Wüste Drohungen: "Zu Schutt und Asche"
Nordkorea droht Südkorea zu zerstören, wenn südliche Aktivisten weiter Flugblätter im Norden abwerfen.
BERLIN/SEOUL taz/rtr/dpa Nordkoreas Militär hat am Dienstag gedroht, Südkorea "in Schutt und Asche" zu bomben, sollte der Süden nicht Aktivisten daran hindern, regimefeindliche Flugblätter in den Norden zu schicken. "Sollte die südkoreanische Marionettenregierung weiterhin Flugblätter verbreiten und eine Verleumdungskampagne mit puren Erfindungen durchführen, wird unsere Armee, wie bereits angekündigt, entschlossen handeln", zitierte Nordkoreas offizielle Nachrichtenagentur KCNA einen Militärsprecher. "Die Marionettenregierung sollten sich klar sein, dass ein hoch entwickelter Präventivschlag unserer Art alles zu Schutt und Asche reduzieren wird, was sich der Nation und der Wiedervereinigung entgegensetzt."
Bei Militärgesprächen beider Seiten an der innerkoreanischen Grenze nahe der südkoreanischen Stadt Paju an der Westküste hatte der Norden am Montag zum wiederholten Mal die Vertreter des Südens aufgefordert, die Flugblattaktionen zu unterbinden. Erneut drohte der Norden auch damit, den gemeinsam betriebenen Industriepark in der nördlichen Grenzstadt Kaesong zu schließen.
Die Flugblätter stammen von einer Gruppe von Angehörigen mutmaßlich nach Nordkorea verschleppter Südkoreaner. Sie schickten auch am Montag wieder Ballons mit 100.000 Flugblättern in den Norden. Darin werden Nordkoreaner zum Aufstand gegen das Regime des mutmaßlich kranken Kim Jong Il aufgefordert.
Um Kims Zustand ranken sich seit Wochen Gerüchte. Denn er ist schon lange nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten und hat mehrere wichtige Termine verpasst. Nach Meinung des südkoreanischen Geheimdienstes erlitt er im August einen Schlaganfall. Japans Ministerpräsident Taro Aso erklärte gestern im Parlament, nach seinen Informationen sei Kim wahrscheinlich im Krankenhaus, aber entscheidungsfähig. Pjöngjang hat eine Krankheit Kims dementiert. Kürzlich von Nordkorea veröffentlichte Fotos sind nach Meinung von Beobachtern alt.
Im Falle des Todes von Kim könnte es ein Machtvakuum geben. Kürzlich hatte ein japanischer TV-Sender berichtet, ein Sohn Kims sei nach Frankreich gereist, um für seinen Vater einen Neurochirurgen nach Nordkorea zu holen.
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