piwik no script img

Wohnheimplätze für StudierendeNur leere Versprechungen

Vor einem Jahr hatte der rot-schwarze Senat 5.000 Plätze zugesagt - es gibt bisher noch keinen einzigen.

Noch lauschen sie dem Prof - aber wo sollen sie abends schlafen? Bild: dpa

Der Senat spiele „Hase und Igel“ mit dem Studentenwerk, wenn es um Grundstücke für neue Wohnheime gehe, sagt Petra Mai-Hartung, Geschäftsführerin der Berliner Studentenwerke. „Uns werden Liegenschaften angeboten, aber wenn wir zusagen, heißt es: Nein, hier kommt etwas anderes rein“, so Mai-Hartung auf einem Fachgespräch auf Einladung der Grünen im Abgeordnetenhaus am Mittwoch.

Vor einem Jahr hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) 5.000 neue Wohnheimplätze für Studenten versprochen. Anja Schillhaneck (Grüne) fragte im März nach dem Stand. Bislang, so die Antwort des Senats, sind keine zusätzlichen Plätze entstanden.

Auf fünf Grundstücken sind zwar 610 Plätze geplant. Wer diese Plätze bis wann schaffen soll, ist aber ungeklärt. Nach Ansicht von Mai-Hartung ist es auch Aufgabe des Senats, Studenten bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen. Phillip Bahrt vom Asta der FU verweist darauf, dass die meisten Studierenden auf dem regulären Wohnraum suchen – weshalb generell mehr bezahlbare Wohnungen entstehen müssten.

Gute Wohnmöglichkeiten für Studierende sind in Berlin selten. Der Bafög-Höchstsatz sieht nur 224 Euro Warmmiete vor. Nur etwa sechs Prozent aller Berliner Studierenden hätten einen Wohnheimplatz, so Mai-Hartung – und das Verhältnis werde sich in den nächsten Jahren wegen steigender Studentenzahlen weiter verschlechtern.

Private Anbieter für studentische Wohnheimplätze sind längst auf dem Vormarsch und bieten eine gute Alternative. Das findet zumindest Simon Wöhr, Mitarbeiter des neuen Studentendorfes, das aus Containern im Plänterwald aufgebaut wird. Das Wohnheim eines privaten Trägers soll Studenten eine eher „spartanische Inneneinrichtung“, aber dafür viel Platz zum Grillen, Feiern und Sportmachen bieten. Eine Einraumwohnung ist für knapp 400 Euro zu haben – zu viel für den Bafög-Satz.

„Was Touristen an Berlin interessiert, ist längst nicht mehr die Gedächtniskirche“, sagt Petra Mai-Hartung am Ende des Gesprächs. „Es ist das Flair.“ Wenn die Wohnbedingungen für Geringverdienende und Studenten nicht besser würden, gehe das bald verloren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Als Mutter eines studierenden Kindes kenne ich die verzweifelte Suche nach einem bezahlbaren Wohnplatz sehr gut.

    Meine Entscheidung ist daher nach Möglichkeit den Zuzug neuer Bürger zu minimieren und die Bevölkerung Deutschlands zurückzufahren auf ca. 60 Millionen. Das Entlastet die Infrastruktur und die Natur wird es danken.

    Der Druck diese zu bebauen sinkt. Also keinerlei weiteren Zuzug und die Bevölkerungspyramide wieder auf ein vernünftigs Maß zurückfahren. So sinkt gleichfalls der Druck auf dem Arbeitsmart. Die Löhne steigen da die unternehmen Arbeitskräfte benötigen und Kompromisse eingehen müssen.