagne gegen die Fraktion und den Fraktionsgeschäftsführer“ bewegen würden.
Fakt ist: Seit September 2022 läuft ein Ermittlungsverfahren gegen Prenzler, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Da „die Ermittlungen dauern“, seien „derzeit keine weiteren Auskünfte möglich“.
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