Zahlen der Autolobby: Elektrofahrzeuge sollen in diesem Jahr boomen
Derzeit sind nur 4 von 100 verkauften Fahrzeugen elektrisch. Aber die EU-Grenzwerte zwingen die Branche zum Umsteuern. Sorge wegen Trump.
2025 sinken die CO2-Emissionen, die alle neu verkauften Fahrzeuge eines Autokonzerns ausstoßen dürfen, um 15 Prozent auf 94 Gramm je gefahrenen Kilometer. Sonst drohen happige Strafen. Um diese zu vermeiden, senken einige Hersteller die Preise, andere tun sich mit reinen Elektroproduzenten zusammen – oder erweitern ihr E-Sortiment. In Europa kommen in diesen Monaten sieben neue vollelektrische Modelle unter 25.000 Euro auf den Markt.
Trotz der positiven Aussichten bei den Stromautos zeichnete VDA-Präsidentin Hildegard Müller bei der Jahreskonferenz ihres Verbandes ein düsteres Bild der Branche. 2025 müsse das Jahr eines „Mentalitätswandels und Politikwechsels“ werden, „um den Standort international wieder wettbewerbsfähig zu machen“. Energiekosten, Steuern, Bürokratie, Überregulierung und schleppende Digitalisierung bedrohten den mit 770.000 Jobs größten deutschen Industriesektor. Für das laufende Jahr rechnet der VDA in Deutschland dennoch mit einem Plus von 1 Prozent auf 2,8 Millionen Neuwagen. Damit liege der Absatz noch ein Viertel unter dem Niveau von 2019, sagte Müller.
Angesichts der vom neuen US-Präsidenten Donald Trump angedrohten, aber noch nicht konkretisierten Einfuhrzölle für Autos aus der EU forderte sie bessere Rahmenbedingungen in Europa. Für die deutschen Hersteller sind die USA der wichtigste Exportmarkt mit insgesamt 1,39 Millionen verkauften Fahrzeugen. Laut VDA wurden 2024 allein aus Deutschland rund 400.000 Fahrzeuge in die USA exportiert, so viele wie in kein anderes Land. Aus Mexiko kamen weitere in die USA ausgeführte 336.000 Autos.
Nur 4 Prozent der verkauften Autos elektrisch
Auch wenn 2025 gut wird für die E-Mobilität: Das Regierungsziel, bis 2030 15 Millionen Stromautos auf hiesigen Straßen fahren zu lassen, scheint utopisch. Im vergangenen Jahr waren es gerade 1,6 Millionen vollelektrische Fahrzeuge. Gleichzeitig brachen die Verkäufe auf dem Neuwagenmarkt ein. In Deutschland, wo Ende 2023 die Förderung gestrichen wurde, gar um 27 Prozent. Während 2024 insgesamt in der EU 0,8 Prozent mehr Neuwagen zugelassen wurden, sank der Anteil von E-Autos von 14,6 Prozent im Jahr 2023 auf nunmehr 13,6 Prozent. Dies geht aus am Dienstag veröffentlichten Daten des europäischen Herstellerverbandes Acea hervor.
Laut dem Versicherer HUK Coburg entschieden sich in Deutschland Ende 2024 von 100 privaten AutokäuferInnen lediglich 4 für ein reines Elektroauto. Anfang 2023 waren es noch 7 Prozent gewesen. Von der Schweiz aus schaltete sich Kanzler Olaf Scholz (SPD) in die Diskussion ein: Er freue sich, dass die EU-Kommission „meinen Vorschlag europaweit harmonisierter Kaufprämien für E-Autos inzwischen aufgenommen hat“, sagte er beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
Das sieht Michael Müller-Görnert kritisch: „Es muss gefordert und gefördert werden“, sagt der Verkehrsexperte des ökologisch orientierten Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Auch dass sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für eine gestaffelte Zahlung von Geldbußen bei gerissenen Flottengrenzwerte ausgesprochen hatte, findet nicht seinen Beifall: „Wir wollen kein Aufweichen der EU-Regeln.“ Es sei nämlich nicht ausgemacht, ob die Konzerne die verschärften CO2-Grenzwerte tatsächlich nicht schaffen würden.
Wichtig seien klare Ansagen an die Industrie: „Es muss Schluss sein mit der Kakophonie der Stimmen bei der Aufweichung der Grenzwerte“, ärgert sich Müller-Görnert. Dies gelte auch für das für 2035 geplante Aus für den Verkauf von Verbrennerautos. Vielerorts verkauften sich E-Autos besser als in Deutschland, in Norwegen liege die Quote inzwischen bei 90 Prozent.
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