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Immer weniger ArbeitslosigkeitJetzt wird wieder in die Hände gespuckt

In diesem Jahr haben so viele Menschen wie noch nie einen Job in Deutschland. Ist das ein neues Wirtschftswunder? Erklärungsansätze.

Es wird wieder malocht in Deutschland. Bild: dpa

Arbeitslosigkeit erreicht Tiefstand

Das Jahr 2011 beginnt mit einer guten Nachricht für die Bundesbürger. Die Zahl der Erwerbstätigen ist 2010 auf ihren Höchststand gestiegen, die Erwerbslosigkeit entsprechend gesunken. Und es sieht so aus, als ob sich diese Entwicklung fortsetzt. Der aktuelle Grund liegt im Wesentlichen in der schnellen Erholung der deutschen Wirtschaft nach der Finanzkrise. Die Chance für Arbeitslose, eine Arbeit zu finden, nimmt damit zu.

Im Jahr 2010 arbeiteten in Deutschland so viele Menschen wie nie zuvor im vereinigten Deutschland, erklärte das Statistische Bundesamt am Montag. 40,37 Millionen Bürger verdienten Lohn oder Einkommen, wenn auch teilweise mit sehr geringfügigen Tätigkeiten. 1991 waren es 38,6 Millionen, 2000 gut 39,1 Millionen Erwerbstätige. Ihre Zahl steigt im langen Trend an.

Das bedeutet gleichzeitig, dass die Erwerbslosigkeit abnimmt. Im Durchschnitt des Jahres 2010 lag sie bei nur noch 2,93 Millionen Erwerbslosen, was einer Quote von 6,8 Prozent entspricht. Diese Zahlen sind etwas niedriger als die der Bundesagentur für Arbeit, weil das Statistische Bundesamt auch noch sehr kleine Jobs als Arbeit zählt und deshalb die Zahl der Arbeitslosen geringer ausfällt.

Parallel zu dieser Entwicklung ist 2010 die Zahl der in Deutschland geleisteten Arbeitsstunden auf 57,4 Milliarden gewachsen. Trotz dieser Zunahme verringert sich das Arbeitsvolumen allerdings langfristig. 1991 leisteten die deutschen Beschäftigten noch fast 60 Milliarden Stunden. Unter dem Strich heißt das: Durch geringe Wachstumsraten und steigende Produktivität nimmt die Menge der Arbeit insgesamt ab, wird aber auf mehr Personen verteilt - eine vernünftige Tendenz. Das Ziel der Vollbeschäftigung zu erreichen, rückt zumindest näher.

Warum Deutschland die Krise meisterte

Das Beschäftigungswunder in der Wirtschaftskrise 2008/2009 lässt sich durch ein Stichwort zusammenfassen: interne Flexibilität. Darunter versteht man, dass durch den Abbau von Überstunden, durch die Kurzarbeit und dem Abbau von Guthaben auf Arbeitszeitkonten ein Anschnellen der Arbeitslosenrate vermieden wurde. So nahm die Beschäftigung während des Abschwungs in Deutschland sogar um 0,2 Prozent zu. In Spanien stieg die Arbeitslosenrate um 10 Prozent an. Dort nutzt man vor allem die externe Flexibilität: Geringe Hürden beim Kündigungsschutz und eine Vielzahl befristeter Arbeitsverhältnisse ermöglichten es, Beschäftigte schnell zu feuern.

In Deutschland hätte 2009 der starke Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um fünf Prozent eigentlich zu einem Verlust von rund 3,3 Millionen Arbeitsplätzen führen müssen, haben Forscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung errechnet. Die interne Flexibilität - im Mai 2009 stieg beispielsweise die Anzahl der Kurzarbeiter auf den höchsten Stand von 1,468 Millionen - hielt die Arbeitslosenzahlen niedrig. So wurde auch der Binnenmarktkonsum nicht beeinträchtigt.

Deutlich wird, dass Deutschland in der Krise weniger von den arbeitsrechtlichen Deregulierungen der Hartz-IV-Reformen profitierte als von der starken Sozialpartnerschaft: Die Reduzierung der Wochenarbeitszeit wurde durch Tarifverträge möglich. Auch die Existenz von Arbeitszeitkonten geht auf Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen zwischen Gewerkschaften, Betriebsräten und Arbeitgebern zurück. Experten fordern nun, die Zeitkontensysteme - jeder zweite Beschäftigte hat ein solches Konto - zu reformieren und Extrakonten für Krisenzeiten einzuführen.

Die Arbeitswelt hat sich gewandelt

Die modernen Beschäftigten arbeiten anders als früher. Industrie und Gewerbe bieten zunehmend weniger Jobs. Dafür wächst der Dienstleistungssektor. Dort arbeiteten 2010 durchschnittlich 330.000 Beschäftigte mehr als 2009. Beratungsleistungen aller Art, Gesundheit, Pflege, Kultur und Hilfsdienste nehmen zu. Diese Tätigkeiten sind oft personalintensiv und können schlecht rationalisiert werden.

Im produzierenden Gewerbe waren dagegen 136.000 Personen weniger beschäftigt. Branchen wie Metallverarbeitung oder Elektroindustrie kommen mit weniger Leuten aus. Durch höheren Kapitaleinsatz, mehr Maschinen und Datenverarbeitung wachsen die produzierten Stückzahlen trotzdem.

Dieser Strukturwandel, der in anderen Industrieländern ähnlich abläuft, beruht auf einer langfristigen Entwicklung. 1991 waren knapp 60 Prozent der Arbeitnehmer als Dienstleister tätig, heute sind es 73,5 Prozent. Parallel dazu sank der Anteil der Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe von 29 Prozent 1991 auf 19 Prozent 2010. Gegenüber diesen beiden Sektoren spielt die Land- und Forstwirtschaft kaum noch eine Rolle. Dort arbeiteten 2010 nur noch 2,1 Prozent der Beschäftigten. Vor zehn Jahren waren es noch 3,9 Prozent.

Mit der Verschiebung zu den Dienstleistungen geht einher, dass mehr Frauen arbeiten. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten ist gestiegen - von 1991 bis 2009 von 16,7 auf 19,2 Millionen. Der Anteil der Männer nahm hingegen ab - von 22 Millionen auf 21 Millionen. Frauen wiederum arbeiten anders als Männer: Mehr als die Hälfte der weiblichen Arbeitnehmerinnen war 2009 in Teilzeit beschäftigt. Die männlichen Kollegen arbeiteten zu 83 Prozent auf vollen Stellen.

Ungeregelt, geliehen und in Teilzeit

Durch die Umverteilung der Arbeit auf mehr Personen und die wachsende Bedeutung der Dienstleistungen nehmen moderne Tätigkeitsformen zu, die im Vergleich zur traditionellen Arbeit ungeregelter sind. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen haben viele Beschäftigte keine Lust mehr auf die traditionellen Vollzeitjobs. Auch hochqualifizierte Frauen streben häufig danach, Familie und Beruf besser zu vereinbaren.

Zweitens können Unternehmen höhere Gewinne erzielen, wenn sie ihre Arbeitskräfte flexibel und nicht fest einsetzen. Aus diesem Grund nimmt beispielsweise die Leiharbeit zu. Und drittens erfordern viele Hilfstätigkeiten in Pflegeheimen, Gebäudereinigungen und anderen Unternehmen nur geringe Qualifikationen, weshalb diese Jobs schlecht bezahlt sind. Die Beschäftigten können häufig mit einer dieser Stellen alleine ihren Lebensunterhalt nicht finanzieren, sie müssen mehrere Kleinjobs parallel abwickeln.

Hinzu kommen politische Reformen. Besonders die Politik der rot-grünen Regierung seit 1998 hat dazu beigetragen, dass irreguläre Beschäftigungsverhältnisse zunahmen. Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Mini- und Ein-Euro-Jobs. Die geringfügige Beschäftigung spielt eine zunehmende Rolle. Während nach Angaben der Bundesagentur 2003 rund 4,1 Millionen Arbeitnehmer solche Jobs hatten, waren es 2010 etwa 4,8 Millionen. Auch Niedriglohnjobs, Teilzeittätigkeiten und Leiharbeit werden wichtiger.

Durch diese Entwicklung sind viele Arbeitnehmer einerseits freier in ihren Entscheidungen, wann sie wo wie viel arbeiten wollen. Andererseits steigt aber auch der Anteil derjenigen, die kein Einkommen mehr erzielen können, das ein halbwegs angenehmes Leben finanziert.

Spaltung zwischen Ost und West

Deutschland ist nach wie vor ein geteiltes Land. So lag die Arbeitslosenquote im November 2010 in Westdeutschland bei 6 Prozent, in Ostdeutschland jedoch bei 10,7 Prozent. In einzelnen Bundesländern, wie in Mecklenburg-Vorpommern, erreichte die Quote sogar 11,7 Prozent. In Bayern oder Baden-Württemberg lag sie hingegen bei 3,8 respektive 4,3 Prozent. Nur Bremen erreicht mit 11,5 Prozent ostdeutsche Werte.

Der Grund für die Ost-West-Kluft liegt nach wie vor in den Nachwehen des Umbaus Ost nach der Wende: Wegen der Abwicklung und Schließung etlicher Großbetriebe in Industrie und Landwirtschaft halbierte sich die Erwerbstätigenbevölkerung in Ostdeutschland nach 1989. Bis heute ist der Verlust an Arbeitsplätzen durch die Ansiedlung neue Industrien oder Dienstleistungszentren nicht ausgeglichen worden.

Da Erwerbslosigkeit nach wie vor der häufigste Grund ist, warum Menschen in Armut geraten, ist auch die Armutsquote in Ost und West unterschiedlich. Im bundesweiten Durchschnitt betrug die Armutsgefährdungsquote laut Statistischem Bundesamt 2007 14,3 Prozent. Sie besagt, dass 14,3 Prozent der Bevölkerung weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung Deutschlands zur Verfügung haben. Derzeit sind das 870 Euro monatlich für einen Alleinstehenden. Für die neuen Bundesländer lag die Quote jedoch bei 19,5 Prozent, für die alten Bundesländer bei 12,9 Prozent.

Noch deutlicher fällt der Unterschied beispielsweise zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg aus: Im ostdeutschen Bundesland war knapp ein Viertel der Bevölkerung armutsgefährdet, im westdeutschen hingegen nur jeder Zehnte.

Gering Qualifizierte verlieren

Als Verlierer auf dem deutschen Arbeitsmarkt gelten - neben Menschen mit Migrationshintergrund - die Geringqualifizierten. Durch die Globalisierung sind eine Anzahl einfacher Tätigkeiten in Produktion und Dienstleistung ins Ausland verlagert worden. Zugleich sind die Anforderungen an manche Tätigkeiten gewachsen, sodass es für Geringqualifizierte schwieriger wurde, Arbeit zu finden.

Der Trend hält seit etlichen Jahren an: Von 1991 bis 2004 stieg die Arbeitslosenquote von Frauen ohne Berufsabschluss von 15 auf 21,1 Prozent an. Bis dahin liegt die neueste Datenreihe vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vor. Bei den Männern stieg die Quote im selben Zeitraum von 15 auf 27,8 Prozent an. Auch die Bertelsmann-Stiftung stellt in ihrer Studie "Soziale Gerechtigkeit in der OECD" fest, dass Geringqualifizierte in Deutschland seltener eine reguläre Beschäftigung finden als in der Mehrzahl der anderen OECD-Staaten.

Gerhard Wegner, Direktor des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche Deutschland, regt daher an, große Betriebe dazu zu verpflichten, eine gewisse Anzahl an Arbeitsplätzen für Geringqualifizierte vorzuhalten. Die Soziologen Johannes Giesecke und Jan Paul Heisig plädieren zudem für den Ausbau der vorschulischen Bildung und ein längeres gemeinsames Lernen aller Schüler, um die Bildungschancen von Kindern aus bildungsfernen Familien langfristig zu erhöhen. Selbst wenn sie Arbeit haben, stehen die Geringqualifizierten oft schlechter da als andere: So haben bis zu 40 Prozent von ihnen nur einen 400-Euro-Job. Auch sind Geringqualifizierte überdurchschnittlich häufig von Niedriglöhnen und Armut betroffen.

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25 Kommentare

 / 
  • V
    vic

    So etwas hätte ich in der Rubrik "Wahrheit" erwartet.

  • S
    Sokrates

    Mein Gott, das ist ja schlimm wie hier alles durcheinander gewürfelt wird. An einigen Stammtischen hat das sichr mehr "Hand und Fuß"!

    Wie kann eine linke, unabhängige (?) Tageszeitung ungeprüft solchen Mist im Netz verbreiten?

    Mir wird ganz schlecht, wenn ich das lese und noch im Kopf habe wie es z.B. den "neuen Armen" in Deutschland wirklich geht. Sollten die Autoren tatsächlich glauben was sie schreiben, dann empfehle ich Ihnen dringen z.B. das Buch "einfach abgehängt" zu lesen oder wissen, dass es in Deutschland eine Altersarmut gibt wie es sie nur nach dem Krieg gab!

    Meine Eltern, beide Rentner, können nur überLEBEN weil sie beide eine "geringfügige Beschäftigung" ausüben, soviel zu unserem Wachstumswunder und Sozialstaat.

    Beide waren ihr Leben lang vollbeschäftigt und können sich keinen "ruhigen Lebensabend" gönnen.

    Na gute Nacht Deutschland, wenn das noch als "Aufschwung" gepriesen wird.

  • CA
    Christian Alexander Tietgen

    Wenn es für die Arbeitnehmer aufwärts geht, traue ich dem Aufschwung.

  • HH
    Harald Hase

    Aufschwung hin, Aufschwung her

     

    Eins steht fest: Mittel- und Unterschicht werden weiter verarmen.

     

    Die Hauptursache liegt m.E. darin, dass vielen Unternehmen der Gewinn Ihrer Shareholder wichtiger ist als die Mitarbeiter.

  • K
    Kati

    @ shakalaka: ich muß Sie enttäuschen, die taz und ihre Mitarbeiter wissen was sie tun.

  • T
    transit

    Die taz schreibt immer öfters - wie die FAZ.

  • GF
    Gerda Fürch

    Das Fachgebiet "Volkswirtschaftslehre" führt in Relation zum Fachgebiet "Betriebswirtschaftslehre" seit Jahren ein Stiefmütterchen-Dasein. Kaum jemand kennt noch den wesentlichen Unterschied. Es wird ja an den Unis, Hochschulen und Wirtschaftsfachschulen hauptsächlich "Betriebswirtschaft" studiert und die Lehre, die ungeschriebenen und nicht in Parlamenten verabschiedeten, legitimierten "Gesetze des Marktes" verbreitet. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind eben viel lukrativer als volkswirtschaftliche Kenntnisse und Fähigkeiten in Wirtschft, Forschung und Entwicklung sowie Wissenschaft. Und vor allem in der Banken- und Finanzbranche!

     

    Bei den Neoliberalen und insbesondere seitens der FDP & Co. wird "Volkswirtschaftslehre" (Stichworte: Allgemeinwohl, Gemeinsinn) mit "Staatswirtschaft á la DDR" gleichgesetzt, verunglimpft, beleidigt und reichlich polemisch verächtlich gemacht. Diese Verächtlichmachung ist mitnichten gerechtfertigt. Siehe auch Wirtschafts-Nobelpreisträger!

  • LV
    Lothar von der Ems

    Ja, eben. Je mehr Sozialleistungen gekürzt werden, desto mehr Menschen begeben sich in Arbeit. Das ist die Wirklichkeit. Schwarz-gelb wirkt !!!

  • S
    Spartacus

    Mir fehhlt die Berücksichtigung der großen Drehtür, die sich Mitte 2011 öffnet. Ich prophezeihe den Verlust von 500.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen Deutscher (denen eine Zunahme geringer bezahlter poln. “Wanderarbeiter”-Lohngefälle-Ausbeutungsverhältnisse gegenüberstehen wird), bis Ende 2011 und damit eine reale Arbeitslosenzahl (die ganzen Statistik-Tricks und 1 Euro Jobs, etc. jetzt mal beiseite gelassen) von 10.5 Mio unter den erwerbsfähigen deutschen Wahlberechtigten. Diese Zahl real un-und unterbeschäftigter Deutscher wird bis Ende 2012 aúf über 12 Mio ansteigen.

  • UB
    Uwe Borchert

    Liebe Redaktion,

    .

    Leider ist der vermeldete Sieg gegen die Arbeitslosigkeit nur eine statistische Mogelpackung. In den Zahlen der Erwerbstätigen sind durch die Rechentricks der BA auch alle Arbeitslosen die keine registrierten Arbeitslosen nach SGB-III sind. Das Statistische Bundesamt hat die Vorgabe alle geringfügigen Verdiener als erwerbstätige Erwerbspersonen zu zählen. So wandern Schüler und Rentner mit einigen Euro Zuverdienst auf geringfügiger Basis in die Rechnung. Dazu kommen dann noch einige Mio. geringfügige Verdiener ... Und real bleiben dann weniger als 33 Mio. echte Erwerbstätige.

    .

    MfG

  • B
    Basisdemokrat

    Neoliberales GehirnWischiwaschi!

  • H
    Händespucker

    irgendwie finde ich meinen Lebenbsentwurf, mich nicht versklaven zu lassen und keine kleinen Sklaven für die reichen Gierhälse zu zeugen, doch immer noch sehr gelungen. Ade´ du schöne Rente, hallo meine kleine Sozialhölle, siehst genauso blendend aus, ohne das ich 40 Jahre dafür arbeiten mußte. Ich liebe diese Freiheit hier, zu tun was mir gesagt wird.

  • V
    Virbel

    Ich stimme Volker Rockel zu:

     

    Hier gibt es auch eine Grafik von Verdi zur "Beschäftigungsentwicklung von Deutschland 2000 bis 2010". Dort sieht man auch, dass das Arbeitsvolumen seit 2000 gesunken ist! Nur 2008 war wohl ein besseres Jahr.

     

    http://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/100909_Aufschwung_der_schlechten_Jobs_02.gif

     

     

    zum TAZ-Artikel:

    Es sind zwar Erklärungsansätze vorhanden, es wird jedoch leider nicht genug weiter gedacht. Und die Wirtschaftskrise ist bestimmt nicht ausgestanden, besonders bei den Summen die der Steuerzahler den Banken in den Rachen geworfen hat.

  • MS
    Markus Schwarz

    Minijob für alle!

    So dürfte eher die Überschrift lauten. Leider geht in dem Artikel vollkommen unter, wie diese Zahlen sich zusammensetzen, die da so vollmundig von allen Medien verkündet werden. Die Balkenüberschriften verkünden Vollbeschäftigung, im Text steht dann, dass "teilweise mit sehr geringfügigen Tätigkeiten..." gearbeitet wird. Die Zahlen sind deshallb so hoch, "weil das Statistische Bundesamt auch noch sehr kleine Jobs als Arbeit zählt...". Was heißt das im Klartext? Job verloren und dafür 2 Minijobs. Das bedeutet in der Statistik: Aus einem Job macht zwei. Die wundersame Jobvermehrung auf dem Weg zur Vollbeschäftigung! Und die vielen Rentner, die sich wegen der zu geringen Rente etwas dazuverdienen müssen, werden auch gleich mitgezählt.

    Wenn wir diese Realitätsfernen Parolen der Vollbeschäftigung nur fleißig weiter verbreiten, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn bei den Stammtischen bald wieder gesagt wird: "Wenn jemand Arbeit haben will, dann bekommt er welche, wenn er sich nur genug bemüht!"

    Wir sollten nicht von Arbeitslosigkeit sprechen, sondern von 'Einkommenslosigkeit': Wieviele Menschen zunehmend (mit oder ohne Arbeit) ihren Lebensunterhalt nur schlecht oder nur mit fremder Hilfe unter erbärmlichen Lebensbedingungen bestreiten können, erscheint in kaum einer Statistik, aber ein aufmerksamer Beobachter kann dies im Alltag sehen. Schnell wachsende Zahlen von Suppenküchen, Flaschensammler in den Städten, alte Menschen, die trotz Gebrechen noch arbeiten müssen, weil die Rente nicht reicht, das alles kann man tagtäglich beobachten, wenn man aufmerksam ist. Eine so hoch zivilisierte Gesellschaft wie die Deutsche sollte sich bei weiterhin steigendem Bruttosozialprodukt über solche Zustände schämen!

    Wir haben kein Beschäftigungsproblem, sondern ein Verteilungsproblem, da die Summe aller Einkommen (Bruttosozialprodukt) steigt, kann es doch nicht sein, dass dies nicht für alle reicht. Es wird langsam Zeit für ein bedingungsloses Grundeinkommen!

  • W
    WaltaKa

    Ja, Yeah, Klasse, Phänomenal, wunderbar, Wirtschaftswunderbar, jeder spuckt in die Hände, alle haben Arbeit. Alles ist Gut.

    P.S.: wie heißt eigentlich die deutsche Entsprechung des aktuellen ungarischen Mediengesetzes? Nur mal frag.

  • VR
    Volker Rockel

    Die Frage nach dem „Grad der Beschäftigung“ mag wichtig sein.- Vor dem Hintergrund sich wandelnder Beschäftigung – weg von Vollzeittätigkeiten, hin zur Teilzeit- und geringfügiger Beschäftigung – ist es zunehmend eine volkswirtschaftliche Größe, die wenig aussagefähig ist und das Bild darüber verfälscht, wie sich wirtschaftliches Wachstum tatsächlich auf den Arbeitsmarkt auswirkt!

     

     

    Die einzige volkswirtschaftlich Größe die hierzu eine relevante Ableitung erlaubt, ist das durch das Statistische Bundesamt „erfaßte Arbeitsvolumen“ (Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden).- Und dieses Arbeitsvolumen hat in der letzten Dekade schlichtweg stagniert!

     

    D.h., eine nahezu gleiches Arbeitsvolumen wurde lediglich auf mehr Erwerbstätige verteilt.- Das hat zwar der Volkswirtschaftlich statistisch eine „höhere Anzahl Erwerbstätiger“ beschert aber ist ohne positive Effekte für die Volkswirtschaft geblieben.- Weder wurde dadurch die Einnahmeseite des Staates gestärkt, noch das Beitragsaufkommen der Sozialversicherungen; und auch an einer Stärkung der Binnennachfrage ging die „höher Anzahl der Erwerbstätigen“ vorbei!

     

     

    Es wäre mehr als überraschend, wenn das augenblickliche „Wirtschaftswunder“ ein Mehr an volkswirtschaftlich relevantem „Arbeitsvolumen“ tatsächlich generiert hätte!?

     

    Hier ist eher zu befürchten, dass lediglich volkswirtschaftlich bereits vorhandenes Arbeitsvolumen auf mehr Erwerbstätige umgeschichtet wurde.- Letztendlich der Trend zu „prekärer Beschäftigung“ weiter angehalten hat und dadurch der Anstieg der Erwerbstätigkeit begründet ist!

  • S
    Seher

    Das Problem der Erwerbslosigkeit wird sich in den kommenden 10-20 Jahren alleine durch die demographische Entwicklung loesen.

  • S
    shakalaka

    Was ist denn das? Der Artikel könnte ja in der FAZ stehen. Aber dort wäre er wenigstens auf der Linie der Zeitung. Das sog. deutsche Jobwunder ist eine einzige Propaganda-Farce. Hat sich das bis zur taz noch nicht herumgesprochen?

     

    “Die geringfügige Beschäftigung spielt eine zunehmende Rolle. ... Auch Niedriglohnjobs, Teilzeittätigkeiten und Leiharbeit werden wichtiger.”

     

    Und warum stellen die Autoren nicht klar, dass die beschriebenen Entwicklungen in der Konsequenz bedeuten, dass private Arbeitgeber nicht nur Arbeitskräfte ausbeuten, sondern sich auch immer mehr auf Kosten des Staates, also der Allgemeinheit, bereichern, wenn sie ihren Leuten immer weniger zahlen, weil der Staat für sie „aufstockt“. Dass Menschen von ihrer Arbeit nicht mehr leben können, ist eine Schande in einem reichen Land wie Deutschland. Und das wird als Erfolg verkauft?!

     

    Das scheinen aber weder die Autoren noch die Redaktion zu merken, wenn im Artikel main streem Lügen wie diese nachgeplappert werden: „So wurde auch der Binnenmarktkonsum nicht beeinträchtigt.” Wie bitte? Womit wird das belegt? Und wie verhält es sich dann mit der zunehmenden Armut und Armutsgefährdung, die ja zurecht festgestellt wird? Ist da nicht ein gewisser Widerspruch?

     

    Menschen arbeiten und werden dabei immer ärmer, aus Gründen, die die Autoren ja auch nennen. Aber das Ganze wird dennoch als Erfolgsstory verkauft, genauso wie in all den offiziellen Propaganda-Meldungen auf allen Großkanälen. Muss das sein?

     

    Dann kommt auch noch der Quark mit den Geringqualifizierten und Migranten, die angeblich am meisten von der Armut bedroht sein sollen. Kein gängiges Klischee wird ausgelassen. Das tut weh!

     

    Die Autoren sollten sich dringend mal weiterbilden und sich auf die Suche nach Gegenpositionen machen, die leider kaum in den Mainstreem-Medien zu finden sind, die es aber gibt. Ich verweise auf einige Publikationen der Hans-Böckler-Stiftung, auf die neulich erschienene Studie der ILO zur Lohnentwicklung in Deutschland oder auf folgenden Kommentar auf www.weissgarnix.de/2009/08/22/die-geringqualifizierten-luge/

    Quellen gibt es genug, wenn man danach sucht. Aber so ein Artikel sollte in der taz nicht ohne deutliche Kennzeichnung der Quellen und einer gewissen Distanzierung davon erscheinen!!!

     

    Ein Trost, dass Ulrike Herrmann den Artikel noch am selben Tag durch ihren Kommentar etwas relativiert.

  • WL
    W. Lorenzen-Pranger

    Nein, das ist kein Wirtschaftswunder, das ist Irrsinn! Eine gelegentliche Aushilfe in meinem Laden hat gerade seinen "Bachelor" gemacht - und hofft jetzt auf drei 400-Euro Jobs - ohne Bezug zu seinem Studium - um sich "mal was leisten zu können".

    Jau - das sind doch mal Lebensentwürfe, was? :o(

  • NS
    Nils Schneider

    Liebe TAZ, wo bleibt eigentlich die KRITIK, dass die Niedriglöhner diesen sog. Aufschwung finanzieren? Es gibt viel zuviele Jobs die es nicht leisten, dass man eine Familie gründen und monatlich noch etwas sparen kann! Wann wird Zeitarbeit endlich Netto so entlohnt wie Direktangestelltsein. Für ein Unternehmen muss Zeitarbeit zwingend teurer sein, als eine Festanstellung. Und: Wer Vollzeit arbeitet sollte eine Familie ernähren können und trotzdem noch in den Urlaub fahren dürfen. Es muss sich lohnen in die Hände zu spucken, die Sozialleistungen sind viel zu dicht an den Niedriglöhnen! Die Lösung ist mit Sicherheit nicht die Sozialleistungen zu kürzen.

  • J
    jan

    Was soll dieser neoliberale Blindgänger in der TAZ? Er ist sogar doppelt peinlich, wenn die beste Expertin für amtliche Statistiklügen im eigenen Haus sitzt:

     

    taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/wachstum-lohnt-sich-nicht/

  • V
    V--

    Die Wirtschaftskrise haben wir bestimmt nicht gemeistert. Ich will nicht wissen, was da noch auf uns zukommt.

     

    Auch wenn der Artikel, die Propaganda der Bundesregierung zu den ach so tollen Arbeitslosenzahlen nicht eins zu eins übernimmt, fehlen doch so manche Erklärungsansätze. Des Weiteren werden manche Erklärungsansätze nicht konsequent zu Ende gedacht. Beispiel: Es mag ja richtig sein, dass die Kurzarbeit ein Sinken des Binnenmarktkonsums verhindert hat. Weiter gedacht führt das Lohndumping, welches die jetzige und natürliche auch die vorherige Bundesregierung vorangetrieben haben dazu, dass die Mittel für den Binnenmarktkonsum auch in Zukunft nicht steigen werden. Geringer Lohn = geringerer Konsum.

     

    Besonders störend finde ich Begriffe wie "Wirtschaftswunder", "Beschäftigungswunder" und ebenso störend finde ich, dass einfach Vieles, wie bereits oben angemerkt, nicht WEITER gedacht wird. Erklärungsansatz soll doch bitte nicht bedeuten, dass man für ein Problem eine Erklärung andeutet und darüber hinaus nicht mehr weiterdenkt.

     

    Interessierte mögen sich doch bitte auch unter http://www.nachdenkseiten.de/?p=7869 informieren. In dem gelinkten Artikel finden sich auch noch mal Infos zu Arbeitslosenzahlen und zur Qualität der neuen Arbeitsplätze.

  • CK
    Christoph Köble

    So ein Artikel in der taz? Prost Mahlzeit ...

    Der Aufschwung ... mehr Beschäftigung ... geht es noch?

    Deutschland, Niedriglohnland, prekäre Beschäftigungen, Finanzbranche noch immer unreguliert, Lobbyismus, wohin man schaut ... und die taz bringt einen solchen Artikel.

  • UB
    Uwe Borchert

    Liebe Redaktion,

     

    etwas mehr hinterfragen wäre angebracht. Die Manipulationen und das Herausrechnen von Schulungsteilnehmern ist ja bereits bekannt. Diese Menschen sind zwar Erwerbslose, aber keine registierten Arbeitslosen nach SGB-III. Diese Menschen tauchen in den Erwerbstätigenstatistiken fälschlich als Erwerbstätige auf. Das sind schon mal über 2 Mio. Fehlbuchungen. Ein-Euro-Jobber werden sogar doppelt gezählt, ebenso wie einige andere Gruppen.

     

    Dann gibt es noch Schüler die sich das Taschengeld aufbessern und Rentner die sich zur Armutsrente die Herztropfen über eine geringfügige Tätigkeit finanzieren. Auch diese werden als vollwertige Erwerbstätige gezählt. Das sind auch über 2 Mio. Alleine die Deutsche Rentenversicherung DRV hat 800 Tsd. Rentenbezieher registriert.

     

    Und dann gibt es Erwerbslose die mal paar Euro zuverdienen, aber real als Arbeitslose gesehen werden müssen. Da sind schon 700 Tsd. in den Zahlen der BA zu finden.

     

    Genauer betrachtet haben wir gerade mal 33 Mio. echt erwerbstätige Erwerbspersonen, dazu kommen noch paar Mio. geringfügige beschäftigte Erwerbspersonen, die aber so gesehen kein nennenswertes Einkommen haben.

     

    MfG

     

    Uwe Borchert

  • UB
    Uwe Borchert

    Liebe Redaktion,

     

    etwas mehr hinterfragen wäre angebracht. Die Manipulationen und das Herausrechnen von Schulungsteilnehmern ist ja bereits bekannt. Diese Menschen sind zwar Erwerbslose, aber keine registierten Arbeitslosen nach SGB-III. Diese Menschen tauchen in den Erwerbstätigenstatistiken fälschlich als Erwerbstätige auf. Das sind schon mal über 2 Mio. Fehlbuchungen. Ein-Euro-Jobber werden sogar doppelt gezählt, ebenso wie einige andere Gruppen.

     

    Dann gibt es noch Schüler die sich das Taschengeld aufbessern und Rentner die sich zur Armutsrente die Herztropfen über eine geringfügige Tätigkeit finanzieren. Auch diese werden als vollwertige Erwerbstätige gezählt. Das sind auch über 2 Mio. Alleine die Deutsche Rentenversicherung DRV hat 800 Tsd. Rentenbezieher registriert.

     

    Und dann gibt es Erwerbslose die mal paar Euro zuverdienen, aber real als Arbeitslose gesehen werden müssen. Da sind schon 700 Tsd. in den Zahlen der BA zu finden.

     

    Genauer betrachtet haben wir gerade mal 33 Mio. echt erwerbstätige Erwerbspersonen, dazu kommen noch paar Mio. geringfügige beschäftigte Erwerbspersonen, die aber so gesehen kein nennenswertes Einkommen haben.

     

    MfG

     

    Uwe Borchert