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Zapfenstreich beim Polizeiruf 110Zur Belohnung nach Afghanistan

Nicht nur von den Vorgesetzten werden die Soldatinnen in dieser Polizeiruf-Folge schikaniert. Eine von ihnen wird tot aufgefunden. (Polizeiruf 110, "Zapfenstreich", So 20.15 Uhr, ARD)

Durchhalten und Stärke zeigen, heißt es für die Soldatinnen Rosie (Stephanie Schönfeld, li.) und Heike (Emily Cox r.). Bild: br/erika hauri

Afghanistan als Laufbahnbeschleuniger? Immer wenn die jungen Soldatinnen nicht mitziehen, wenn sie sich gegen die subtile Gewalt oder gegen die offenen Demütigungen der männlichen Kameraden zur Wehr setzen, verweist der Spieß auf den Hindukusch – nicht etwa als Drohung, sondern als Belohnung. Durchhalten heißt es, denn verweigert der Ausbilder sein Okay für Afghanistan, sieht’s schlecht aus mit der schnellen militärischen Karriere. Wer beim Bund etwas werden will, ob Mann oder Frau, für den oder die führt nun mal kein Weg am Kriegsgebiet am Hindukusch vorbei.

Als Nicht-Soldat erhält man in dieser „Polizeiruf“-Folge einen gewissen Einblick in die innere Logik des Verteidigungsapparates. Zumal einem als Führerin die Kommissarin Uli Steiger (Stefanie Stappenbeck) zugewiesen wird, die in „Zapfenstreich“ quasi dahin zurückkehrt, wo sie hergekommen ist: zum Bund. Als Hauptmann durchlief sie einst selbst die Vorbereitung zum Afghanistan-Einsatz, bevor sie vom Ermittler Papen zur Kripo geholt wurde.

Nachdem Papen-Darsteller Jörg Hube kurz nach dem Dreh zur ersten neuen Münchner „Polizeiruf“-Folge verstarb, wurden noch zwei weitere um Stappenbecks Steiger herum gebaut. Schwere Themen musste diese Schultern, ohne dass sie als wirklich starke Persönlichkeit aufgebaut worden wäre. Diesmal wird ihr immerhin ein kiffender Kollege von der Sitte (Lars Eidinger, „Alle anderen“) zur Seite gestellt. Der bleibt auch mal über Nacht, versteht jedoch nichts vom Militär. Charmant, aber deutlich wird er immer wieder von Steiger dazu aufgefordert, seinen Mund zu halten.

Trotz solcher launiger Exkurse kommt „Zapfenstreich“ (Regie: Christoph Stark, Buch: Mario Giordano, Andreas Schlüter) etwas überladen daher. Es knirscht gefährlich unter dem gesellschaftspolitischen Auftrag, den sich die Münchner für die finale Folge aufgeladen haben. Nachdem man schon in der ersten Episode radikal gegen den Bundeswehreinsatz in Afghanistan Stellung bezogen hat, geht es hier nun um die um die strukturellen Schräglagen in der Truppe – inspirieren ließ man sich dabei von den realen Foltervorfällen in einer Gebirgsjägerkaserne in Mittenwald.

Im „Polizeiruf“ werden nun nicht nur die Soldatinnen in der Kaserne tyrannisiert, eine von ihnen wird gleich in ihrer Wohnung ermordet. Eigentlich ein Anlass, um in die Welt eines geschlechtlich neu geordneten Bund einzutauchen: Was treibt junge Frauen zum Militär? Doch die weiblichen Figuren, die in diesem „Polizeiruf“ den Schikanen ihrer männlichen Kameraden ausgesetzt sind, bleiben soziologische Abziehbilder – von der sensiblen Selbstprüferin mit Kuscheltier im Sturmgepäck bis zum ewigen Mannweib in Camouflage.

Gegen diese Klischees kann auch Ex-Soldatin Steiger nicht anstinken. So lässt der Zapfenstreich, der am Ende für sie und den tragisch umflorten Münchner „Polizeiruf“ geschlagen wird, einen halb melancholisch und halb erleichtert zurück.

Polizeiruf 110 "Zapfenstreich", So, 20.15 Uhr, ARD

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6 Kommentare

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  • S
    sandramo81

    Den Film habe ich nicht gesehen, schon die Vorschau zeigte die Klischees gar zu holzschnittartig. Ein Glas Wein und ein Buch zog ich der Angelegenheit vor - GEZ wird ja auch einbehalten, wenn ich nicht gucke; kann ich´s auch gleich lassen. Aber: Da wir gerade beim Lesen sind... Was ist den das für ein komische Deutsch in die Artikel? Korrespondiert hier die Qualität des Artikels absichtlich mit der des rezensierten Filmes? War das Satire? Bin ich alter Sack vielleicht mittlerweile zu blöd, um sowas zu merken und ärgere mich umsonst?

  • A
    avelon

    Was ich vergaß anzumerken ...

     

    In einer Zeit zunehmender Arbeitslosigkeit drängen sich Menschen freiwillig in die Armee, dort wo es kostenlose und sichere Ausbildungsplätze gibt.

     

    Es geht um die Existenz und Perspektive junger Menschen, die auf dem freien Markt keine oder lediglich geringere Möglichkeiten besitzen, einen Ausbildungsplatz in sehr verschiedenen und erwünschten Berufen zu erlangen.

     

    Mal nachgedacht, wohin das führt?

  • A
    avelon

    Von Anfang an mehr Sold für Frauen als für Männer in den Kampftruppen???

     

    Sollte dies den Tatsachen entsprechen, so ist die Bundeswehr die gerechteste Arbeitgeberin im ganzen Land.

     

    Denn rein physisch betrachtet, ist die Frau für Kampftruppen geringer geeignet als die Manneskraft. Für die gleiche physische Leistung von uns fragilen Lebewesen, ist eine höhere Bezahlung angesagt.

  • F
    Feixholzer

    Trotz der launigen Beschwörung von "Frauenpower" - erfahrungsgemäß, ob bei der israelischen oder der amerikanischen Armee, drücken Frauen sich als Soldaten grundsätzlich vor dem Fronteinsatz. Da wird man schwanger (mit anschließender Abtreibung) oder anders unwohl. Am Hindukusch sind bisher Bundeswehrsoldaten gestorben, nicht aber deren weibliches Semivalent. Somit ist die oben beschriebene Geschichte in der Intention mal wieder nichts als Beweihräucherung weiblicher Überlegenheit in moralischen Fragen. Klischeefunk, die jeden Drehbuch-Autor mit Entsetzen zurück lässt, was die Schweinebande in der Produktion aus dem Skript gemacht hat. Es wäre von News-Wert, wenn der TAZ dies mal auffallen würde. Aber eher wird Cohn-Bendit wohl Papst.

  • H
    hagvtr

    auch in der US-Armee waren kurze Frontkommandos notwendig, um die Karriereleiter raufzufallen (an nem 'besserem' Schreibtisch zu landen. Hohe Fluktuation unerfahrener Offiziere im Durchlauferhitzer war in Vietnam nicht so erfolgreich;-), mit fatalen Folgen für US-Streitkräfte, Zivilisten etc.

    Truppenkommandos sollten nicht Mittel zum Zweck sein, sondern das eigentliche Ziel, wo nicht alle Schreibtischtäter zum Zuge kommen, sondern eben 'die Besten der Besten der Besten, Sir!' Was man in den amerikanisch beeinflussten Armeen heute eher als Karikatur verstehen kann. Weil die Grunts nur noch die untersten Schichten und eher die auch anderweitig 'Ärmsten der Armen der Armen' umfassen(pauschal).

    ABer solange sie genug Feuerkraft haben...

  • MZ
    Michel Zahlmeister

    Andere Zeitungen veröffentlichen ständig den gleichen Unsinn. Zufall?

     

    Mit täglicher Propaganda für ARD und ZDF, und Propaganda pro GEZ-Haushaltsabgabe kommen Zeitungsverleger im Gegenzug dem "Leistungsschutzrecht" und damit einer neuen Zwangsabgabe näher.