: Wrestling im Bierzelt
Irrsinn auf der Wiesn im neuen Roman von Bernhard Heckler
Von Andreas Rüttenauer
Aufs Oktoberfest, ja, da müsste man hin. Nein, nicht zum Saufen, zum Geldverdienen. Da ist was zu holen. Man muss ja nicht gleich dazugehören zum Bierpatriarchat, keine Villa im Landhausstil mit Panoramafenster zum Tegernsee sein Eigen nennen. Ein bisschen was abgreifen, das wär’s. Bloß was? Eine Wrestlingshow im Bierzelt. Logisch. Da geht was. Bloß wie? Man braucht die Erlaubnis des Wiesnchefs. Ja, den gibt es wirklich in der Stadtregierung Münchens. Bestechung scheidet aus. Da müsste man ja schon Geld haben. Erpressung also.
Bernhard Heckler: „Die beste Idee der Welt“. Verlag Antje Kunstmann, München 2025,
240 Seiten, 25 Euro
Die armen Münchner Schlucker, die sich zusammentun in Bernhard Hecklers Roman „Die beste Idee der Welt“, um endlich mal mehr als ein paar Hunderter auf einmal zu verdienen, fangen an zu trainieren. Einen Wiesnwirt haben sie schon, der sie auftreten lassen würde. Einen, der die fürs Wrestling nötige Story schreibt, auch. Der hat mal für eine Wochenzeitung geschrieben. Der muss das doch können. Und er schreibt nicht nur das Skript für die Show, er ist auch der Ich-Erzähler dieses Schelmenstücks. Einer, der seine Rolle immer wieder infrage stellt. Bisweilen spricht er die Lesenden direkt an. Oder ist er gar nicht der Erzähler? Auch das wird angedeutet. Ein schönes Spiel mit der Erzählerrolle.
Und der Autor dieses Irrsinns um Bier, Geld, Macht, Liebe und Krebstod, welche Rolle spielt er? Bernhard Heckler ist jedenfalls kein armer Schlucker. Als Feuilletonist der Süddeutschen Zeitung sollte es ihm doch recht gut gehen. Aber welche Wette mag es gewesen sein, die ihn dazu bewogen hat, das Giesinger Bier auf das Oktoberfest zu schreiben. Neben den fünf Münchner Stammbrauereien hätte das junge Giesinger nur allzu gerne einen Platz auf dem Oktoberfest. Heckler macht’s möglich. Bestechung? Erpressung? Oder schmeckt es ihm einfach? So wie dem Rezensenten dieser Roman geschmeckt hat.
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