ZDF-Thriller "Der Verdacht": Man muss nicht töten, um zu morden
"Der Verdacht" (Montag, 20.15 Uhr, ZDF) führt von der namibischen Wüste in einer Berliner Tiefgarage. Ein beklemmendes und grandios fotografiertes Kammerspiel.
Maja und Hanno sind Umweltingenieure, ein Paar und in Namibia. Maja und Hanno sind kreuzunglücklich aneinander. Manchmal ist der Zeitpunkt, um umzukehren, verpasst, heißt es irgendwann in der Mitte des Films. Der verliert sich da schon in den Weiten der Wüste. Und kann eigentlich nur noch in der Katastrophe enden. Einer Katastrophe, die den Zuschauer aber merkwürdig kalt lässt – bis es in Berlin zum großen Showdown unter Damen kommt.
Denn eigentlich ist "Der Verdacht" ein Kammerspiel um ein trauriges Paar, NebenbuhlerInnen und eine Frau in Angst: Maja, in schönster Trostlosigkeit gespielt von Christiane Paul, fühlt sich unsicher, ja verfolgt. Ist sie es wirklich? Das lässt Regisseur Matti Geschonneck lange offen, im klaustrophobischen Luxus der Hotelanlage genauso wie in den grandios fotografierten (Kamera: Martin Langer) Unendlichkeiten der Wüste.
Doch gerade hierin verliert sich der Film, der in einer Verschachtelung aus Rückblenden erzählt. Die fremde Welt wirkt beklemmend und bei aller Weite eng, aber nur mäßig spannend. Namibia und seine Menschen geraten – offenbar ganz gewollt – zur bloßen Staffage eines Stoffes (Buch: Bernd Lange), der auch gut in einem einzigen Raum hätte inszeniert werden können.
Am Tag vor der geplanten Abreise liegt Hanno (Hans-Jochen Wagner) tot neben seinem Wagen – war es Unfall oder Mord? Und was hat Maja damit zu tun?
Die Antwort kommt spät, in einer Berliner Tiefgarage. Die letzten zehn Minuten gehören zu den stärksten des Films und setzen ganz auf klassische Suspense. Und beweisen am Ende, dass man nicht immer töten muss, um zu morden.
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