piwik no script img

ZDF-Nachrichtenmoderator weint fastKlebers feuchte Augen

Claus Kleber kämpft im „heute journal“ mit den Tränen, als er eine positive Flüchtlingsgeschichte erzählt. Welch schöner, wahrhaftiger Moment.

Der Authentischste von allen: ZDF-Mann Claus Kleber. Foto: dpa

Claus Kleber weint. Fast. Ein Kloẞ steckt im Hals, die Augen sind feucht, die Stimme bricht. Live im „heute journal“ am Mittwochabend. Nach einem Beitrag über die Integration von Flüchtlingskindern erzählt er von einem Busfahrer aus Erlangen, der 15 Flüchtlinge gefahren hatte und sie durchs Mikro begrüßte: „I have an important message for all people from the whole world in this bus. I want to say welcome. Welcome to Germany, welcome to my country. Have a nice day.” Kleber kommentiert emotional: „Es kann manchmal so einfach sein.“

Die Männerträne. Ein seltener, wahrhaftiger Moment. Ohnehin ist Kleber der wohl authentischste Nachrichtenmoderator. Twittert zwischen Genialität und Wahnsinn und zeigt den Vulkanier-Gruß zum Tod von Spock-Darsteller Leonard Nimoy.

Weil Wahrhaftigkeit im deutschen (Nachrichten-)Fernsehen so selten ist, werden Klebers feuchte Augen zunächst bei Facebook und Twitter, später in beinahe allen Onlinemedien gefeiert. Bild, Welt, Spiegel Online, Tagesspiegelsogar die taz! Eine mediale Welle, die nur zum Teil dem Sommerloch geschuldet ist.

Denn Männer weinen nicht. Männer weinen schon gar nicht in der Öffentlichkeit und ganz überhaupt niemals vor positiver Rührung. Wenn ein Angehöriger gestorben ist, dann weinen sie, wenn sie wirklich schlimme Schmerzen haben, dann weinen sie. Aber doch nicht aus Empathie.

Kleber twittert später: „Ich reagiere manchmal auf positive Kleinigkeit emotionaler als auf große Story. Nicht sehr professionell“ (sic!).

Stimmt. Professionell ist das nicht, aber schön.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

18 Kommentare

 / 
  • @Parateckxs, Wolfgang Leiberg.

    Was soll denn der Artikel mit "investigativem" Journalismus zu tun haben? Es handelt sich doch um die Meinung von Herrn Wrusch zu einem Medienthema ausgelöst durch die Reaktion in den sozialen Medien. Man kann sich sicher über die Relevanz diesen Themas streiten, aber mit "Investigation" hat das Ganze nix zu tun. Ich lese Taz auch wegen der Meinung zu Themen. MfG

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Gagarin:

      Anmerkungen ins Orbit:

       

      Haben Sie den Eindruck, dass es mir in meinem Kommentar primär um die Frage des 'investigativen Journalismus' ging? Wenn Sie diesen Begriff hier unpassend finden, seien Sie so nett und ersetzen ihn einfach durch einen anderen Begriff Ihrer Wahl.

       

      Ps. In meinem Kommentar ging es auch um Inhalte. Männer und ihre Gefühle war das Thema. Wollen Sie dazu in Austausch mit mir treten? Gerne.

  • "..., als er eine positive Flüchtlingsgeschichte erzählt. Welch(e-sic!) schöner, wahrhaftiger Moment".

    Kleberklaus weint fast? Positive Flüchtlingsgeschichte? Was daran ist eine Flüchtlingsgeschichte? Es ist eine Geschichte über einen deutschen Busfahrer, der Flüchtlingen gegenüber ein normales Verhalten zeigt, eine freundliche Begrüßung in globaler Amtssprache. Das uns das schon zu Tränen rührt, und hier Material für eine Shortstory gerahmt als "positive Flüchtlingsgeschichte" liefert, das spricht Bände, für den Zustand unserer Gesellschaft, aber auch für Sie und Ihre Zeitung die seinerzeitens die Amtseinführung von Frau Leyen mit journalisitschen Ehren gefeiert hat. Weil sie ne Frau ist. Und hier weint ein Mann, wegen einer guten Sache, da interessiert nicht wer dieser Mann ist, welche Inhalte er sonst wie und aus welchen Strukturen (ÖRR- wäre auch mal einen Artikel wert!) heraus in die Welt setzt, oder in welchen Überseeclübchen der sich so aufhält und bei welchen Anlässen, die auch zum Heulen sind, der überhaupt keine Träne vergießt.

    Doll, eine "genderjournalistische" Sensation, der Klaus der Wahrhaftige!

    Höchstinvestigativ dieser Artikel, weiter so, mehr von dem Licht!

  • "Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache - auch nicht mit einer guten Sache". (Hajo Friedrichs).

  • 2G
    24636 (Profil gelöscht)

    Dürfen wir das dann in der Sonntaz Pro & Contra-Diskutieren, ob Anke Leweke oder Claus Kleber authentischer ist? Die Frau Merkel guckt auch schon immer so traurig. Es ist hoffentlich allen klar, dass wenn die nun noch zu Heulen anfängt, die CDU die absolute Mehrheit bekommt. Darum hier nun auch mein Plädoyer: Liebe Frau Merkel, bitte bleiben sie so wie sind, stark und raute. Denn auch die Linke braucht sie... die Hoffnung.

  • Tränen lügen nicht. Danke, Herr Kleber.

     

    Wenn ich dagegen an die versteinerten Fressen unserer Politikerdarsteller denke, wenn sie versuchen, Betroffenheit zu heucheln > ZUM KOTZEN!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Den Alice-Schwarzer-Gedächtnispreis für Herrn Wrusch!! Für sein neues Highlight des investigativen Journalismus! "Männer weinen nicht." meint er erkannt zu haben. Und schon gar nicht aus Empathie. Ach! Woraus denn sonst?

     

    Falls Herr Wrusch mit seiner bahnbrechenden Erkenntnis in der Öffentlichkeit auf eine Hundertschaft wartet, die in Tränen vor ihm ausbricht, wird er dies noch in hundert Jahren erfolglos tun.

     

    Vielleicht geht er lieber einmal dorthin, wo sich einzelne Männer aufhalten. Und hat dort das Glück, sich von seinen vorgestrigen Vorurteilen zu befreien. Ich biete mich für einen gemeinsamen Kinobesuch an. Für einen Film aus der Wrusch'en Rubrik: 'Positive Rührung', zum Beispiel den schweizer Doku-Film über Neuankömmlinge, die über ein Jahr lang von einem Pädagogen begleitet werden.

     

    Aber bitte Taschentücher mitbringen!

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Ironie?

       

      Ansonsten muss ich WU zustimmen... eine kleine nette Emotion täuscht nicht über die massiven Missstände in unserer Gesellschaft hinweg.

      Und kaum einer geht auf die Straße und zeigt der braundumpfen Horde, dass es so nicht geht. Dieses Land zeigt wieder mal massiv sein häßliches Gesicht und alle fragen sich, wie konnte früher das "Dritte Reich" entstehen... die Antwort? Genau SO! ... In diesem Sinne: no love for a nation!

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Neinjetztnicht:

        JA, jetzt doch!

         

        Jeder liest einen Text vor dem Hintergrund seiner eigenen, subjektiven Lebensfolie. Dies gilt für Sie ebenso wie für mich. Sie lesen etwas über 'Braune'. Davon steht allerdings nichts im Artikel. Aber egal.

         

        Natürlich täuscht 'eine kleine nette Emotion' nicht über (andere) massive Missstände' hinweg. Kann sie nicht. Soll sie auch nicht. Aber sie bleibt eine kleine, nette Emotion, die von jenen gewürdigt werden darf, die dies zu schätzen wissen. Gerade heute in Zeiten von emotionaler Kälte auf der einen sowie inszenierten Gefühlen auf der anderen Seite allles andere als pille-palle.

         

        Epilog: Ihre Ironie-Frage habe ich nicht wirklich verstanden, auch nicht Ihren Bezug auf eine - im Text nicht vorkommende - Nation.

         

        Nochmals zur Erinnerung: es ging um das öffentliche Weinen eines Mannes ... und das Bashing anderer Männer als Gefühlsabstinenzler. Durch einen Mann.

  • Bin ich denn die Einzige, die von dem berührten Pressesprecher weniger betroffen ist, als von den vielen schlechten Nachrichten, heute z. B. die über einen Scheunenbrand bei einem Künstlerpaar in Jamel, das sich gegen Faschos einsetzt?

     

    Ich finde Klebers Authentizität lobenswert, nur das Draufstürzen der Presse und Feiern und Jubeln find ich in Anbetracht der lauten und leisen Menschen, die Flüchtlinge gern mit Flammenwerfern vernichten möchten etc. (siehe zum Beispiel Blogg "neues aus freital") nicht wirklich gerechtfertigt.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Wu:

      Wieso denn dieses auschließende Entweder-Oder? Es geht doch auch ohne den Vergleich der seelischen Erschütterung auf der nach oben offenen Betroffenheitsskala.

       

      Bei mir ist beides möglich: die ohnmächtige Wut über die feige, menschenverachtende Aktion der Braunen UND die stille Freude und Rührung über die Reaktion von Herrn Kleber.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Weil hier durch die durchdringende Medienpräsenz von Klebers Millisecunden-Menschlichkeitsmoment gravierende rassistische, menschenverachtende, gewaltbereite und faschistische Probleme weggemenschelt werden (siehe z. B. Jamel, Freital).

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Wu:

          Wieso denn das? Wo wird denn etwas 'weggemenschelt'? Es wird doch über beide Ereignisse berichtet.

    • @Wu:

      *perlen aus freital

  • Schön, dass es so ist - und so sein kann und soll..

     

    Mindestens ein Kleber - like

    • @noevil:

      ..und ein taz - like, für meine taz, schluck...

  • Ne ne - Das - ist professionell!

     

    Das kapiern zwar viel Fischköpp nicht -

    Aber er hat schwer aufgeholt -

    Sein unbeirrtes Nachhaken bei

    Jean-ClaudeTeflon Juncker de Lützelburg -

    Das hatte schon was!-

    Da war was - post - glatti -

    Obamabrarsieren. - &

    Gern noch Luft nach oben.

     

    kurz - Wann wird eine/r von unseren

    Politfellfressen - im Interview -

    - ihm oder wer/wem

    Vergleichbarer/n - auch immer - mal

    Wutentbrannt das Micro ins

    Gesicht schleudern¿

     

    Wie weiland Neil Kinnock ( Labour)

    seinem (parteifreund)

    BBC-Interviewer!

    So hatte der ihn an was auch genau. ->

    Ring frei.