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Zeigt her eure Beine

In seinem neuesten Fotoband hat Georg Schmidt Bremens „goldene“ fünfziger Jahre festgehalten: Von Fleischringen in Reih und Glied bis zu heiß begehrten Nylonstrümpfen

Gleich auf der ersten Seite ist einWurststand abgelichtet. Wie Girlanden hängen die prallen Fleischringe in Reih und Glied. Davor stehen Menschen mit großen Augen und warten. Es könnte durchaus eine Momentaufnahme sein, wie sie täglich auf einem der Bremer Märkte zu finden ist. Doch die Bildunterschrift lässt den Betrachter wissen, dass das Foto aus dem Jahr 1950 eigentlich einer Sensation gleichkommt: Die ersten Würste, die seit Kriegsende ohne Lebensmittelmarken zu haben waren, liegen am Verkaufsstand eines Bremer Schlachtermeisters auf dem Domshof zum Verkauf aus.

Der neue Fotoband „Bremen – die „goldenen“ 50-er Jahre“ zeigt auf 71 Seiten anhand zahlreicher Schwarz-weiß-Fotografien das Nachkriegsjahrzehnt in der Hansestadt. Es geht um Aufschwung, Modernisierung und Schönheitswettbewerbe. Die Fotos stammen alle aus dem Archiv des Bremer Fotojournalisten Georg Schmidt und sind mit Texten von ihm unterlegt. In den Worten liegt die Wehmut der Erinnerungen, die recht naiv versucht, den Szenen auf den Fotos wieder Leben einzuhauchen.

Mit seiner Linse hat Schmidt nicht nur spielende Kinder auf der Straße oder Antje, das schwarze „Besatzungskind“ , das ein Jahr nach Kriegsende geboren wurde eingefangen, sondern auch Szenen aus der Bremer City und den Start des ersten Freiluftballons. Außerdem kamen ihm jede Menge Frauenbeine, die in den damals heiß begehrten Nylonstrümpfen stecken, vor die Kamera. Zu Beginn der fünfziger Jahre wählte Bremen sowohl das schönste Frauenbein als auch die Miss Germany.

Das Buch ist für Nostalgiker sicher ein Schnäppchen. Für diejenigen, die Ästhetik im Layout erwarten leider eine Zumutung. Die Fotos überlappen sich, die Seiten sind zu voll.

Ingrid Marie Seitz

Georg Schmidt: Bremen – Die „goldenen“ 50er Jahre. Wartberg Verlag. 16,80 Euro.

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