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Zahlen vom ArbeitsmarktFrüher Winter bringt mehr Arbeitslose

Gut drei Millionen Menschen sind offiziell arbeitslos. Das sind viel weniger als vor einem Jahr. Wirtschaftsforscher hoffen auf einen weiteren Aufschwung.

Bricht der Winter früh ein, liegen Baustellen brach. Bild: dpa

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist zum Jahresende stärker angestiegen als erwartet. Im Dezember waren wieder etwas über 3 Millionen Menschen offiziell erwerbslos, erklärte die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Punkte auf 7,2 Prozent.

Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur, begründete den Anstieg mit dem frühen und starken Wintereinbruch. Dadurch hätten vor allem Bauunternehmen ihre Arbeit einstellen müssen. Insgesamt halte der Wirtschaftsaufschwung aber an, die Folgen der Finanzkrise seien nahezu überwunden, so Weise.

Vor einem Jahr, im Dezember 2009, lag die Arbeitslosenquote noch bei 7,8 Prozent. Seitdem sind nach Angaben der Bundesagentur fast eine halbe Million sozialversicherungspflichtige Stellen hinzugekommen. Rund drei Fünftel davon waren Vollzeit-Arbeitsplätze, der Rest Teilzeitjobs.

Michael Sommer, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, erklärte dagegen, der Aufschwung gehe "an den Langzeitarbeitslosen vorbei". Zu den gut 3 Millionen registrierten Arbeitslosen müsse man noch 1,4 Millionen Menschen hinzurechnen, die in "meist perspektivlosen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen" steckten.

Wirtschaftsforscher machen den Bundesbürgern derweil Hoffnung, dass der Aufschwung auch in den kommenden zwei Jahren weitergehe. Nach dem starken Wachstum 2010 von 3,7 Prozent, werde die Wirtschaft in 2011 kräftig zulegen, schätzt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Präsident Klaus Zimmermann sagte, vermutlich werde die deutsche Ökonomie 2011 um 2,2 Prozent wachsen.

Für die Arbeitnehmer heißt das, dass die Arbeitslosigkeit weiter sinkt, allerdings nicht mehr so schnell wie in den vergangenen Monaten. Die Zahl der Arbeitslosen werde um 3 Millionen herum schwanken, prognostiziert das DIW. Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie ist etwas optimistischer, es rechnet mit 2,5 Prozent Wachstum und weniger als 3 Millionen Arbeitslosen 2011.

Weil sich die Leute keine großen Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen müssten, sei "die Stimmung der Konsumenten gut", sagte der DIW-Forscher Ferdinand Fichtner. Die Bundesbürger neigten jetzt dazu, mehr Geld auszugeben.

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9 Kommentare

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  • M
    Müller

    Was für Arbeitsplätze ? 400 € Jobs, ein€jobs ,Umschulungen ,Weiterbildungen ,Kurtzarbeit etc.?

    Das Image der Parteien die die Assoziale Arbeitspolitik der Vergangennen Jahre zu verantworten haben,kann durch diesen Artikell ,leider,nicht aufpoliert werden .

  • W
    Wolfgang

    Arbeitslosenzahlen, an die glaubt doch fast keiner mehr.

    Aber an das 2000jährige Wunder glaubt ihr noch immer.

    Das zum Thema Glaube.

  • W
    Weinberg

    Herzlichen Dank für die von der Großen Arbeitslosen-Statistikfälschungs-Koalition (CDU, CSU, SPD, FDP und Grünen) präsentierten Arbeitslosenzahlen. Das Koalitions-Motto lautet: „Wir glauben nur der Statistik, die wir durch die von uns beschlossenen Gesetze selbst gefälscht haben!“.

  • N
    Nordhesse

    Mich stört an der “Beschäftigungsrechnerei“ ganz gewaltig, dass die Steuer-/Versicherungszahler mittlerweile gezwungen werden eine bereinigte Arbeitslosenstatistik zu bezahlen.

    Neben oftmals unsinnigen Weiterbildungsmaßnahmen finanziert die Arbeitsagentur auch externe Arbeitsvermittler. Arbeitslose/Alg II-Empfänger werden bis zu einem Jahr von der Arbeitsagentur “outgesourct“ und fallen somit aus der Arbeitslosenstatistik heraus.

    Ein Beispiel aus Nordhessen: Bei der Volkswagentochter “VW-Coaching“ sind über 600 Langzeitarbeitslose gemeldet, die zweimal monatlich zum Coaching-Gespräch erscheinen müssen. Nur ein verschwindend geringer Teil der Arbeitslosen wurde bisher vermittelt. Zahlen hierüber, etwa was dieser Spaß die Allgemeinheit kostet sowie Vermittlungsquoten werden der Öffentlichkeit verschwiegen.

  • S
    Sebastian

    Und was macht das Bild der Dresdner Waldschlößchenbrücke da? Die ausgerechnet wurde ja im tiefsten Winter installiert, am vierten Advent…

  • RE
    Rah Ering

    Ganz offen wird von einer “frisierten Arbeitslosenstatistik“ gesprochen. So werden Ein-Euro-Jobber, Arbeitslose in Weiterbildungsmaßnahmen und Arbeitslose bei privaten Jobvermittlern nicht erfasst. Im November 2010 gab es insgesamt 4,058 Millionen Unterbeschäftigte. Davon waren 2,931 Millionen offiziell als arbeitslos gemeldet.

  • CA
    Christian Alexander Tietgen

    Das Wetter kommt, wie es kommt. Das würde ich jetzt nicht so eng sehen.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Ihr wisst doch ganz genau das diese Zahlen zur Manipulation für die allgemeine "Bild Masse" gedacht ist. Dieses Land hat 6,7 Millionen HarzIV Bezieher und die bezifferten Arbeitslosen müssen noch dazu gerechnet werden, um wenigstens ansatzweise zur wahrhaftigen Sozialen Lage in Deutschland zu kommen. Dazu kommen alle die im Moment nicht von der Statistik erfasst werden, einfach deshalb,weil man uns absichtsvoll betrügen will. Mir macht die lustvolle Interpretation der TAZ Angst.Welche Zeitung kann ich kaufen um endlich mal die Wahrheit zu erfahren?

  • GL
    Gert Löffel

    Was für Arbeitsplätze ? 400 € Jobs, ein€jobs ,Umschulungen ,Weiterbildungen ,Kurtzarbeit etc.?

    Das Image der Parteien die die Assoziale Arbeitspolitik der Vergangennen Jahre zu verantworten haben,kann durch diesen Artikell ,leider,nicht aufpoliert werden .